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Lob für Bauern

Nährstoffbericht 2020/21: Niedersachsen baut Nitratüberschuss komplett ab!

Niedersachsen erreicht erstmals eine Stickstoffdüngebilanz unterhalb der gesetzlichen Grenze. Die Bauern haben damit unterhalb des errechneten Düngebedarfs der Pflanzen gedüngt.

Lesezeit: 6 Minuten

„Wir haben das Etappenziele erreicht!“ Mit diesen Worten hat Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast am Mittwoch die Ergebnisse des 9. Nährstoffberichtes 2020/21 vorgestellt.

Demnach überschreiten mit Cloppenburg und der Grafschaft Bentheim nur noch zwei Landkreise die Obergrenze für organischen und organisch-mineralischen Stickstoff von 170 kg N pro Hektar. Erstmals erreicht Niedersachsen auf Landesebene eine Stickstoffdüngebilanz unterhalb der gesetzlichen Grenze. Dementsprechend lobte Otte-Kinast den gemeinsamen Willen aller Beteiligten, im Sinne des Gewässerschutzes zu handeln. Zuallererst hob sie dabei die landwirtschaftlichen Betriebe hervor, die in beeindruckender Weise dazu beigetragen hätten. Sie hätten erstmals unterhalb des errechneten Düngebedarfs der Pflanzen gedüngt.

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Laut Bericht wurde der Nährstoffüberschuss von 80.000 t Stickstoff im Berichtszeitraum 2014/15 komplett abgebaut und auf minus 3.655 t Stickstoff kontinuierlich auf Landesebene reduziert. Die Düngebehörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) hat die Bilanz erstellt. Das Ergebnis: Die Verbringung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten erreichte im Meldejahr 2020/2021 einen Wert von 37,8 Mio. t Frischmasse (Vorjahr: 37,9 Mio. t).

Gute Wetterbedingungen begünstigten zusätzlich das Aufbringen von organischem Dünger im Frühjahr. Hinzu kam ein weiterhin rückläufiges Nährstoffaufkommen aus der Tierhaltung. Gegenüber dem vorherigen Nährstoffbericht haben sich die Tierbestände der Rinder um 71.773 Tiere, bei den Schweinen um 97.498 Tiere und beim Geflügel um rund 647.000 Tiere verringert. Das wirkt sich positiv auf den Stickstoff aus: Insbesondere durch einen historischen Tiefststand des Mineraldüngerabsatzes (rund 180.000 t) sowie eine weiter rückläufige Stickstoffausbringung aus organischen Düngemitteln hat sich das Stickstoff-Düngesaldo (berechneter Bedarf vs. Düngung) von rund 692 t auf minus 3.655 t Stickstoff verringert.

Bei den Grundwassermessstellen zeigt sich gegenüber dem vorherigen Nährstoffbericht ein leicht positiver Trend. Der Anteil an Messstellen mit fallenden Nitratwerten steigt. „Mit unserem Vorgehen erreichen wir die geforderten Ziele. Eine stringente Umsetzung des Düngerechts sowie eine effektive risikoorientierte Überwachung, unterstützt durch elektronisch erfasste Meldedaten führen zum Erfolg“, erklärte Ministerin Otte-Kinast.

Bei der künftigen Novellierung der Düngeverordnung, für die sich Niedersachsen gemeinsam mit anderen Ländern einsetzt, wird sich Niedersachsen dafür stark machen, dass bei der Anwendung der einzelnen Maßnahmen in den Roten Gebieten bereits vorher der emissionsbasierte Ansatz angewendet werden kann.

In Bezug auf Phosphor besteht mit rund 22.630 t Phosphat weiterhin ein großes Einsparpotential und somit hoher Handlungsbedarf. „Das Ziel, einen günstigen Zustand des Grund- und Oberflächenwassers flächendeckend zu erreichen, bedarf in Niedersachsen weiterhin starker Anstrengungen“, stellte die Landwirtschaftsministerin fest.

Regionale Ungleichgewichte bei der Nährstoffversorgung erfordern Beratung

Lob kommt auch von Kammerpräsident Gerhard Schwetje: „Die Zahlen des Nährstoffberichts dokumentieren eindrucksvoll, wie erfolgreich die Betriebe mittlerweile ihre Arbeitsweise beim Nährstoffmanagement angepasst haben.“

Dass sich die Verbringung von Wirtschaftsdüngern weiterhin auf dem Rekordniveau des Vorjahreszeitraums bewege, mache sichtbar, dass zahlreiche Ackerbaubetriebe die organische Düngung dauerhaft in ihre Produktion integrierten, so der Kammerpräsident. „Eine effiziente landesweite Verteilung der Wirtschaftsdünger aus Regionen mit leistungsfähiger Tierhaltung in die Ackerbauregionen ist wichtig für die Schließung des Nährstoffkreislaufes.“

Die fortbestehenden regionalen Ungleichgewichte bei der Nährstoffversorgung erforderten weiterhin eine fundierte Beratung sowie betriebliche Anstrengungen, um auch flächendeckend eine Düngung nach den Vorgaben des Düngerechts zu etablieren, ergänzte Schwetje. Hierbei hätten sich regionale und überregionale „Runde Tische“ zum Nährstoffmanagement sehr bewährt, wenn es darum gehe, die Bedürfnisse der betroffenen Betriebe und die gesetzlichen Anforderungen möglichst praxisnah in Einklang zu bringen.

Landvolk: Tatsächliche Düngedefizit liegt bei 24.000 t

Eine wichtige Ergänzung lieferte am Mittwoch noch Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies: Seinen Berechnungen nach liegt das tatsächliche Düngedefizit sogar bei 24.000 t, weil in den sogenannten Roten Gebieten die Landwirte 20 % weniger als die Pflanze benötigt, überhaupt düngen dürfen.

Er verweist auch darauf, dass das „Düngen unter Bedarf“ sich auf die Qualität der Pflanzen auswirke und keine Dauerlösung sein kann: „Brotweizen können wir Landwirte in Deutschland immer weniger produzieren. Gerade in Anbetracht der aktuellen Situation in der Ukraine sollte die Regierung diesen wichtigen Aspekt im Blick haben. Unsere Landwirte sind auf dem richtigen Weg, man muss sie nur machen lassen und nicht mit neuen Auflagen belegen“, erklärt Hennies.

Nur noch die beiden Landkreise Cloppenburg und Grafschaft Bentheim überschritten am 1. Januar 2021 die gesetzliche Stickstoff-Obergrenze von 170 kg organischem Stickstoff pro Hektar. Doch auch hier sind erste Erfolge zu sehen aufgrund der Abstockung der Tierbestände, durch Beratung und moderne Technik. „Wichtig ist und war uns immer der Blick auf die einzelnen Betriebe. Es darf nicht weiterhin so sein, dass die gesamte Landwirtschaft in Niedersachsen unter Generalverdacht gestellt wird“, stellt Hennies klar.

Auch die Reduzierung der Tierzahlen hat wesentlich zur Minimierung beigetragen. „Der Rückgang der Rinderhaltung und die Verbesserung der Nährstoffausnutzung bzw. -effizienz sind hier wesentliche Aspekte“, zeigt Hennies auf. Die prekäre, aktuelle Situation auf dem Schweinemarkt mit dem dramatischen Rückgang der Schweinhaltung in 2021 und 2022 wird sich hingegen erst in den nächsten Nährstoffberichten bemerkbar machen. „Aber ob das der Sinn ist, dass wir unsere Schweinehaltung noch weiter aufgeben, ist doch sehr fraglich, wenn andernorts zu weitaus niedrigeren Umwelt- und Tierschutzstandards produziert wird“, sieht Hennies die Grenze des Zumutbaren allmählich erreicht.

NABU weiterhin unzufrieden

Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender, hält diese Entwicklung nur für einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Seiner Meinung nach ist dieser Rückgang aber immer noch nicht stark genug. "Mit Cloppenburg und der Grafschaft Bentheim überschreiten noch immer zwei Landkreise die gesetzliche Stickstoff-Obergrenze, insbesondere aufgrund des Eintrages von umwelt- und gesundheitsschädlichem Ammoniak-Stickstoff aus der Tierhaltung in die Luft. Auch das Grundwasser ist auf großen Teilen der Landesflächen mit Nitrat über den Grenzwerten belastet und gefährdet damit die Trinkwasserversorgung – und noch immer ist ein Großteil der Fließgewässer in Niedersachsen in einem schlechten Zustand.“

Er weist darauf hin, dass in Deutschland 26,2 % der etwa 6.750 neu bewerteten Insektenarten gefährdet seien – darunter vor allem gewässergebundene Arten. "Wenn man beachtet, dass beispielsweise artenreiches Grünland maximal 60 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr verträgt, bevor es verarmt, ist selbst der gesetzliche Grenzwert deutlich zu hoch angesetzt und müsste erheblich verringert werden."

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