Laut einer neuen Studie der University of Saskatchewan in Saskatoon (Kanada) sollen Neonikotinoide negativen Einfluss auf das Wanderverhalten bzw. den Rhythmus von Zugvögeln haben. Indirekt seien die Chemikalien so am Rückgang der Bestände beteiligt, zitiert Spiegel Online aus der Fachzeitschrift Science.
Konkret soll das Mittel Imidacloprid zu Gewichtsverlust und längerer Rastdauer bei Dachsammern (Zonotrichia leucophrys) führen, berichten die Forscher. Sie verabreichten Versuchsvögel 10 % der tödlichen Dosis von Imidacloprid. Diese Menge könnten Vögel auch in freier Natur in kurzer Zeit aufnehmen, heißt es. Die Vögel hätten anschließend 70 % weniger gefressen als die Tiere in der Kontrollgruppe und verloren innerhalb von sechs Stunden 6 % an Körpermasse, hauptsächlich Fettreserven. Außerdem seien die Versuchstiere im Vergleich zu den Vögeln der Kontrollgruppe durchschnittlich erst nach vier Tagen statt nach einem halben Tag losgeflogen. Die Forscher gehen davon aus, dass die Vögel ihren Zwischenaufenthalt verlängern, um sich von der Vergiftung zu erholen.
Da der verspätete Abflug auch das Brutverhalten negativ beeinflusse, sei dies zum Teil die Erklärung, warum Zugvogelarten und Ackerlandvogelarten weltweit so dramatisch zurückgehen. Der deutsche NABU wertet die Studie als wichtigen Beleg und weiteres Argument, den Chemikalieneinsatz in der Landwirtschaft einzuschränken.