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Neuer Trend Körnerleguminosenanbau: Das sind die Chancen und Risiken

Bisherige Nischen, wie die Körnerleguminosen, entwickeln sich zu Wachstumsfeldern für Landwirte. In einer Serie beleuchten wir die Ursachen dieser Trends und skizzieren die Chancen für die Betriebe.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Jörg Reisenweber, Bayerische ­Landesanstalt für Landwirtschaft

Seit Jahren nehmen die Anbau­flächen von Körnerleguminosen zu. Wegen der extrem gestiegenen Preise für mineralische Stickstoffdünger erhöhte sich die Anbaufläche in Deutschland im Jahr 2022 gegenüber 2021 noch einmal um knapp 20 %.

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Spitzenreiter ist die Futtererbse mit 106.600 ha, gefolgt von der Ackerbohne mit 71.200 ha und der Sojabohne mit 51.400 ha, die mit plus 50 % die höchste Zuwachsrate verzeichnet. Mit 31.700 ha liegt die Lupine auf dem vierten Platz.

Für den Anbau von Leguminosen sprechen viele Faktoren:

  • Bindung von Luftstickstoff,
  • keine mineralische N-Düngung, was Klimagase reduziert und Kosten spart,
  • Auflockerung getreidereicher Fruchtfolgen und damit geringerer Krankheitsdruck,
  • Verbesserung der Bodenstruktur,
  • Vermeidung von Resistenzen bei Ungräsern (Ackerfuchsschwanz),
  • pfluglose Bodenbearbeitung möglich,
  • geringere Abhängigkeit von importierten Eiweißfuttermitteln und
  • mehr Wertschöpfung im eigenen Betrieb bei Verfütterung an Nutztiere.

Es gibt allerdings auch Herausforderungen:

  • Starke Ertragsschwankungen je nach Vegetationsverlauf und Standort und
  • unbefriedigende Marktpreise mit Ausnahme von Soja.

Kein Ertragszuwachs mehr

Wie Übersicht 1 zeigt, hat es in den letzten Jahren statistisch keinen Ertragszuwachs mehr gegeben. Dies ist auch durch die klimatischen Bedingungen wie (Früh-)Sommertrockenheit und Un­wetter (Hagel, Sturm, Starkregen) verursacht. Besonders empfindlich zeigten sich hier Lupinen.

Bis sich die Sojabohne in Deutschland nennenswert etablieren konnte, beschränkte sich der Anbau von Körnerleguminosen hauptsächlich auf Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen. Begrenzt wurde der Anbauumfang durch die eingeschränkte Verwertbarkeit und mangelnde wirtschaftliche Attraktivität.

Wegen des relativ niedrigen Durchschnittsertrages in Verbindung mit Erzeugerpreisen, die sich im Bereich der Getreidefrüchte bewegen, waren hier nur Deckungsbeiträge erzielbar, die weit unter dem Niveau von Getreide oder Ölsaaten zu liegen kamen.

Sojabohnen auf Maisniveau

Mit der Sojabohne und ihren weitaus höheren Erzeugerpreisen ließen sich in den letzten Jahren konkurrenzkräftige Deckungsbeiträge erzielen. Sie erreichten in geeigneten Lagen das Niveau von Körnermais oder übertrafen es sogar.

Die Entwicklung der Erzeugerpreise für Leguminosen im Vergleich zu Getreide zeigt Übersicht 2. Hier ist ersichtlich, dass sich Futtererbsen und Ackerbohnen auf Getreidepreis-Niveau bewegen, während die ­Sojabohne in direkter Nachbarschaft zum Körnerraps zu finden ist. 

Der für Soja erzielte Preis hängt unter anderem von den Vermarktungsmöglichkeiten ab. Während in Süddeutschland mittlerweile ein dichtes Netz an Abnehmern existiert, sind die Vermarktungs- oder Aufbereitungsmöglichkeiten in der Mitte und im Norden Deutschlands noch beschränkt.

Ein Blick auf die letzten drei Erntejahre zeigt, dass sich mit Sojabohnen im Mittel ähnlich hohe Deckungs­beiträge wie mit Winterraps, Körnermais oder Winterweizen erzielen ließen. Anderen Druschfrüchten ist Soja sogar deutlich überlegen. Ackerbohnen und Futtererbsen schneiden deutlich schlechter ab.

Günstige Vorfruchtwirkung

Nicht eingerechnet in die Deckungs­beiträge ist die Vorfruchtwirkung der Pflanzen, da sie sich erst bei den Fol­gefrüchten bemerkbar macht. Gerade in Fruchtfolgen mit hohen Getreide- oder Maisanteilen können Sojabohnen punkten. Sie unterbrechen Krankheitszyklen und die Vermehrung von Schädlingen.

Außerdem verbessern sie die ­Bodenstruktur und hinterlassen Stickstoff. Im nachfolgenden Weizenanbau lässt sich so für Körnerleguminosen im Vergleich zu einer Getreidevorfrucht als Faustzahl ein Vorfruchtwert von etwa 150 bis 200 €/ha nennen.

Gemessen am fünfjährigen Durchschnittsertrag (2017 bis 2021) fielen die Erträge 2022 nach bisherigen Schätzungen enttäuschend aus. So konnte lediglich die Ackerbohne mit 25,7 dt/ha das mehrjährige Mittel (25,6 dt/ha) erreichen. Futtererbsen hatten mit 27,4 dt/ha (29,9 dt/ha) ähnlich wie Lupinen mit 27,1 dt (28,8 dt/ha) vergleichsweise geringe Einbußen hinzunehmen.

Am stärksten ist die Ertragsdepression bei der Sojabohne ausgefallen: Den 31,4 dt/ha der Vorjahre stehen 27,7 dt im Jahr 2022 gegenüber.

Die hohen Erzeugerpreise für Körnerleguminosen der Ernte 2022 führen bei den vier untersuchten Kulturen Ackerbohnen, Futtererbsen, Sojabohnen und Lupinen zu einem positiven Deckungsbeitrag – im Durchschnitt zwischen etwa 200 und 800 €/ha. Trotz des vergleichsweise hohen Deckungsbeitrages von 760 €/ha wäre bei der Sojabohne mehr drin gewesen. Hätte sie 32 dt/ha gedroschen, wären 1.000 €/ha möglich gewesen.

Wegen der hohen Erzeugerpreise kamen Weizen, Raps und Mais auf durchschnittliche Deckungsbeiträge zwischen 1.000 und 1.500 €/ha. Insgesamt gesehen haben die Körnerleguminosen von den hohen Stickstoffpreisen 2021/22 der Nichtleguminosen somit relativ gesehen kaum profitieren können.

Ökoleguminosen besser

Im Gegensatz zu den konventionell angebauten Eiweißpflanzen stehen die ökologischen Varianten im Vergleich zu den Vorjahren deutlich besser da: Die Zuwächse beim Deckungsbeitrag reichen von +150 €/ha (Erbsen, Sojabohnen) bis +500 €/ha (Lupinen). Ein Teil des Pluses ergibt sich aus der Anrechnung des hinterlassenen Stickstoffs für die Folgefrucht.

Die höhere wirtschaftliche Bedeutung der Leguminosen im Ökolandbau wird deutlich, wenn als Vergleich der Deckungsbeitrag alternativer Druschfrüchte herangezogen wird: Öko­­winterweizen 1.500 €/ha, Ökobraugerste 950 €/ha, Sonnenblumen 950 €/ha. Anders als im konventionellen Anbau liegen hier die Deckungsbeiträge der Leguminosen in etwa auf dem Niveau von Getreide und Ölsaaten.

Aussichten für 2023

Auch für die kommende Anbausaison dürfen von den Eiweißpflanzen keine Wunder erwartet werden. Wird z. B. für bayerische Verhältnisse mit einem fünfjährigen Durchschnittsertrag, den bisher prognostizierten Erzeugerpreisen und den aktuellen Kosten für Betriebsmittel kalkuliert, werden Ackerbohnen und Futtererbsen erneut im unteren Bereich der Wirtschaftlichkeit liegen.

Interessant dürfte der Vergleich zwischen Winterraps und Sojabohne ausfallen. Stand Oktober 2022 können z. B. für Sojabohnen in Niederbayern Vorverträge zur Ernte 2023 für 58 €/dt (ohne MwSt.) abgeschlossen werden. Dies würde einen Deckungsbeitrag von ca. 750 €/ha ergeben, was dem Niveau von Raps bei 59,60 €/dt (bei 40 % Öl, ohne MwSt.) entspricht.

Sojabohnen und Winterraps würden somit nach derzeitigem Stand eindeutig zu den Gewinnern gehören. Belastend für Getreide und Mais wirken sich die aktuell relativ niedrigen Erzeugerpreisprognosen, die erneut sehr hohen Düngerpreise und die voraussichtlich hohen Trocknungskosten (Mais!) aus.

Umweltprogramme nutzen?

In der Regel kann der Anbau von Körnerleguminosen auch mit einer Teilnahme an Agrarumweltprogrammen kombiniert werden (z. B. das bayerische KULAP). Bei den vielen Maßnahmen ist ein Mindestanteil der Leguminosen an der Ackerfläche gefordert. Sind die betrieblichen Voraussetzungen gegeben und eine passende Fruchtfolge möglich, kann sich die Teilnahme an diesen Umweltprogrammen durchaus lohnen.

Die dargestellten Kalkulationen können nur durchschnittliche Verhältnisse und aktuelle Prognosen berücksichtigen. Wer für seine Standortverhältnisse und Vermarktungsmöglichkeiten rechnen möchte, kann dies mit der Inter­netanwendung „LfL Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten“ tun unter www.stmelf.bayern.de/idb

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