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Neues zu Gülle-Strip Till in Kartoffeln und Mais

Gülle unterfuß zu Mais ist in der Praxis angekommen. Auch in Kartoffeln bietet das System Vorteile. „Die Wurzeln wachsen bei diesem Verfahren tiefer in den Boden und können dort Wasser und Nährstoffe erreichen“, so Lohnunternehmer Dirk Nachbarschulte aus dem nördlichen Ruhrgebiet.

Lesezeit: 6 Minuten

Gülle unterfuß zu Mais ist in der Praxis angekommen. Auch in Kartoffeln bietet das System Vorteile. „Die Wurzeln wachsen bei diesem Verfahren tiefer in den Boden und können dort Wasser und Nährstoffe erreichen“, so Lohnunternehmer Dirk Nachbarschulte aus dem nördlichen Ruhrgebiet. „Vor allem auf sandigen Böden halten die Pflanzen bei Trockenstress ca. 10 Tage länger durch.“


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Wie er das Verfahren bei seinen Kunden einsetzt, stellte er auf dem 5. Treffen des Arbeitskreises „Gülle-Strip Till“ kürzlich vor. Zu diesem lud Dr. Ludger Laurenz, Berater der LWK Nordrhein-Westfalen, interessierte Landwirte, Lohnunternehmer, Handelsvertreter und Wissenschaftler letzte Woche nach Coesfeld ein.

 

Seit etwa 5 Jahren feilt Nachbarschulte mittlerweile am richtigen Vorgehen, um Gülle unterfuß zu Kartoffeln auszubringen. Dabei geht er wie folgt vor:


Im Frühjahr bearbeitet er zunächst den Zwischenfruchtbestand oder die Maisstoppeln mit einer Kurzscheibenegge ca. 5 cm tief. Um die Gülle mit Nitrifikationshemmstoff zu platzieren, kommt sein umgebauter Grubber am Selbstfahrer zum Einsatz. Dieser lockert den Boden auf 30 cm und legt die Gülle auf zwei Tiefen ab: 20 cm und 4 cm. Die Reihenweite liegt bei 75 cm, die ideal mit der 4-reihigen Pflanzmaschine kooperiert.


Meist findet das Pflanzen zwei Tage nach der Güllegabe statt. Die flacher abgelegte Gülle versorgt die Kartoffel sofort mit Nährstoffen, das tiefere Depot nutzen die Pflanzen später in der Vegetation. Der Lohnunternehmer konnte dabei viele Vorteile beobachten: Der Knollenansatz der Kartoffeln ist optimal und grüne Knollen sind auf den Betrieben fast kein Thema mehr.


Da die Tiefenlockerung des Bodens in einem Arbeitsgang mit der Gülle erfolgt, halten sich die Kosten für seine Kunden in Grenzen. Bei Güllegaben von 25 bis 30 m3/ha konnte Nachbarschulte bisher nicht feststellen, dass die Herkunft der organischen Dünger eine Rolle spielt. Auch Sortenunterschiede gab es bislang keine. Von Gärresten aus dem Nachgärer rät er allerdings ab.


Um die gesamte Düngung der Kartoffel möglichst mit der Gülle-Unterfußgabe abzuschließen, hat sich der Lohnunternehmer folgendes überlegt: Er mischt bei Schweinegülle flüssiges Kalium zu und optimiert so die Nährstoffversorgung.

 

Bei Mais reicht die platzierte Güllegabe auf optimal mit Grundnährstoffen versorgten Böden meist aus, um die Sommerung bedarfsgerecht zu ernähren. Auf die Gabe von mineralischem Unterfußdünger lässt sich in vielen Fällen daher verzichten. Dies erläuterte Karl-Gerd Harms, LWK Niedersachsen, anhand seiner 3-jährigen Versuche auf Sandboden (35 BP). „Die Gülle-Unterfußdüngung nach Pflugeinsatz schwächelte nur in kalten Frühjahren“, berichtete der Berater. Überwiegend zeigte sie aber eine höhere Nährstoffverfügbarkeit, einen höheren N-Entzug und ähnliche Erträge im Vergleich zur breitflächigen Gülleverteilung. Wichtig dabei ist jedoch der Einsatz eines Nitrifikationshemmstoffes.


Seine Versuche dazu nach Pflug oder Mulchsaat ergaben, dass bei breitflächigem Gülleeinsatz der Nitrifikationshemmstoff die Düngung absichert. Bei Gülle unterfuß ist der Einsatz ein Muss, da andernfalls die Erträge deutlich abfallen können. Die Menge an Hemmstoff lässt sich bei Gülle unterfuß im Vergleich zu Breitverteilung reduzieren.

 

Eine wichtige Rolle spielt auch die Bodenbearbeitung. Gepflügte Böden erwärmen sich schneller als mit reduzierter Bodenbearbeitung. Daher entwickelt sich Gülle-Strip-Till Mais in kühlerem Frühjahr zunächst langsamer. In weiteren Versuchen will Harms nun herausfinden, ob sich eine platzierte Güllegabe im 6-Blattstadium des Maises lohnt. Dazu legte er in diesem Jahr die Gülle auf 20 bzw. 30 cm Tiefe zwischen die Reihen ab.

 

Neben stabilen Maiserträgen überzeugt das Gülle Strip-Till Verfahren Landwirt Christoph Oing aus dem nordrhein-westfälischen Gronau-Epe noch aus zwei weiteren Gründen:

1. Die verbesserte Wasserinfiltration in den Boden und

2. die Vorteile für die Vogelwelt.

 

Vor fünf Jahren hat er den Pflug in die Ecke gestellt und legt den Mais nur noch in Streifen in die gemulchte Zwischenfrucht-Mischung aus Senf, Ölrettich und Buchweizen. Die Kiebitze fühlen sich auf diesen Flächen wohl und es lassen sich vermehrt Regenwürmer finden. „Auch nach 50 mm Niederschlag in 2 Tagen stand kein Wasser auf der Fläche“, berichtet der Landwirt von einem Erlebnis vor wenigen Tagen. Auf seinen sandigen Böden lassen sich damit auch Sandstürme verhindern. Ganz wichtig für ihn bei der Gülleausbringung ist der Reifendruck seiner Maschinen, den er beim Ausbringfass auf 1,2 bar einstellt. „Bodenverdichtungen mag der Mais bei Gülle-Strip Till gar nicht.“

 

Das bestätigte auch Lohnunternehmer Christoph Hante. Um dem aus dem Weg zu gehen, hat er sein Gülle-Strip Till-Gerät so umgebaut, dass die Räder des Schleppers zwischen den späteren Maisreihen laufen. Bei rund 80 % seiner Gülle-Strip Till Kunden bringt er die Gülle aus und legt auch anschließend den Mais. „Erfolgt die Saat durch den Landwirt, ist es ideal, wenn wir das Schlepperterminal und damit das GPS-Signal des Betriebes nutzen können“, erklärt Hante. „Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Maisreihen wirklich über dem Gülleband liegen.“

 

Wie wichtig die präzise Ablage – in der Fläche und in der Tiefe – ist, unterstreicht auch Dr. Laurenz. „Gülle-Strip Till ist erst in der Praxis angekommen, seitdem wir das Problem mit der Ablagetiefe gelöst haben“, berichtet er über eines der wichtigsten Ergebnisse seiner mehr als 5-jährigen Forschung, die zusammen mit anderen Landwirtschaftskammern und Hochschulen erfolgte. Die Ablage des Güllebandes ist heute flacher als zu Beginn des Systems, ideal bei 8 bis 12 cm unter der Bodenoberfläche. So ist ein gewisser Sicherheitsabstand zwischen Maiskorn und Gülle gewährleistet.

 

Davon konnten sich die Teilnehmer des Arbeitskreistreffens nachmittags im Feld selbst überzeugen. An drei Standorten demonstrierten Streifenanlagen den Effekt von Gülle-Strip Till mit und ohne Nitrifikationshemmstoff, Gülle-Strip Till mit oder ohne mineralischer Ergänzungsdüngung und die Ablage der Gülle mit verschiedenen Strip Till-Geräten, Gülle-Scheibeneggen oder -Grubber. Stefan Schulte-Übbing, Berater Wasserrahmenrichtlinie an der LWK Nordrhein-Westfalen, kommentierte die Unterschiede in den Maisbeständen so:


  • Liegt die Maisreihe sauber über dem Gülleband, erreichen die Wurzeln schnell das Gülledepot und die Nährstoffversorgung ist gesichert. Eine mineralische Ergänzungsdüngung ist nicht nötig. Steht der Mais zu weit entfernt vom Depot, zeigt die mineralische Unterfußdüngung sofort deutliche Effekte.



  • Bei den getesteten Güllescheibeneggen scheint es für das Pflanzenwachstum besser zu sein, wenn diese die Gülle vor den Scheiben ablegen. Bringt das Gerät die Gülle hinter den Scheiben aus, ist nicht sichergestellt, dass das Maiskorn schnell genug an das Minigülledepot gelangt.

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