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Exportausrichtung falsch

Nicht ökologisch genug: Wasserwirtschaft kritisiert Ackerbaustrategie

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft meint, dass die Ackerbaustrategie Böden und Wasser nicht nachhaltig schützt. Notwendig sei eine Agrarwende und ein Ende der Exportausrichtung.

Lesezeit: 5 Minuten

„Eine gute Initiative, aber noch keine gleichmäßige Abbildung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Belange.“ Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) steht der „Ackerbaustrategie 2035“ des Bundesagrarministeriums grundsätzlich positiv gegenüber.

„Es fehlten aber klare Konzepte zur Entlastung der Schutzgüter Boden und Wasser. Trotz der dichten Besiedelung und der Knappheit an landwirtschaftlichen Flächen sei Deutschland die drittgrößte Exportnation für Agrarprodukte weltweit. Eine Exportausrichtung auf Kosten von Umweltbelastungen müsse aber unbedingt vermieden werden. Nur eine zukunftsweisende Ackerbaustrategie sichere die Einhaltung der ökosystembedingten Belastungsgrenzen,“ betont DWA-Präsident Prof. Dr. Uli Paetzel.

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Besonders problematisch für Böden und Gewässer ist seiner Meinung nach der zu hohe Nährstoffanfall aus der intensiven Tierhaltung, insbesondere in den Veredlungsregionen. Dies führe zu erheblichen Entsorgungsproblemen für die naturgemäß anfallenden Wirtschaftsdünger. Immer weniger landwirtschaftliche Betriebe würden immer mehr Tiere halten, die verfügbare Fläche für eine umweltverträgliche Ausbringung der organischen Dünger werde immer knapper.

Grundlage jeglicher landwirtschaftlichen Produktion und speziell des Ackerbaus müsse aber sein, dass flächendeckend die geltenden Umweltstandards, namentlich die Umweltqualitätsnormen, eingehalten werden. Aus Sicht der Wasserwirtschaft gilt dies besonders für den in der Grundwasserverordnung festgelegten Schwellenwert von 50 mg Nitrat/l im Grundwasser.

Die im Handlungsfeld „Düngung“ der Ackerbaustrategie 2035 vorgeschlagenen Ziele hält der Verband hierfür definitiv für nicht ausreichend ambitioniert. Die Ackerbaustrategie spreche von einer Reduzierung der Nährstoffüberschüsse. Klares Ziel müsse aber die Vermeidung von Nährstoffüberschüssen sein, nicht lediglich die Reduzierung.

Die Ackerbaustrategie formuliert weiter das Ziel, die Nitratbelastungen im Grundwasser mit der Perspektive 2035 entsprechend der Nitratrichtlinie auf unter 50 mg Nitrat pro/l zu senken. Dieser Wert gilt aber bereits seit Jahren verbindlich, eine weitere Klage des Europäischen Gerichtshofes zur Umsetzung der Nitratrichtlinie konnte in diesem Sommer von Deutschland nur mit Mühe abgewendet werden, so Prof. Paetzel weiter.

Keine Grundwasserbelastung durch Nährstoffüberschüsse

Zur Erreichung der Nitratziele schlägt die DWA die Ausweisung von maximalen Nitratverlustmengen aus der Landwirtschaft, ähnlich wie beim Parameter Ammoniak, vor. Die Tierhaltung sowie der Betrieb von Biogasanlagen sollte zudem zeitnah an den Nachweis ausreichender Flächen gekoppelt werden, die flächenunabhängige Veredelung ist zu beenden.

Kann der Nachweis ausreichender Flächen nicht geführt werden, kommen neben der Reduzierung der Tierbestände auch die fachgerechte Entsorgung oder die Behandlung der organischen Dünger in Betracht, meint die Wasserwirtschaft.

Die derzeitige Praxis, dass z.B. bei der Stoffstrombilanz Nährstoffüberschüsse von bis zu 175 kg N/ha toleriert werden, die zu einer mehrfach höheren Grundwasserbelastung führen, sei nicht akzeptabel. Im Ackerbau müsse die maximale Stickstoffzufuhr über organische Dünger grundsätzlich auf 120 kg Stickstoff je Hektar und Jahr (nach Abzug der Stall- und Lagerungsverluste) begrenzt werden, um eine umweltverträgliche und gewässerschonende Anwendung der organische Dünger zu ermöglichen.

In der Ackerbaustrategie aufgeführte „innovative“ Maßnahmen wie die Verstärkung der Forschung zum Stickstoffkreislauf oder Modellvorhaben zum Nitratmonitoring sind bereits weitestgehend umgesetzt. Es besteht seit vielen Jahren hierzu kein Forschungs- oder Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit, erinnert der Verband.

Und im Bereich Pflanzenschutz vernachlässigt die Ackerbaustrategie seiner Meinung nach die Tatsache, dass viele zugelassene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe sowie deren Abbauprodukte trotz umfangreichem und langwierigem Zulassungsverfahren nach wie vor in Oberflächengewässern und im Grundwasser gefunden werden, in erster Linie Herbizide.

Für die Zukunft eines umweltverträglichen und nachhaltigen Ackerbaus müsse ein stärkeres Gewicht auf die Vermeidung bzw. den Ersatz von problematischen persistenten Wirkstoffen gelegt werden. Eine Verzahnung dieses Handlungsfeldes mit dem „Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel (NAP)“ sei notwendig. Auch insgesamt sollte die Ackerbaustrategie mit den strategischen Ansätzen im Umweltbereich, z. B. der Nationalen Wasserstrategie oder auf europäischer Ebene mit entsprechenden Konzepten im Rahmen des Green Deal, harmonisiert werden.

Grundsätzlicher Paradigmenwechsel notwendig

Grundsätzlich hält die Wasserwirtschaft zudem einen grundlegenden Paradigmenwechsel für notwendig. Dieser soll bei der steigenden Exportorientierung der tierischen Veredelung ansetzen, aber auch Auswirkungen auf den Ackerbau haben. Konkret bedeutet dies die Umkehr des Strukturwandels in Richtung auf mehr Nachhaltigkeit unter Beachtung der ökosystembedingten Belastungsgrenzen.

Die Landwirtschaft und der Ackerbau in Deutschland würden einen maßgeblichen Beitrag zur sicheren Nahrungsmittelversorgung liefern. Der regionale Anbau und die regionale Vermarktung von Lebensmitteln könnten in aller Regel nachhaltig gestaltet werden. Die Landwirte müssten dabei auch bei geringerer Bewirtschaftungsintensität ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften können. Daher sei die gesamte Wertschöpfungskette in diesen Prozess einzubinden.

Nach der Ackerbaustrategie 2035 ist die Landwirtschaft aber auch zukünftig auf Export ausgerichtet. Die Intensität der Landbewirtschaftung muss aber soweit reduziert werden, dass die geltenden Grenzwerte sicher eingehalten werden können, fordert die DWA. Dies gelte insbesondere in Regionen mit Überschreitungen von stofflichen Belastungen von Böden und Gewässern.

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