Wie die niederländische Statistikbehörde (CBS) berichtete, ist seit 1900 die Zahl der Wildpflanzen auf Ackerflächen um 35 %, die der Schmetterlinge auf Grünland um 80 % und der Bestand an für offenes Ackerland charakteristischen Vögeln sogar um 85 % gesunken.
Die Haager Statistiker berufen sich bei diesen Schätzungen auf neue historische Zeitreihen beziehungsweise gemeinsame Berechnungen mit der „Floristic Research Netherlands“ (FLORON) und dem niederländischen Zentrum für Feldornithologie. Zum Verlust an Ackerpflanzen stellte die Behörde fest, dass dieser anhand von Gitterzellen auf der Basis von 65 charakteristischen Pflanzenarten, darunter die Kornblume und der langköpfige Mohn, festgestellt worden sei. Der Artenverlust innerhalb dieser Zellen sei nicht berücksichtigt worden, weshalb der tatsächliche Rückgang viel größer sein dürfte.
Insbesondere ab 1950 sei bei den Ackerwildpflanzen eine starke Abnahme zu verzeichnen. Genau in dieser Zeit hätten sich die Anbauflächen und die Kulturpflanzen am stärksten verändert: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seien Roggen und Hafer durch Silomais ersetzt worden, so die CBS. Auf Roggen- und Haferflächen gebe es eine Vielzahl von Ackerwildpflanzen, während auf Silomaisfeldern nur wenige davon überleben könnten. Neben dem Pflanzenwechsel seien Saatgutreinigung, Unkrautbekämpfung und intensivere Landnutzung weitere Negativfaktoren. Allerdings seien nicht alle Ackerfeldpflanzen zurückgegangen; die Umstellung auf Silomais habe auch zu einer deutlichen Zunahme bestimmter Graspflanzen wie der Hühnerhirse geführt. In den Jahren zwischen 2001 und 2018 ist die Verbreitung der Ackerfeldflora laut den Statistikern im Vergleich zur Vorperiode nahezu stabil geblieben.
Kaum noch Schmetterlinge auf Agrarland
Zu den Schmetterlingen erläuterte die CBS, das extensives Grünland den wichtigsten Lebensraum für 17 charakteristische Arten bilde. Zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und 2017 habe die Zahl dieser Schmetterlinge um mindestens 80 % abgenommen. Während fünf verschiedeneArten zugenommen hätten, seien zehn andere zurückgegangen, acht davon stark. Vier Arten seien vollständig aus der niederländischen Landschaft verschwunden. Heutzutage sind Grünland-Schmetterlinge der Behörde zufolge fast nur noch auf blumigen Deichen und Parzellenrändern und damit in Landschaften zu finden, die für die Agrarproduktion von geringer Relevanz sind. Seit 1990 habe sich an der Verbreitung von Grünland-Schmetterlingen wenig geändert.
Das gilt laut CBS auch für die 13 Vogelarten, die in Hecken und Büschen an Feldern und rund umdenHof brüten. Ihr Niedergang habe imfrühen 20. Jahrhundert begonnen und bis etwa 1990 gedauert. Insgesamt sei diese Gruppe um 60 % zurückgegangen. Die 14 Vogelarten mit offenemAckerland als Lebensraum nahmen nachAngaben der CBS in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunächst an Zahl zu, gefolgt aber von einem stetigen Rückgang nach 1960 bei allenArten. Ihre Populationen schrumpften zudem noch immer. Der Gesamtrückgang der Brutvögel auf Ackerland habe seit etwa 1900 rund 85 % betragen. Von den insgesamt 27 in der niederländischen Agrarlandschaft charakteristischen Brutvogelarten hätten seit Beginn des 20. Jahrhunderts 20 im Bestand abgenommen. Nur wenige Arten, so der Stieglitz, seien heutzutage häufiger anzutreffen.
