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Nur hohe Erträge sichern den Rübenanbau

Sinkende Preise und immer weniger Wirkstoffe lassen Anbauer an der Rübe zweifeln. Acht Tipps, wie Sie weiter auf Erfolgskurs bleiben, gibt Gerrit Hogrefe, N.U. Agrar GmbH.

Lesezeit: 6 Minuten

1. Schaffen Sie die Basis mit der Bodenbearbeitung!

Weil der Rübenkörper in der Erde wächst, ist Bodenbearbeitung das A und O für die Ertragsbildung. Wichtig ist, den Zugang zum Unterboden zu gewährleisten, damit sich die Pflanze über eine ausgeprägte Pfahlwurzel auch die tieferliegenden Wasser- und Nährstoffreserven erschließen kann. Schaffen Sie im Oberboden ausreichend Porenvolumen, damit sich der Rübenkörper zügig und ungehindert ausdehnen kann.

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2. Berücksichtigen Sie die „Source-Sink“-Beziehungen!

Eine gute Bodenstruktur bedingt einen starken Sink (englisch für Senke) – Speicherorgane, die die Blatt-Assimilate in Form von Saccharose aufnehmen. Bei der Rübe ist dies der Rübenkörper. Rückkopplungseffekte signalisieren dem Blattapparat, dass ausreichend Speicherkapazität, also Platz für den Rübenkörper, verfügbar ist. Das beeinflusst positiv die Source (engl. für Quelle), die Photosyntheseleistung. Eine schlechte Bodenstruktur und entsprechend eingeschränkt entwickelte Rübenkörper begrenzen hingegen die Photosyntheseleistung. In diesem Fall bleiben die Erträge trotz günstiger Witterung hinter den Erwartungen zurück.

3. Blicken Sie in den Boden!

Die Entscheidung über Zeitpunkt und Intensität der Bodenbearbeitung können Sie nicht ohne vorherige Ansprache des Bodens treffen. Mit einer Spaten- oder Palettengabelprobe können Sie Verdichtungshorizonte identifizieren, um die notwendige Bodenbearbeitungstiefe festzulegen. Erfahrungen zeigen, dass es auf Böden ohne Störschichten ertraglich keine Unterschiede zwischen einer Bearbeitungstiefe von 15 und 30 cm gibt. Im Zweifel kann der Blick in den Boden dann sogar helfen, Diesel zu sparen.

Muss man Verdichtungen z.B. aus der Vorfruchternte beseitigen, geschieht dies auf Böden mit mehr als 15% Ton idealerweise bereits im Herbst mit möglichst schmalen Grubberscharen. Der Anbau einer Zwischenfrucht ist dann selbstverständlich, um den gelockerten Boden zu stabilisieren und das Einschwemmen von Feinerde zu minimieren. Leichte, schüttfähige Böden kann man auch im Frühjahr lockern. Den trockenen Sommer 2018 haben viele Landwirte für eine tiefe Bodenbearbeitung genutzt. Die Strukturschäden aus dem Herbst 2017 ließen sich so weitestgehend reparieren. Wer sich hingegen nur auf die gute Trockengare verlassen hat, könnte das Nachsehen haben. Denn anders als bei einer typischen Frostgare werden dabei die Aggregate nicht „gesprengt“, sondern sacken durch den Wasserverlust in sich zusammen. Um Porenvolumen zu schaffen, muss dann gelockert werden. Der große Vorteil eines trockengaren Bodens liegt demnach in erster Linie darin, dass eine Bearbeitung Schmierschichten vermeidet.

4. Decken Sie den hohen Kali-Bedarf der Rübe!

Das vergangene Dürrejahr hat deutlich gemacht, wie wichtig die Grundnährstoffversorgung der Böden für die Ertragsstabilität vor allem von Hackfrüchten ist. Der hohe Kali-Bedarf (K) lässt sich nur decken, wenn ausreichend zur Wurzel nachgeliefert wird. Dies ist mit abnehmender Bodenfeuchte selbst bei ausreichender Versorgung nach Grundbodenuntersuchung (Gehaltsklasse C) nicht immer gewährleistet.

Vor allem auf schweren Böden sind weitergehende Analysen nötig, um die K-Verfügbarkeit sicher einzuschätzen. Für Aussagen zur Verfügbarkeit auch unter trockenen Bedingungen, müssen die Kationen-Austauschkapazität bestimmt und die Belegungsverhältnisse durch die einzelnen Kationen bewertet werden. 2018 zeigten Schläge mit mehr als 6% K-Gehalt am Austauscher überraschend hohe Erträge. Die gute K-Versorgung spiegelte sich dann auch in den Qualitätsanalysen wider.

5. Nährstoffe müssen gelöst sein

Die Diskussion um Dürreschäden konzentriert sich häufig zu sehr auf die Wasserversorgung der Pflanzen. Dabei wird vergessen, dass oft zuerst die Nährstoffversorgung abreißt. Die Pflanze verhungert also bevor sie verdurstet – Nährstoffe kann sie nur in gelöster Form aufnehmen. Denken Sie auch in „Normaljahren“ daran!

Fällt der Boden im Frühjahr in den obersten 10 cm vorübergehend trocken, kann die Rübe die dort vorliegenden Nährstoffe nicht aufnehmen. Da tiefere Bodenschichten nicht so häufig austrocknen, sollte man die Grundnährstoffe, vor allem Phosphor und Kali, möglichst tief einarbeiten. Zudem nimmt die Rübe die Nährstoffe über ihr Faserwurzelsystem vorzugsweise aus 15 bis 25 cm Tiefe auf.

Besonders problematisch ist, wenn Kationen auf schweren Böden „auf den Kopf“ gedüngt werden. Bei unvollständiger Sättigung der Austauscher schluckt der Boden Kalium, Magnesium, aber auch Ammonium, bereits in den oberen Schichten weg. Auf solchen Flächen liegen gute Erfahrungen mit platzierter Düngung vor, da rund um das Dünger-Depot nur ein Bruchteil der Austauscher abgesättigt werden muss.

6. Begrenzen Sie die N-Düngung!

Vor dem Hintergrund der hohen Nmin-Werte und der zu erwartenden überdurchschnittlichen N-Nachlieferung ist bei der N-Düngung zu Rüben in diesem Jahr noch stärker als sonst Zurückhaltung geboten. Zu hohe Stickstoffmengen verschlechtern das Rübe-Blatt-Verhältnis und erhöhen so die Transpirationsverluste. Geben Sie den gesamten Stickstoff am besten als schwefelhaltigen N-Dünger vor der Saat. Eventuell notwendiges Nachdüngen sollte ausschließlich über das Blatt erfolgen.

7. Vermeiden Sie den Blattwechsel!

Der hohe Blattkrankheitsdruck führt im Süden regelmäßig zu Blattverlusten und Blattneubildungen. Dürrebedingt kam es im letzten Jahr auch in weiten Teilen Nordostdeutschlands zu einem kompletten Blattwechsel. Dieser verbraucht nicht nur eingelagerte Zuckerreserven. Es erwachsen daraus auch weitreichende ertragsphysiologische Nachteile. Die äußeren, älteren Blätter „beliefern“ die inneren Kambiumringe in der Rübe mit Assimilaten. Umgekehrt sind die inneren, jungen Blätter an die äußeren Kambiumringe angeschlossen. Die Verbindungen bestehen somit über Kreuz. Sterben die äußeren Blätter z.B. aufgrund einer Herbizidbelastung oder eines Krankheitsbefalls frühzeitig ab, werden die inneren Ringe nicht mehr versorgt. Achten Sie deshalb auf verträgliche Herbizidmaßnahmen und vermeiden Sie Krankheiten. Ein Anschluss neuer Blattetagen ist nicht möglich.

Im Falle intensiven Wachstums der äußeren Ringe reißt die Rübe in der Mitte auf. Es entstehen charakteristische Hohlräume im Rübenkopf, die weder auf Schädlingsbefall noch auf Bormangel zurückzuführen sind, sondern eine physiologische Ursache haben.

8. Die Schädlingskontrolle wird zur Herausforderung

Nach dem Verbot der neonicotinoiden Beizen und der Gewissheit, dass es in Deutschland in diesem Jahr keine Ausnahmegenehmigungen gibt, müssen Rüben 2019 ohne Schutz gegen oberirdische Schädlinge auskommen. Die größte Gefahr dürfte von der Grünen Pfirsichblattlaus ausgehen, die als potenter Überträger von Vergilbungsvirosen in der Rübe gilt. Hohe Ertragsverluste (-20%) und reduzierte Zuckergehalte (-2%-Punkte) können die Folge sein. Aufgrund zahlreicher Resistenzen ist die Pfirsichblattlaus mit den derzeit zugelassenen Wirkstoffen nicht bekämpfbar. Gute Wirksamkeit ist von den Neonicotinoiden Thiacloprid und Acetamiprid sowie von Flonicamid zu erwarten. Ob und wann eine (Notfall-)Zulassung für einen oder mehrere dieser Wirkstoffe erfolgt, ist unklar.

Die Schwarze Bohnenlaus ist als Virusvektor weit weniger bedeutend und muss in erster Linie wegen der Saugtätigkeit bekämpft werden. Pyrethroide und Pirimicarb sind hier weiterhin ausreichend wirksam.

Sollte es auch in der kommenden Saison wieder zu extremen Temperaturen kommen, besteht aufgrund des starken Befalls im letzten Jahr eine hohe Gefahr durch die Rübenmotte. Einem Befall kann man durch gezielten Einsatz der Mikronährstoffe Bor und Kupfer begegnen, denn sie unterstützen die Zellwandstabilität.

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