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Zahlreiche Schadenmeldungen infolge jüngster Frostnächte

Für die kommende Woche sind erneut tiefe Tempertaturen angesagt. Während die Obstbauern im Rheinland bislang noch gut durchgekommen sind, gibt es im Süden Deutschlands schon etliche Blütenschäden.

Lesezeit: 5 Minuten

Nach den verheerenden Frostschäden im vergangenen Jahr müssen die Obst- und Weinbaubetriebe 2021 erneut um ihre Ernte fürchten. Die in der Blüte besonders frostempfindlichen Bestände wurden durch die jüngsten Frostnächte zum Teil stark geschädigt.

Vorläufigen Schätzungen der Vereinigten Hagel Versicherung zufolge liegt der zu erwartende Gesamtschaden bei rund 11 Mio. €. Insgesamt mehr als 2.000 ha Obst- und Weinbauflächen mit einer geschädigten Versicherungssumme von ca. 24 Mio. € sind betroffen.

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Die außergewöhnlich warmen Temperaturen bis zu 25 °C Ende März ließen nach den Wetterkapriolen des Jahres 2020 auf einen milderen Witterungsverlauf des Frühlings 2021 hoffen. Nun wurden in den letzten Tagen die Obst- und Weinbaubetriebe in den südlichen Landesteilen jedoch buchstäblich eiskalt überrascht.

Ein sogenannter „Arctic Outbreak“ bescherte Deutschland einen Rückfall auf spätwinterliche Wetterverhältnisse. Grund dafür ist ein Hochdruckgebiet auf dem Atlantik, welches im Verbund mit einem Tief über Skandinavien Luftmassen polaren Ursprungs aus Norden zu uns führt. Dazu zogen bei teils stürmischen Wetterverhältnissen immer wieder kräftige Schnee-, Regen-, Graupelschauer mit zum Teil kurzen Gewittern über Deutschland.

Einhergehend mit dieser Wetterlage rutschen die Temperaturen besonders nachts bei Aufklaren in den letzten drei Tagen teils deutlich in den Minusbereich. Am kältesten wurde es in der Nacht auf Dienstag. Die Messungen des VH-eigenen Wetterstationsmessnetzes meteosolzeigten deutschlandweit Tiefsttemperaturen verbreitet zwischen 0 bis -4 °C, besonders in den südlichen Mittelgebirgstälern fiel das Thermometer teilweise auf unter -7 C°.

Berichte aus der Praxis

Die Folgen dieser Minustemperaturen sind bereits jetzt deutlich sichtbar: So musste Obstproduzent Martin Bähr aus Oberkirch im Ortenaukreis schwere Frostschädigungen an seinen Zwetschgen feststellen: „In unserer Hanka-Anlage in der Vollblüte haben wir nach den letzten Frostnächten einen Schaden von 90-100%. Letztes Jahr hatten wir auch schon einen Totalausfall. Im zweiten Jahr in Folge sind wir betroffen!“

Auch die Region im äußersten Südwesten Baden-Württembergs wurde nicht von den jüngsten Frostereignissen verschont, wie uns Hansjörg Stücklin, Weinbauberater in Südbaden, berichtet: „Die Schäden sind im nördlichen Markgräflerland enorm. Aufgrund von Tiefsttemperaturen bis minus 4,4 °C wurden die sich im Wollestadium in frühen Lagen und frühen Sorten bereits im beginnenden Aufbruch der Knospen befindlichen Reben enorm geschädigt. Ausfälle zwischen 40% und 80% können nicht ausgeschlossen werden.“

Die in der Blüte befindlichen Obstanlagen von VH-Mitglied Markus Schörlin aus Efringen-Kirchen im Landkreis Lörrach lassen ebenso schwere Frostschädigungen erkennen. „Bedingt durch die Frostschäden vom 6. April sind rund 85% der Blütenorgane der Apfelsorte Topaz beschädigt. Dies zeigt sich deutlich an der Schwarzfärbung der Kerngehäuse“.

Eine finale Ertragsaussicht könne erst nach der Blüte gestellt werden, da das weitere Blühwetter entscheidet, ob sich die gesunden Blüten noch zu Früchten entwickeln, so Schörlin. Sehr geringe bis stark verminderte Erträge erwartet der Obstproduzent für die frostgeschädigten Süßkirschen- und Zwetschgenbestände, die in der Frostnacht vom 06. April einen Blüteschaden von bis zu 90% erlitten.

Ob sich das Wetter der nächsten Wochen positiv auf die weitere Entwicklung der gesunden Blüten auswirkt, bleibt zu hoffen. Den Prognosen des Wetterdienstes meteosol zufolge wird es in den kommenden Tagen zunächst wieder milder, weitere Kälteeinbrüche sind aber im Verlauf des Aprils nicht ausgeschlossen.

Ein Trost bleibt: Betriebe, die nach dem erfolgreichen Start des Pilotprojektes zur Förderung der Frostversicherung in Baden-Württemberg 2020, diese im aktuellen Jahr erneut in Anspruch nehmen, können sich auf eine unbürokratische Schadenregulierung und eine zeitnahe Auszahlung der Entschädigungsleistungen verlassen.

Neuer Frost im Rheinland angesagt

In der kommenden Woche soll es ab Mittwoch dagegen im Rheinland noch einmal frostig werden, warnt der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer (Bonn). „Je später im Jahresverlauf die Nachtfröste kommen, desto gefährlicher sind sie für die Blüten. Je weiter die Knospen ausgebildet und geöffnet sind, desto mehr können sie beschädigt werden.“

Aktuell sei die Gefahr aber nicht besonders hoch im Vergleich zum Vorjahr, da der Boden nass sei. Ein feuchter Boden gebe Wärme ab. „Ist der Boden ausgetrocknet wie im vergangenen Jahr, wirkt er wie eine Isolierschicht. Aktuell sind die Obstknospen im Rheinland noch intakt“, so der Provinzialverband. Äpfel blühten noch nicht. Die Birnen fingen nach zwei schönen Sonnentagen an zu blühen. Beide Obstarten würden bis zu 3 Grad Minus aushalten. „Zum Glück soll es nur 0 Grad werden“, zeigt sich der Provinzialverband erleichtert.

Frostschutzberegnung im Einsatz

Temperaturen unter 0 C lassen die Obstblüten erfrieren. Innerhalb weniger Stunden kann die Ernte eines ganzen Jahres vernichtet werden. Dies ist der Grund dafür, dass die meisten Obstanlagen mit einer Frostschutzberegnung ausgestattet sind.

Sinken die Temperaturen auf 0,5 C, werden die Obstbäume so lange durchgehend mit Wasser besprüht, bis die Temperaturen wieder über 1 C angestiegen sind. Das Wasser gefriert an den Obstbäumen und bildet einen Eispanzer um die Blüten. Durch das Gefrieren des Wassers wird Wärme freigesetzt, die die Blüten vor dem Erfrieren retten.

Nur wenn immer weiter Wasser auf die Bäume gesprüht wird, gelingt es, die Blüten vor dem Erfrieren zu retten. Dies kann über Stunden dauern und erfordert eine große Menge an Wasser. Wird die Wasserversorgung während des Frostes unterbrochen, erfrieren die Blüten.

In Regionen, in denen nicht genügend Wasser zur Verfügung steht, setzen die rheinischen Obstbauern Windmaschinen ein, die warme Luft aus höheren Luftschichten an den Boden saugen und so das Erfrieren der Blüten verhindern.

Nur wenn eine dieser beiden Methoden zum Einsatz kommt, gelingt es, die Blüten vor dem Erfrieren zu schützen und die Obsternte zu sichern.

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