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Paetow: "Integrierten Pflanzenschutz stärker beachten“

Hubertus Paetow bemängelt, dass immer noch zu viele Pflanzenschutzmaßnahmen nach dem Vorsorgeprinzip erfolgen. Er mahnt zudem, schon jetzt Alternativen zu suchen.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Kommentar von Hubertus Paetow. Er bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Betrieb in Mecklenburg-­Vorpommern und ist seit 2018 Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG).

Die Vorschläge zum Insektenschutz und das Glyphosatverbot lassen keinen Zweifel zu: In der Zukunft stehen uns weniger Wirkstoffe zur Verfügung, und auch der Gesamteinsatz von Pflanzenschutzmitteln wird zurückgehen müssen.

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Als Unternehmer stehen wir vor der Aufgabe, trotzdem Erträge und Gewinne stabil zu halten. Die Wirkstoffverluste und auch die Resistenzentwicklung der Schädlinge betreffen alle Bereiche des Pflanzenschutzes.

Die Rentabilität von Pflanzenschutzmaßnahmen ist aber nicht in allen Bereichen gleich hoch. Während Herbizidmaßnahmen im intensiven Weizenanbau immer hoch sinnvoll sind, trifft dies in vielen Jahren für das Standardfungizid- oder Wachstumsreglerprogramm nicht zu.

Fakt ist, dass immer noch zu viele Maßnahmen nach dem Vorsorgeprinzip erfolgen. Beim Fungizideinsatz in Getreide z. B. muss sich die Intensität unbedingt mehr nach der Witterung und Sortenanfälligkeit richten. Dann lassen sich Weizenbestände in sehr trockenen Jahren auch mal mit nur einer einmaligen Fungizidmaßnahme gesund halten.

Auch bei Insektiziden ist der wirtschaftliche Erfolg von Standardmaßnahmen nicht immer gegeben. Hier gilt es, künftig die Schadschwellen mehr im Blick zu halten.

Wir müssen uns rechtzeitig mit Alternativen beschäftigen

Bis dato sind die Möglichkeiten zwar noch vorhanden, auch intensiv geführte Bestände so gesund und schädlingsfrei zu halten, dass keine wesentlichen Ertragseinbußen entstehen.

Allerdings zeigen sich z. B. bei Insekten in Zuckerrüben und Raps bereits erste Lücken, die wirtschaftlich nennenswerte Auswirkungen haben. Es ist davon auszugehen, dass diese Situationen in Zukunft häufiger auftreten, sodass wir gut beraten sind, uns rechtzeitig mit Alternativen zu den klassischen chemischen Pflanzenschutzmitteln zu beschäftigen, die auch ökonomisch in Hochertragsanbausystemen erfolgreich sind.

Diese könnten wie folgt aussehen: Grob gesagt lassen sich die Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz nach den Schadorganismen gliedern. Die Unkrautbekämpfung kann alternativ mechanisch erfolgen – vorzugsweise mit automatischen oder autonomen Geräten, aber auch über die Fruchtfolge.

Bei pilzlichen Erregern gibt es eine große Varianz in der Anfälligkeit verschiedener Sorten, sodass hier die Züchtung einen erheblichen Beitrag leisten kann – unter Umständen in Zukunft noch besser, wenn neue Züchtungstechnologien zur Anwendung kommen können. Bei Insekten gibt es schon lange Erfahrungen mit biologischen Bekämpfungsmöglichkeiten über natürliche Gegenspieler oder auch Pheromonfallen.

Bei allen Alternativen müssen wir uns allerdings in unserem Anspruch an die Wirksamkeit anpassen: Eine 100%ige Wirkung auf die Schädlinge weisen die wenigsten alternativen Methoden auf. Und auch in der Komplexität der Anwendung bis hin zu den notwendigen Investitionen liegen wir bei den alternativen Verfahren meistens weit über dem gewohnten chemischen Standard.

Fazit: Es wird in allen Bereichen wirksame Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz geben, aber die Ansprüche an uns Anwender und die Organisation der Verfahren werden deutlich steigen.

Den Integrierten Pflanzenschutz einbeziehen

Der Grundgedanke des Integrierten Pflanzenschutzes, also die Priorität für alle nicht chemischen Verfahren in der Schaderregerkontrolle, bietet sich als Lösungsweg zur Reduktion des chemischen Pflanzenschutzes an. Wir sind gut beraten, diesen Grundgedanken schon heute mehr in unsere betrieblichen Entscheidungen einzubeziehen, bevor Wirkstoffverluste, Resistenzen oder auch politische Instrumente, wie möglicherweise eine Pflanzenschutzsteuer, uns dazu zwingen.

Den Trend zu nachhaltig erzeugten Lebensmitteln können wir nutzen, um uns eine Reduktion von chemischen Pflanzenschutzmitteln auch am Markt entlohnen zu lassen, z. B. durch regionale Markenprogramme in Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Und schließlich ist auch denkbar, dass der Integrierte Pflanzenschutz ein Bestandteil von Agrarumweltprogrammen wird und damit auch finanziell gefördert werden kann.

Der Pflanzenschutz der Zukunft wird eine große unternehmerische Herausforderung, aber unsere innovative deutsche Landwirtschaft wird gangbare Lösungen finden.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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