topplus Ansatz aus der Praxis

Patch-Spraying von Disteln à la Praktiker

Dass für die automatisierte nesterweise Distelbekämpfung weder Kameras noch Drohnen zwingend erforderlich sind, zeigt der praxisnahe Ansatz eines Junglandwirts aus Unterfranken.

Lesezeit: 6 Minuten

Spot- und Patch-Spraying bieten großes Potenzial Pflanzenschutzmittel einzusparen. Deshalb werden diese Techniken im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes zurzeit intensiv bearbeitet und immer weiter verbessert. Weil die Kosten für die Sensortechnik bzw. Applikationskarten und der Aufwand hoch sind, finden die Ansätze bislang aber nur selten den Weg in die Praxis. Erst genanntes stellt vor allem für den Online-Ansatz eine nahezu unüberwindbare Hürde dar. Eine mit Kameras ausgestattete und mit entsprechender Rechnerkapazität aufgerüstete Feldspritze ist gut und gerne doppelt so teuer wie eine herkömmliche. Natürlich kostet auch der absätzige Ansatz Geld, bei dem meist vor der Anwendung eine Drohne die Fläche überfliegt. Hier kommt aber auch der organisatorische Aufwand zum Trage: Man muss einen Drohnenpiloten bestellen, ein bis zwei Tage für die Erstellung einer Applikationskarte einplanen und dann muss zum Behandlungstermin auch noch das Wetter passen.

Hacken gegen Unkräuter und mehr Luft und Wasser im Boden

Dass es auch anders gehen kann, zeigt Markus Molitor aus Dettelbach in Unterfranken. Der innovationsfreudige Landwirt behandelt die Distelnester auf seinen Rübenfeldern im Patch-Ansatz, benötigt dafür aber weder Kameras noch Drohnen. Vielmehr nutzt er einen älteren Fendt GT, auf dem er ISOBUS hat nachrüsten lassen, und eine Schmotzer Rübenhacke, um die Nester des unliebsamen Unkrauts zu detektieren.

Nun aber Schritt für Schritt: Auf dem Betrieb der Molitors werden die Rüben seit jeher gehackt. Markus Molitor sieht in dem Hacken der Rüben nicht nur den Ansatz der mechanischen Unkrautkontrolle. Er ist auch davon überzeugt, dass das Brechen der Bodenoberfläche den Rüben guttut. In Zeiten zunehmender Starkniederschläge und Gewitter sei das besonders wichtig, da die schluffigen Böden gerne mal verschlämmen bzw. Krusten bilden. „Durch das Hacken gewährleisten wir, das genug Luft in den Boden und an die Wurzeln kommt“, sagt er. „Außerdem stören wir damit den  kapillaren Wasseraufstieg und sorgen dafür, dass der Boden Wasser gut aufnehmen kann.“ Bei einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von  ca. 500 mm ist das besonders wichtig.

Was die Hacke allerdings nicht gut kann, ist Disteln bekämpfen. Die werden von den Hackscharen oft nur beschädigt oder flach abgeschnitten, so dass sie aus dem tiefreichenden und weit verzweigten Wurzelsystem wieder austreiben. Disteln, die in der Reihe stehen, lassen sich mit der Hacke per se nicht bekämpfen. Für eine effektive chemische Maßnahme ist es sinnvoller, die Disteln bis zur einer Höhe von etwa 15 bis 20 cm gleichmäßig wachsen zu lassen.   

So detektiert die Rübenhacke die Distelnester

Zum Einsatz kommt die Hacke nach der zweiten NAK-Behandlung und nochmal kurz vor Reihenschluss. Der erste Hackdurchgang dient neben der Unkrautbekämpfung und dem Lockern der Bodenoberfläche auch der Aufnahme der Distelnester. Dazu hat Molitor unterhalb des Front-Zapfwellenstummels seines GTs einen Positionsschalter installiert. Dieser erkennt, wenn die in der Fronthydraulik geführte Hacke ausgehoben wird. Der Sensor gibt dann das Signal an das auf dem Schlepper installierte John Deere Universal Display 4240. Das Terminal zeichnet damit die bearbeitete Fläche auf. So entsteht eine Bedeckungskarte, die dort Lücken aufweist, wo sich die Distelnester befinden. Durch die freie Sicht auf die 12reihige Hacke bzw. den Bereich davor, entgeht Molitor kaum ein Distelnest.

Bedeckungskarte als Applikationskarte

Haben die Disteln eine Wuchshöhe von 15 – 20 cm erreicht, steht die chemische Behandlung der Disteln an. Molitor überträgt dazu die Bedeckungskarte per USB-Stick vom Fendt GT auf sein Spritzgespann, ein Fendt Vario 516 mit dem John Deere 4640 Display  und einer Amazone UF 1602. Ist die Karte eingelesen, fungiert sie gewissermaßen wie eine Applikationskarte, sodass die Spritze nur dort Mittel ausbringt, wo die Bedeckungskarte eine Lücke aufweist - sprich nur dort behandelt, wo auch Disteln stehen. Eine entscheidende Grundvoraussetzung ist laut Molitor, dass auch im Terminal, welches auf dem GT installiert ist, das Hackgerät mit dem Arbeitsvorgang „Spritzen“ hinterlegt ist.

Technische Anforderungen

Die Anforderungen an die Spritze lauten in erster Linie ISOBUS, SectionControl und Druckumlaufsystem. Dieses sei laut Molitor entscheidend, um eine gleichmäßige Benetzung in den Nestern hinzubekommen. Die UF 1602 erfüllt diese Anforderungen und ist darüber hinaus sogar mit einer Einzeldüsenschaltung ausgestattet. Das ist auf den Flächen der Molitors vorteilhaft, da die Patches dort durch die Breite der Hacke stets 6 m breit sind, das Spritzgestänge aber 21m Arbeitsbreite aufweist. Das heißt, es ist immer ein anderer Teil des Gestänges über den Distelnestern.

Die Bekämpfung der Disteln hat schon Markus Vater so gut es geht versucht, nesterweise durchzuführen. „Bei unserer Vorgängerspritze ging das Ganze händisch per Kippschalter“, erklärt Molitor, den Ansatz, der seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß ist. „Ich bin ein Technikfreak. Mein Anspruch war, diesen Prozess zu automatisieren“. Unterstützung bekam er dabei von seinem Landmaschinenhändler. Da sowohl sein Händler als auch Molitor selbst vertraut mit dem John Deere-Lenksystem sind, kam es zu der Kombination Fendt-Schlepper und John Deere Terminal .

Rantasten musste sich der Unterfranke an die passende Einstellung der Spritze, sodass  Gestänge- und Ausbringdruck zusammenpassten. Jetzt fährt er mit einem reduzierten Gestängedruck von ca. 2,8 bis 3,3 bar. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von ca. 5 bis 6 km/h funktioniert die Ausbringung dann sehr gut. „Man muss auch daran denken, die Vorgewendeautomatik auszuschalten“, betont Molitor. „Andernfalls würde die Spritze nach jedem Distelnest das Gestänge nach oben fahren.“

Geringerer Mittelaufwand und weniger Stress für die Rüben

Neben den Ansporn, den Prozess des Patch-Sprayings zu automatisieren, ist für Molitor die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln sehr wichtig. Wie viel Liter er einspart, hängt von der Anzahl der Nester in den Rüben ab und davon, wie groß diese sind. Das wiederum ist von Schlag zu Schlag und somit von Jahr zu Jahr unterschiedlich.  „Extrem sind die Einsparungen, wenn so viele Disteln auf der Fläche stehen, dass man flächig behandeln würde, durch diesen Ansatz dann aber doch nur die Hälfte, ein Drittel oder noch weniger behandelt.“ Zur Bekämpfung der Disteln greift Molitor auf das Mittel Lontrel 600 mit 0,2 l/ha Aufwandmenge zurück, welches er mit 250 l/ha Wasser ausbringt.  

Einen weiterer Vorteil des Patch-Spraying ist laut Monitor, dass die Rüben in den unbehandelten Teilbereichen keinen Herbizidstress zu verarbeiten haben und geschont werden. Ohne es genau gemessen zu haben, glaubt er, dass sich der ausbleibende Herbizidstress positiv  auf den Zuckerertrag auswirkt.

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