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Alarmstufe gelb

Pflanzenschutz in Rüben bleibt herausfordernd

Unkräuter, Viren, Bakterien und die Cercospora machen der Rübe das Leben schwer. Die Zulassungssituation im Pflanzenschutz ist kritisch; Alternativen werden gesucht und erprobt.

Lesezeit: 4 Minuten

Es ist nicht lange her, da drohte den Rüben das größte Ungemach durch den Wegfall wichtiger Herbizide. Seit 2019 ist diese Frage durch das Rübenvergilbungsvirus überlagert worden.

„Alarmstufe gelb“ hieß es in Süddeutschland und im Rheinland. Mit zunehmender Resistenzentwicklung stellt sich aber auch die Frage nach der Bekämpfung von Cercospora.

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Chemische Unkrautbekämpfung

Auch nach dem Wegfall von Chloridazon und Desmedipham (DMP) stehen noch genügend Wirkstoffe für die chemische Unkrautbekämpfung zur Verfügung: Phenmedipham, Ethofumesat, Triflusulfuron, Metamitron, Quinmerac ...

Aber vor allem der Ersatz des unter trockenen Bodenbedingungen sehr gut wirkenden DMP durch neue Kombinationen (plus Additive) macht die Bekämpfung anspruchsvoller: Witterung, Bodenfeuchte, Entwicklungsstand von Unkräutern und Rübe wollen sorgfältiger bedacht sein.

Möglicherweise unlösbar wird die Aufgabe aber erst, sollte auch das Phenmedipham (PMP) verschwinden. Es ist noch einschließlich der Saison 2022 zugelassen, steht aber wegen möglicher hormoneller Nebenwirkungen im Fokus der Zulassungsbehörden und ist somit trotz seiner „systemrelevanten“ Stellung vor „Cutoff“ nicht geschützt.

Hacke und Bandspritzung

Seit dem vergangenen Jahr ist zumindest in Deutschland die Option Conviso smart keine mehr. Diese Kombination aus toleranter Rübensorte und Herbizidkombination hat Zulassungsauflagen bekommen, die einen flächigen Einsatz verhindern.

Aktuell laufen Versuche, dieses System als Kombination einer leistungsfähigen Hacke mit einer für Bandspritzungen geeigneten „normalen“ Pflanzenschutzspritze praktikabel zu machen. Es wird aber eine Nischenlösung für hartnäckige Fälle sein, solange die Leistungen der toleranten Sorten noch nicht an den Standard heranreichen.

Virusüberträger

Es sind zwei „geflügelte Tierchen“, die den Rübenanbauern vor allem in den wärmeren Gefilden Sorgen machen: die lange bekannten Blattläuse als Überträger von Vergilbungskrankheiten (Viren) sowie Zikaden, welche in bestimmten Regionen ein Bakterium tragen, das eine Krankheit namens SBR auslöst (Syndrome Basse Richesse, direkt übersetzt: Syndrom der niedrigen Zuckergehalte).

Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre hatten die Situation drastisch verschärft. So zeigte 2020 das Monitoring im Südzucker-Gebiet fast flächendeckend Viren. Strenge Winterperioden hemmten dann aber den frühen Zuflug.

Vergilbung

Die Insektizidsituation ist kritisch. Vor allem ab dem Reihenschluss müssen Sie die Rüben auf Blattläuse kontrollieren, um nicht nur Saugschäden, sondern auch eine spätere Infektion mit Viren zu verhindern. Unterscheiden Sie dabei die Grüne Pfirsichblattlaus (Bekämpfungsrichtwert 10 % befallene Pflanzen bis Reihenschluss, danach 50 %) von der Schwarzen Bohnenlaus (Bekämpfungsrichtwert 30 bzw. 50 %). Je lückiger die Bestände, umso größer ist die Gefahr einer Virusinfektion. Das hängt mit dem „Landereiz“ für die Blattläuse zusammen.

Blühstreifen können helfen, über mehr Marienkäfer die Blattläuse zurückzudrängen. Der Nützlingseffekt auf der Rübenfläche hängt natürlich davon ab, dass auf Insektizide verzichtet wird. In Versuchen im Rheinland erreichten die Marienkäfer zumindest im Randbereich der Blühstreifen eine mit Insektiziden vergleichbare Wirkung auf die Blattläuse.

SBR

Die Schilf-Glasflügel-Zikade ist ein Südeuropa-Import, der massiv erst 2017 auf Flächen in Baden-Württemberg auftrat und sich seither nach Norden verbreitet. Vor allem in der Pfalz und in Südhessen trat die von ihr übertragene Bakterien-Krankheit SBR in den letzten Jahren auf: Auch hier ermöglichten die trockenen Sommer einen langen Zeitraum des Zufluges von Anfang Mai bis in den September.

Versuche des in Worms angesiedelten NIKIZ-Projektes zeigen, dass zwar die Temperatur eine wichtige Rolle bei der Übertragung spielt, für das Überleben der Zikaden aber die Bodenbedingungen ausschlaggebend sind: Während des Entwicklungszyklus brauchen die Tiere zur Fortbewegung eine lockere, krümlige Bodenstruktur. Es sind die Nymphen, die ab August an den Wurzeln fressen, nicht die geflügelten Zikaden.

Chemisch lassen sich die Zikaden nicht bekämpfen. Es gibt aber andere Ansätze, ihnen zu begegnen. Einzelne Sorten liefern auch unter SBR-Befall gute Ergebnisse; weitere werden folgen. Eher ein Zukunftsprojekt ist der Gedanke, die Nymphen mit insektenfeindlichen Nematoden anzugehen, wie es gegen den Maiswurzelbohrer bereits bekannt ist.

Vielleicht spielen irgendwann einmal auch Pilze und Bakterien als Gegenspieler eine Rolle. Auch mit Ablenkungspflanzen wird experimentiert.

Cercospora

Diese wichtigste Blattkrankheit der Rübe breitet sich vor allem bei feuchtwarmer Witterung in engen Fruchtfolgen bzw. bei hoher Anbaudichte aus. Kopfschmerzen machen hier vor allem Resistenzerscheinungen in Verbindung mit der Zulassungssituation der Fungizide.

Strobilurine wirken unzureichend. Epoxiconazol darf 2021 nur noch aufgebraucht werden. Ein im Raps zugelassenes Azol könnte dagegen auch in den Rüben möglich sein. Das Kontaktmittel Mancozeb hat keine EU-Zulassung mehr; eine Notfallzulassung wie 2019 und 2020 ist unklar. Im Starkbefallsgebiet Bayern könnte auch 2021 Kupfer wieder zum Zuge kommen.

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