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Pflanzenschutz-Verbote: Ungräser sind ein wachsendes Problem

Verstärkte Ungrasprobleme treffen auf zunehmende politische Restriktionen beim Pflanzenschutz. Befinden wir uns in einer Sackgasse? Mehr denn je gilt es nun, integriert zu handeln.

Lesezeit: 5 Minuten

Mittlerweile sind Herbizidresistenzen auf vielen Betrieben an­gekommen. Am meisten Kopf­zerbrechen bereitet dabei das Ungras Nummer eins – der Ackerfuchsschwanz. Resistenzen gegenüber den ACCase- und ALS-Inhibitoren sind bei diesem Ungras keine Seltenheit mehr.

Jedoch treten diese nach Angaben des Unter­nehmens Agris42, das ein bundesweites Resistenz-Monitoring durchführt, mittlerweile auch außerhalb der klassischen Problemgebiete in Mitteldeutschland und Süddeutschland auf. Das hat dazu geführt, dass Herbstbehandlungen mit Flufenacet zum Standard geworden sind. Wegen des häufigen Einsatzes dieser Wirkstoffgruppe ist laut Agris42 die Zunahme einer Resistenz wahrscheinlich.

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Hinzu kommt, dass man in der Praxis eine Ausdehnung des Ackerfuchsschwanzbefalls in Regionen beobachtet, in denen er früher nicht vertreten war. Wichtig ist, die Gefahr frühzeitig zu erkennen.

Auch Weidelgräser auf dem Vormarsch

Doch nicht nur Ackerfuchsschwanz ist ein Problem. Auch Weidelgräser treten immer häufiger als Schadgras in Erscheinung. Noch ist der Anteil an Flächen, auf denen sie stehen, zwar gering. Dort wo sie auftreten, ist das Schadpotenzial aber eindrucksvoll zu erkennen. Die Bekämpfung mit Herbiziden erfolgt laut Günter Klingenhagen von der Land­wirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ähnlich wie bei Ackerfuchsschwanz. Allerdings gibt es auch bei Weidelgräsern bereits resistente Populationen.

Welches Ausmaß ein Weidelgrasbesatz annehmen kann, zeigt folgendes Beispiel: In wärmeren Regionen wie in Frankreich oder Australien gehören Weidelgräser mittlerweile zu den wichtigsten Ungräsern. Aufgrund der dor­tigen enormen Probleme mit herbi­­zidresistenten Populationen stammen Entwicklungen wie der Top Cut collect oder der Seed Terminator aus diesen Ländern.

Doch damit nicht genug: Während man bislang eher einzelne Gräser betrachtet hat, gibt es nach Angaben von Agris42 auch Flächen, auf denen z. B. Ackerfuchsschwanz und zusätzlich Trespen herbizidresistent sind. Gegen eine Doppelresistenz gibt es kaum noch Lösungen.

Mehr Ungräser, weniger Pflanzenschutz – ein Dilemma

Die zunehmenden Resistenzen und die verstärkte Verbreitung von Ungräsern, nicht zuletzt auch wegen des Klimawandels, treffen auf europäische und nationale Initiativen, die u. a. vorsehen, den chemischen Pflanzenschutz zu begrenzen. Hier die wichtigsten im Überblick:

  • Im Rahmen der Farm to Fork-Strategie (F2F) will die EU-Kommission innerhalb der nächsten zehn Jahre vor allem den Einsatz von Mitteln mit höherem Risiko senken. Das sind z. B. Präparate, die Wirkstoffe enthalten, die den Ausschlusskriterien der VO (EG) Nr. 1107/2009 entsprechen und als Substitutionskandidaten eingestuft wurden. Trotz enger Wirkstoffpalette werden somit weitere Herbizide wegfallen.



    Ein weiteres Ziel der F2F-Strategie ist, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel bis zum Jahr 2030 um 50 % zu senken (Bezugszeitraum soll 2015 bis 2017 sein). Erste Vorschläge zur Umsetzung sehen nun vor, dass man die verschiedenen Wirkstoffe mit Faktoren gewichtet. Dann darf eine gewisse Punkteobergrenze, die zurzeit allerdings noch nicht feststeht, nicht überschritten werden.
  • Auch die nationale Ackerbaustrategie 2035 des BMEL sieht vor, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die nicht als „Low-Risk-Produkt“ im Sinne des EU-Pflanzenschutzrechts eingestuft sind, bis 2030 deutlich zu reduzieren. Zudem ist in dem Diskussionspapier der Wille zum Ausstieg aus Glyphosat bis Ende 2023 enthalten.
  • Die Änderung der Pflanzenschutzanwendungsverordnung im Rahmen des Aktionsprogramms Insektenschutz der Bundesregierung verbietet schon jetzt u. a. den Glyphosateinsatz in Wasserschutz- und Heilquellenschutzgebieten sowie kurz vor der Ernte. Darüber hi­naus gelten neue Einschränkungen auf landwirtschaftlichen Flächen.

Welche Lösungen gibt es?

Doch wie kann es vor diesem Hintergrund noch gelingen, die Ungräser in Schach zu halten? Am ehesten – so die Meinung vieler Landwirte und Berater – indem man die Grundsätze des ­integrierten Pflanzenschutzes wieder mehr in den Mittelpunkt rückt.

Per ­Definition heißt das: „Der integrierte Pflanzenschutz ist eine Kombination von Verfahren, bei denen unter vor­rangiger Berücksichtigung biologischer, biotechnischer, pflanzenzüchterischer sowie anbau- und kulturtechnischer Maßnahmen der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt wird.“

Um Ungräser demnach in Zukunft noch kontrollieren zu können, ist es wichtig, möglichst viele Maßnahmen umzusetzen. Dazu gehört z. B., win­tergetreidebetonte Fruchtfolgen um eine Sommerung zu erweitern, um dem Ackerfuchsschwanz besser Herr zu werden.

Auch eine angepasste Bodenbearbeitung sowie eine spätere Aussaat vermindern den Druck. Wer dann noch bei der Sortenwahl an die ungrasunterdrückende Wirkung denkt, ist auf dem richtigen Weg. Übrigens: Weil laut GAP 2023 die Flächen nach der Ernte im Winter nicht mehr unbewachsen liegen bleiben dürfen, bekommt der Zwischenfruchtanbau mit ungrasunterdrückender Wirkung mehr Bedeutung.

Aber auch technische Maßnahmen gilt es zu prüfen. So kann z. B. das Hacken in Kombination mit einer Bandspritzung für mehr Effizienz bei gleichzeitig geringerem Herbizideinsatz sorgen. Spannende Ansätze bieten auch Techniken wie der Seed Terminator, der Ungrassamen noch am Mähdrescher mit einer Hammermühle mahlt und dadurch keimunfähig macht, sowie der Top Cut collect, der die Ungrasähren über dem Bestand abschneidet und einsammelt.

Nach wie vor bleibt aber auch die Entwicklung neuer Wirkmechanismen gegen Ungräser absolut wichtig. Mit Luximo wird voraussichtlich 2025 ein neuer Wirkstoff gegen Fuchsschwanz und Co. eine Zulassung erhalten. Entscheidend ist dann aber, ­unbedingt weiterhin integriert zu handeln – denn andernfalls verschleißen wir ihn zu schnell.

Ausblick

Die bundesweit zunehmenden Ungrasprobleme zwingen dazu, künftig inte­griert zu handeln. Wer weitermacht wie bisher, fährt im schlimmsten Fall das System an die Wand – in England ist das bei Ackerfuchsschwanz bereits geschehen. Stellen Sie Ihr Anbausystem daher auf den Prüfstand und machen Sie es zukunftssicher – die folgenden Beiträge sollen Ihnen dabei helfen.

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