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Pflanzenschutzmittel einsparen: Fünf Tipps für weniger Befallsdruck

Gesunde und saubere Bestände mit weniger Pflanzenschutzmitteln? Das kann unter bestimmten Bedingungen funktionieren. Dabei helfen folgende fünf Maßnahmen.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autorin: Dr. Ute Kropf, Fachhochschule Kiel

Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren, muss nicht zwangsläufig kranke Bestände zur Folge haben. Meist fördern mehrere Faktoren gleichzeitig die Anfälligkeit einer Kultur oder leisten der Verunkrautung Vorschub. Diese zu erkennen und auszuschalten und mit positiven Fruchtfolgeeffekten sowie gesunden Sorten zu kombinieren, kann die Erträge mittelfristig sogar stabilisieren.

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Wer die folgenden fünf Tipps beherzigt und Maßnahmen anpasst, kann Pflanzenschutzmittel einsparen, ohne dabei Ertrag oder Qualität zu riskieren. Wichtig ist, die Rahmenbedingungen zu analysieren und optimieren sowie die Bestände regelmäßig zu beobachten.

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1. Richtig versorgen

Stimmen Kalzium- und Nährstoffversorgung?

Alle Nährelemente sind direkt oder indirekt daran beteiligt, wie widerstandsfähig Pflanzen gegenüber Pilzerkrankungen und Schädlingsbefall sein können. Einige Nährstoffe stärken Zellen und Gewebe und fördern die Verholzung, was wiederum Schaderregern das Eindringen und Vermehren erschwert.

Über den Ernährungsstatus der Pflanze wirken die Nährelemente zudem auf die Attraktivität der Pflanzen als Nahrungsgrundlage – sowohl oberirdisch als auch über die Wurzelausscheidungen (Nematoden, Viren, Bodenpilze).

Ein Mangel macht die Pflanzen anfälliger für Krankheiten.  So spielen bei den genetisch bedingten Resistenzmecha­nismen Spurenelemente eine wichtige Rolle . Sind z. B. Kartoffeln mit Mangan unterernährt, hat Phytoph­thora leichtes Spiel.

Bei einem Mangel an Zink steigt die Anfälligkeit von Pflanzen für Rhizoctonia und bei zu wenig Kupfer die für Mutterkorn und Mehltaupilze. Auch ein Zuviel kann schädlich wirken – wenn sich z. B. Nitrat in der Pflanze anreichert. Das passiert auch, wenn Nährelemente durch einen niedrigen pH-Wert (Molybdän, Eisen) oder hohen Humusgehalt (Kupfer) nicht verfügbar sind. Von dem guten Nahrungsangebot profitieren nicht nur Mehltau und Roste, sondern ebenso Blattläuse als Virusvektoren sowie Frit- und andere Fliegen.

Ist der Stickstoff-Stoffwechsel im Ungleichgewicht, erhöht sich der Druck von Schwarzbeinigkeit, DTR und Fusarium-Stängelfäule im Mais. Winterfäulen wie Typhula und Schneeschimmel profitieren ebenfalls von angereichertem Herbst-Nitrat in den Pflanzen.

Kalzium besonders beachten

Bei den Hauptnährelementen sollte man besonders Kalzium im Blick haben: Ein Mangel (weiche Zellwände) fördert Fäulnisbakterien (z. B. Erwinia im Feldgemüse, Pectobacterium und Dickeya bei Kartoffeln), aber auch Pilze wie Fusarium und Rhizoctonia. Den Befall mit Kohlhernie können frischer Kalk sowie die Cyanamid-Phase des Kalkstickstoffs mindern.

Auch im Boden spielt die  Kalziumversorgung eine zentrale Rolle:  Kalzium (Ca) stabilisiert die Bodenstruktur und puffert die Bodenversauerung ab. Die Bodenreaktion (pH-Wert) beeinflusst, wie verfügbar Haupt- und Spurenelemente sind. Wer die Nährstoffversorgung optimieren will, sollte deshalb zunächst den pH-Wert und die Kalziumversorgung prüfen. Bei zu niedrigem pH hilft ein reaktiver Kalk. Allerdings sagt ein scheinbar ausreichender oder hoher pH-Wert nichts über die Ca-Versorgung aus.

Andere basisch wirksame Kationen (Mg2+, K+, Na+) heben ebenfalls den pH-Wert an, wirken sich aber bei Nässe aufgrund ihrer geringen Bindungskräfte nachteilig auf die Bodenstruktur aus. Zur Dichtlagerung neigende, verschlämmende und klumpenbildende, tonige Böden mit sehr hoher Mg-Versorgung sind ein Hinweis auf einen unausgeglichenen Nährstoffhaushalt. Hier helfen spezielle Bodenuntersuchungen, um die Ursache zu erforschen und gezielter düngen zu können.

Praxistipp: Ein Nährstoffmangel zeigt sich nicht immer als gelbe Aufhellung (Chlorose). Gerade sattgrüne Bestände weisen oft hohe Nitratgehalte auf, die durch fehlende Spurenelemente verursacht sein können. Erweitern Sie deshalb die Grundbodenuntersuchung einmalig, um Blattdünger gezielter einsetzen zu können. Auch eine Pflanzenanalyse kann Hinweise geben, solange es sich nicht um eine komplexe Problematik (z. B. durch Strukturpro­bleme) handelt.

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2. Sauber bearbeiten

Ernterückstände situationsgerecht beseitigen

Ernterückstände übertragen eine Vielzahl von Krankheiten (Fusarium, Halmbasiserkrankungen, Ramularia, DTR, Netzflecken). Zudem dienen Ausfall­samen bzw. deren ungebeizter Durchwuchs als Wirtspflanzen für Virusvektoren (Läuse, Zikaden), obligate Parasiten (Mehltau, Roste) sowie bodenbürtige Pilze (Kohlhernie).  

Krankes Ausfallgetreide überträgt nahezu alle Blattkrankheiten in die frischen Wintersaaten,  wie Rhynchosporium, Netzflecken, Mehltau, Halmbasiserkrankungen und Fusarien.

Durch große Druschbreiten und nicht gut eingestellte oder verschlissene Dreschorgane sind schlecht zerkleinerte und verteilte Ernterückstände nicht nur eine phytosanitäre Katastrophe. Sie hemmen auch die Pflanzenentwicklung und die effektive Nährstoffausnutzung. Stroh- und Kaffhaufen behindern zudem die Bodenbearbeitung und Wurzelbildung und fördern Schnecken sowie Mäuse.

Deshalb gilt für Getreide und Raps: Selbst bei abgefahrenem Stroh lohnt sich eine Nachverteilung der „Kondensstreifen“ hinter dem Häcksler, wenn Durchwuchs in den Folgekulturen (Saatgutproduktion, Vermarktung, Krankheiten) ein Problem ist.

Ist der Boden nach der Ernte zu nass oder zu trocken für eine Bearbeitung, lohnt sich mehrfaches Striegeln als Ernterückstandsmanagement. Das Stroh wird durch UV-Licht und Wechselfeuchte mürbe und so zerstört. Die Samen landen durch das Ausschütteln auf dem Boden. Vom Stroh bedeckt liegen sie dort wie in einer feuchten Kammer, keimen an, können sich aber durch das wiederholte Striegeln nicht etablieren. Dafür sind aber vier bis fünf Striegelgänge erforderlich!

Der Vorteil: Bleibt der Boden darunter in diesen vier bis sechs Wochen unangetastet, vermehren sich Regenwürmer rasant und verbessern zudem die Struktur durch Lebendverbauung.

Die Ernterückstände sollte man besonders bei Hackfrüchten im Blick haben: Erntereste von Mais z. B. sind sperrige Krankheitsüberträger (Fusarium, Rhizoctonia). Durch sie vermehren sich Maiszünsler und Maiswurzelbohrer noch besser. Rodereste von Kartoffeln und Rüben können wieder ausschlagen (Durchwuchs) und stellen eine lange Futterversorgung für Mäuse sicher. Hier eignen sich Spezialmaschinen, Mulcher und schwere, schneidende Scheibeneggen für eine Nachbearbeitung.

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3. Angepasst Säen

Dünne oder dickere ­Bestände?

Dünne Bestände können den Krankheitsdruck verringern – gerade im Getreide verschlechtern sie das Mikroklima für viele Blattpathogene (z. B. Mehltau, Septoria, Rhynchosporium), weil die Blätter schneller abtrocknen.

Dafür eignen sich  Sorten, die hohe Ährenerträge auch bei geringerer Bestandesdichte schaffen,  wie z. B. Ährentypen oder Korndichtetypen. Durch die schossbetonte Düngung kommen sie auch mit langen Herbsten und milden Wintern besser zurecht. Eine gleichmäßigere Saatgut­ab­lage durch optimierte Sätechnik – insbesondere bei pneumatischen Sämaschinen (Schlauchlängen, Luftzufuhr) – schafft ein pilzfeindliches Klima.

Doch niedrige Bestandesdichten und Teilflächen mit Strukturproblemen bieten auch gute Bedingungen für die Ausbreitung von Ungräsern/Unkräutern. Durch die richtige Kultur bzw. Sorte lassen sich jedoch einige Gräser unterdrücken: Gerste (vor allem Hybriden), Triticale und Weizensorten mit einem breiten Blatt filtern das hellrote Licht heraus, welches Lichtkeimer wie Ackerfuchsschwanz zum Auflaufen benötigen.

Wer allerdings ein Gräserproblem auf dem Acker hat, muss mit höherer Saatstärke arbeiten. Kalken und eine organische Düngung sowie eine lockere Krümelstruktur helfen den Hauptkulturen, den Wurzelraum vor den Unkräutern und -gräsern zu erschließen.

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4. Gezielt wählen

Zwischenfrüchte ­später säen

Obwohl sie nur zwischen den Hauptkulturen stehen, brauchen Zwischenfrüchte eine besondere Aufmerksamkeit. Auch hier lässt sich mit den richtigen Maßnahmen Pflanzenschutz einsparen. Das betrifft zunächst die Artenwahl:

  • Früh blühende Zwischenfrüchte können die Fruchtfolge mit schwer bekämpfbaren Ausfallsamen belasten.
  • Einige nicht winterharte Arten (Buchweizen, Ramtillkraut) frieren bereits bei Temperaturen knapp über 0 °C ab.

Das Problem dabei: In abgereiften und abgefrorenen Beständen entstehen früh Lücken. Hier kann sich eine winterharte Verunkrautung etablieren, die den Einsatz von Glyphosat erfordert. Nehmen Sie sich gerade in Pflicht-Zwischenfrüchten, die nicht rechtzeitig umgebrochen werden dürfen, genug Zeit für ein gutes Ernterückstandsmanagement zur Zwischenfrucht!

Eine Hauptaufgabe der Zwischenfrüchte liegt in der Durchwurzelung des Bodens. Hierfür hat eine spätere Aussaat ab der zweiten Augusthälfte den Vorteil, dass die kürzeren Tage die Wurzelbildung fördern. Folglich nimmt die Ganzpflanze mehr Stickstoff im Wurzelraum auf. Dann kann man die Bodenbearbeitung im Frühjahr zur Hauptfrucht auf ein Minimum reduzieren, da weniger oberirdische Masse einzuarbeiten ist.

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5. Lückenlos prüfen

Legen Sie Auslassungsfenster an!

Welche Pflanzenschutzmaßnahme die wirksamste ist und auf welche man eher verzichten kann, lässt sich mit Auslassungsfenstern (Stufenfenstern) kontrollieren. Dabei legt man das erste Spritzfenster ohne die erste Pflanzenschutzmaßnahme an, das zweite Fenster ohne die zweite usw. Ideal ist, die Spritzfenster  an der Fahrgasse auf einer Teilbreite  anzulegen, wie die Übersicht zeigt.

So lässt sich auch die Wachstumsreglerstrategie kontrollieren. In der Parzelle mit dem höchsten Krankheitsdruck und dem höchsten Lagerdruck fehlt die gezielteste Maßnahme – sie war demnach am effektivsten.

Praxistipp: Mit einem Bodenprobenehmer lässt sich sehr einfach und bequem ein Loch in die Erde stechen. So lassen sich die weißen Pins auch in der Vegetation leicht platzieren.

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