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Pflanzenzüchter: Weniger Sorten durch Pflanzenschutzverbot?

Das geplante Pflanzenschutzmittelverbot in sensiblen Gebieten betrifft auch Züchtungsunternehmen. Der Bundesverband positioniert sich deutlich dagegen – wie auch gegen Patente.

Lesezeit: 4 Minuten

Pflanzenschutzmittelverbote in sensiblen Gebieten, Patente auf Pflanzen und ein neues EU-Saatgutrecht: Die deutschen Pflanzenzüchter stehen aktuell vor großen Herausforderungen. Und das obwohl die Erwartungen an die Pflanzenzüchtung angesichts von Klimawandel und mehr pflanzenbasierter Ernährung wachsen. Das wurde am Mittwoch auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes deutscher Pflanzenzüchter (BDP) in Paderborn deutlich.

Stephanie Franck: Züchter von Pflanzenschutzverbot betroffen

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Besonders die Sustainable Use Regulation (SUR) der Europäischen Kommission bereitet den Züchtern und Vermehrern Sorgen. Sie soll den Pflanzenschutzmitteleinsatz neu regeln und beinhaltet auch ein Komplettverbot in sogenannten sensiblen Gebieten.

Laut der BDP-Vorsitzenden Stephanie Franck liegen 36 % aller Zuchtgartenflächen in diesen Gebietskulissen. Einige Standorte wie etwa die Insel Poel seien von den Pflanzenschutzverboten komplett betroffen. Auch bei den Vermehrungsflächen seien immerhin 90.000 ha betroffen.

Franck appellierte deshalb an die Politik: „Verbesserte Sorten helfen, Pflanzenschutz einzusparen. Um auf großer Fläche Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren, brauchen wir Resistenzen, die erst in unseren Zuchtgärten entstehen müssen. Hier sind Pflanzenschutzmittel nötig.“ Gesunde Pflanzen seien für Züchtung und Vermehrung deshalb notwendig.

BDP gegen Patente auf Pflanzen

Der Zugang zu genetischem Material ist Franck zufolge ein Herzstück der züchterischen Arbeit. Der bewährte Sortenschutz erlaube Züchtern, auf Basis jeder Sorte eigene Sorten zu schaffe. Patente hingegen verwehrten dieses Recht. Um die Arbeit der Pflanzenzüchtung aufrechtzuerhalten, dürfe Material, das so in der Natur entstehen könne, deshalb nicht patentierbar sein.

Nach heutigem Stand lasse sich aber auf Pflanzen, die aus einem technischen Prozess entstanden sind, ein Patent anmelden, sagte Franck. Die neuen Züchtungsmethoden wie CRISPR/Cas hätten ein enormes Potenzial für einen effizienteren Züchtungsvorgang. Züchter müssten aber auf den Ergebnissen anderer Züchter aufbauen können.

Der BDP hatte bereits im Januar auf der Internationalen Grünen Woche seine Position zur Patenten auf Pflanzen vorgestellt.

Züchter uneins über Patente

Besonders die mittelständischen Züchter lehnten Patente laut Franck ab. Deutlich wurde aber auch, dass nicht alle BDP-Mitglieder diese Verbandsposition mittragen. Um Rechtsverbindlichkeit zu schaffen, spricht der Verband das in diesem Bereich auch mit anderen Organisationen wie dem Deutschen Bauernverband (DBV), der „No Patent on Seeds“, der Arche Noah und der Arbeitsgemeinschaft bäuerlichen Landwirtschaft (AbL) ab.

Auch die anliegende Novelle des europäischen Saatgutrechts beschäftigt die Züchter. Einheitliche und kosteneffizientere Rechtsvorschriften begrüßt der Verband. Allerdings fordert der BDP, dass die bewährte Wertprüfung erhalten werden müsse.

Staatssekretärin Bender: Starke Züchtung für zukunftsfähige Landwirtschaft

Staatssekretärin Silvia Bender (Bündnis 90/Die Grünen) hob in Ihrer Ansprache hervor, wie wichtig Pflanzenzüchtung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sei. „Für die Anpassung an neue Umweltbedingungen brauchen wir eine starke Züchtungswirtschaft“, sagte sie.

Die Bundesregierung begrüße grundsätzlich den Willen der EU-Kommission, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Die Vorgaben über Europa hinweg zu vereinheitlichen, sei der richtige Weg, und brächte den Landwirten Wettbewerbsgleichheit.

Aktuell beobachtet Bender einen großen Vorlagenstress bei der Europäischen Kommission. Die großen Bereiche Gentechnikrecht, SUR und Saatgutrecht seien viel auf einmal. Es sei möglich, dass die EU-Kommission nicht alle Vorhaben zu Ende bringen werde.

Gentechnikfreiheit als Exportvorteil

Auch Bender lehnt Patente ab und steht hinter dem Sortenschutz. Die Staatssekretärin sieht bei den neuen Züchtungsmethoden Vorteile, wie etwa die Schnelligkeit. Forschungsvorhaben zu den neuen Züchtungsmethoden brächten aktuell keine schnellen Lösungen für die Herausforderungen. Zudem würden 80 % der Verbraucher Gentechnik auf dem Teller ablehnen. Für Bender steht die Wahlfreiheit der Verbraucher an oberster Stelle.

Sie setzt auf künftige rechtssichere Nachweismethoden für gentechnisch verändertes Material. Bender sieht in der Gentechnikfreiheit der europäischen Landwirtschaft aber auch einen Wettbewerbsvorteil für den Export. Nur Europa könne gentechnikfreie Ware liefern.

Rukwied: Unzufriedenheit mit Politik im ländlichen Raum

DBV-Präsident Joachim Rukwied steht beim Thema Patenten und Saatgutrecht voll hinter dem BDP. Auch das Pflanzenschutzverbot in den sensiblen Gebieten sieht er kritisch. Rukwied beobachtet in den ländlichen Räumen Unzufriedenheit mit den politischen Vorgaben.

Rukwied wies auf Bemühungen vor Ort, wie etwa den Niedersächsischen Weg. Es gebe gute Lösungsansätze für mehr Biodiversität und weniger Pflanzenschutzmittel vor Ort. So ließen sich die Erträge auf den Hochertragsstandorten bewahren. Die SUR der Europäischen Kommission erschwere diese Bemühungen.

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