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Kitzrettung Regierungswechsel Grasernte

topplus Pressekonferenz IVA

"BVL muss zur zentralen Zulassungsbehörde werden"

Schrumpfende Umsätze im Pflanzenschutz und ein stagnierender Düngemittelmarkt in 2024 prägen die Bilanz des Industrieverband Agrar (IVA). Hoffnung setzt der Verband auch in die neue Bundesregierung.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) blickte heute bei seiner Jahrespressekonferenz auf ein durchwachsenes Jahr 2024 zurück, das geprägt war von schrumpfenden Umsätzen im Pflanzenschutzmittel-Sektor (minus 9,1 Prozent) und stagnierenden Absätzen der Düngemittel-Produzenten. Umso mehr richten sich die Erwartungen des Wirtschaftsverbands der agrarchemischen Industrie jetzt an die neue Bundesregierung, denn im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD sind richtungsweisende Aussagen und Vorhaben im Agrarbereich benannt.

Produktivität wieder wichtiger 

IVA-Präsident Michael Wagner, der Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) war, begrüßte das Bekenntnis der Koalitionäre zu einer produktiven Landwirtschaft und lebendigen ländlichen Räumen. „Die kommende Bundesregierung hat das Thema Ernährungssouveränität wieder entdeckt. Wir können nicht überall Selbstversorger sein, aber die Förderung regionaler landwirtschaftlicher Produktion ist angesichts aktueller geopolitischer Herausforderungen unbedingt geboten“, so Wagner.

Nach Berechnungen des IVA kann sich Deutschland zwar bei den meisten Getreidekulturen, Kartoffeln oder Zuckerrüben selbst versorgen, aber gerade einmal jeder zweite hier konsumierte Apfel stammt in normalen Anbaujahren aus heimischem Anbau – in schlechten Jahren auch nur jeder dritte. Insgesamt lag der Selbstversorgungsgrad im Schnitt der vergangenen drei Erntejahre gerade einmal bei 37 % für Gemüse und 21 % für Obst.

Das Veto-Recht gehört abgeschaft

Einen Schlüssel für stabile landwirtschaftliche Erträge sieht Wagner in der ausreichenden Verfügbarkeit wirksamer Pflanzenschutzmittel. Doch daran hakt es. Das europäische Pflanzenschutzrecht ist so streng und damit innovationsfeindlich, dass nur einer von sechs weltweit neu zugelassenen Wirkstoffen auch in der EU genehmigt wird.

Zugleich hat die neue Bundesregierung das komplizierte deutsche Zulassungssystem als Nadelöhr identifiziert und will für schnelle Verfahren durch eine, wie es im Koalitionsvertrag heißt, „Verschlankung der behördlichen Zusammenarbeit“ sorgen. „Die Hersteller benötigen eine bessere Planbarkeit, wenn sie Zulassungsanträge stellen,“ so Wagner weiter: „Und die Lösung liegt auf der Hand: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) muss zur starken zentralen Behörde werden. Die drei am Verfahren beteiligten Bewertungsbehörden erhalten einen gleichberechtigten Status – ohne Veto-Rechte gegenüber der Zulassungsbehörde. Nur so sind effektivere Verfahren möglich.“

 

Düngerproduzenten im unfairen Wettbewerb

Ein ähnliches Spannungsfeld stellt sich den deutschen Düngemittel-Produzenten: Sie haben mit erheblichen Zukunftsinvestitionen in klimafreundliche Produktionsanlagen begonnen, sehen sich aktuell aber in einem unfairen Wettbewerb mit Anbietern aus Übersee. Diese produzieren zu günstigeren Energiekosten aber mit einem schlechten CO2-Fußabdruck. „Das Bekenntnis zu Klimaschutz und einem Neustart der Energiewende ist richtig. Aber dafür muss es in der Phase des Übergangs auch Schutzmechanismen für einheimische Produzenten gegen unfairen Wettbewerb geben. Wir begrüßen daher, dass die neue Bundesregierung die EU darin unterstützen will, durch Zölle auf Dünger aus Russland und Belarus diese ungleichen Wettbewerbsbedingungen zumindest ein Stück weit auszugleichen“, kommentierte Marco Fleischmann, Vorsitzender des IVA-Fachgebiets Pflanzenernährung.

Vielfältige Lösungen für geringere THG-Emissionen

Schon jetzt, so betonte Fleischmann, halte die deutsche Düngemittel-Industrie vielfältige Lösungen vor, um die Landwirtschaft darin zu unterstützen, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Dazu zählen N-Stabilisatoren, die die Stickstoffverluste nach der N-Düngung auf dem Feld reduzieren und Emissionen, wie Lachgas, in die Atmosphäre vermeiden. Aber auch an digitalen Lösungen arbeiten sowohl verschiedene Mitgliedsunternehmen als auch der IVA. Dazu gehören zum Beispiel N-Sensoren, satellitenbasierte Düngesysteme sowie die dynamische Düngebedarfsermittlung, die eine individuelle und standortangepasste Pflanzenernährung auf jedem Ackerschlag ermöglicht.

 9,1 % geringerer Pflanzenschutzmittelumsatz in 2024

Witterungsbedingt war das Anbaujahr 2024 für die deutschen Landwirtinnen und Landwirte herausfordernd. Ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen im Frühsommer erhöhten den Pilzdruck und damit die Pflanzenschutz-Behandlungen in den meisten Kulturen. Dennoch gingen die Umsätze der im IVA zusammengeschlossenen Hersteller von Pflanzenschutzmitteln abermals um 9,1 % auf 1,22 Milliarden Euro (2023: 1,342 Mrd. Euro) zurück, was auch durch den Abbau von Lagerbeständen beim Handel zu erklären war. Dennoch: In den vergangenen zehn Jahren ist der deutsche Pflanzenschutzmarkt damit nominal (nicht inflationsbereinigt) um etwa ein Viertel geschrumpft (2014: 1,6 Mrd. Euro).

 

Etwas mehr Stickstoff, etwas weniger Kalk

Weiterhin hohe Energiekosten und hoher Importdruck von Düngemitteln beeinträchtigen die Düngemittel-Produzenten unter den IVA-Mitgliedern erheblich. Die Preise für Düngemittel verharrten im Jahr 2023/24 in einer weitgehend stabilen Seitwärtsbewegung.

Das stabile Preisniveau trug zu einem leichten Anstieg des Stickstoffdüngerabsatzes bei; so wurde mit 1,053 Millionen Tonnen Stickstoff ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet (plus 1,8 Prozent). Der Absatz von Grundnährstoffdüngern, Phosphor und Kali, konnte hingegen starken Zuwachs verzeichnen. Nicht profitieren konnte dagegen der Kalkabsatz, der von einem hohen Niveau ausgehend etwas an Absatzmenge verlor.

 

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