Ende Oktober berichteten wir über Naturschützer aus dem Raum Gießen, die behaupten, die Bauern würden heute alle Feldwege mulchen und so zur Verarmung der Landschaft beitragen, da sie Insekten und Wildtieren die Deckung nähmen.
Hierzu gab es anschließend eine angeregte Diskussion unter den Lesern. Ein Landwirt aus dem Main-Kinzig-Kreis berichtete uns nun, dass in seiner Region – und sicher auch anderswo – genau das Gegenteil der Fall sei: Feldwege der Gemeinde würden zuwachsen, weil sich die Kommune nicht kümmert. So sei manch geteerter Weg heute unbefahrbar, weil die Äste von den Seiten geschlossen über ihn ragen. Und auf unbefestigten Wegen würden teils schon Bäumchen wachsen. Bei der Gemeinde seien seine wiederholten Aufforderungen zum Rückschnitt auf taube Ohren gestoßen.
Der Leser empfahl in diesem Zusammenhang Aussagen des emeritierten Professors für Genetik, Dr. Werner Kunz. Der Biologe ist seit Jahren begehrter Redner zum Thema „Übertriebener Naturschutz“. So berichtete das Bersenbrücker Kreisblatt im Juli 2018 von einem provokanten Vortrag des Fachmanns in Quakenbrück.
Vernachlässigt der Naturschutz den Artenschutz?
Der heute 80-Jährige kritisierte da den aus seiner Sicht falschen Naturschutzansatz hart. So sei der „Mythos von der unberührten Natur“ eine unhaltbare Ideologie. Der Mensch müsse vielmehr korrigierend eingreifen, weniger aufforsten und Wildwuchs gründlich beseitigen, auch mit radikalen Maßnahmen“, zitiert die Zeitung Kunz. Er hält Deutschland für viel zu grün.
Seinen Ausführungen nach gehen karge und nährstoffarme Böden, die es seit der Eiszeit gibt, durch Eutrophierung (Nährstoffüberschuss) immer weiter zurück. Dadurch seien viele Falter und Tierarten, die lichte Landschaften und sich schnell erwärmende Sand- bzw. Schotterflächen brauchen, bereits ausgestorben. Kahlschlagrelikte wie Truppenübungsplätze oder Industriebrachen seien Rückzugsräume für viele Tierarten, so der Forscher.
Er empfiehlt, viel mehr solcher Refugien zu schaffen. „Unter Schutz gestellte Gebiete müssen vor der Natur geschützt werden. Die Anlegung von Steilufern, Brachflächen oder Geröllhaufen schafft ökologische Nischen für gefährdete Insekten- und Vogelarten – ebenso wie Trockenrasen oder Heidegebiete, die auch vom Menschen gestaltete und unterhaltene Lebensräume sind“, zitiert das Bersenbrücker Kreisblatt aus dem Vortrag. Er sehe, dass sich Politiker und Landschaftsplaner mit einer „intelligenten Umgestaltung der Kulturlandschaft“ schwertäten.
Abschließend soll sich Kunz über Naturschutzverbände geärgert haben, die uneinsichtig seien und seine vehementen Appelle nach weniger Renaturierungsmaßnahmen nicht unterstützten.
Und in einem Artikel auf der Homepage der Heinrich Heine Universität Düsseldorf über einen ähnlichen Vortrag heißt es, dass Kunz früheren Umweltschützern wie den Tierfilmern Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann vorwirft, Naturschutz und Artenschutz als Einheit propagiert zu haben. Dieses Weltbild mit dem Ideal einer unberührten Natur sei aber eine Illusion. Man müsse die beiden Aspekte trennen. Nicht trotz, sondern wegen des Naturschutzes werde die Rote Liste der gefährdeten Tierarten immer länger. „Deutschland wächst zu“, sagt Kunz demnach. Dass Bäume pflanzen eine gute Tat sei, nennt er schlichtweg „Quatsch“.
Dowload Powerpoint-Vortrag Baunatal 2020
von Norbert Scheppach
au weia!
Die Erkenntnisse des Professors zum Rückgang der Arten sind nachvollziehbar. Die Verursacher benennt er relativ klar. Wenn ich es recht zusammen fasse: 1. Die Landnutzung durch die Landwirtschaft und die intensive Düngung führen zur massiven Harmonisierung des kleinstrukturierten ... mehr anzeigen Landschaftsbildes. Selbst dort, wo nicht gewirtschaftet wird, führt die "Überdüngung" zu intensivem Wachstum und reduziert die Grenzflächen, die wenig oder keinen Bewuchs zeigen. 2. Die Folge daraus ist, dass man die Diversität wieder herstellen muss (künstlich) und mit Arbeit (einfach wachsen lassen reicht nicht!)- Wohlgemerkt: das ist die Folgerung, nicht die Ursache! 3. Die Landwirtschaft sollte diese als "Kulturgut" zu verstehenden diversen Kleinlandschaften wieder herstellen und dafür entlohnt werden. Dann würde das wohl auch funktionieren mit den Arten. 4. das ist insofern fair, als dass die Gesellschaft jahrzehnte von günstigen Nahrungsmitteln profitiert hat, die die Landwirtschaft so geliefert hat. Die Landwirte mit den Folgen allein zu lassen, ist dgagegen nicht fair - auch wenn sie die Situation maßgeblich verursacht hat. weniger anzeigen
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von Bernhard Stehlin
Schade, dass es diese Meldung....
....nicht in unsere Massenmedien schaffen wird.
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von Gerhard Steffek
Bravo!
Endlich mal einer der sich traut. Das wird unseren Grünen aber gar nicht gefallen. Aber das ist genau das, was ich auch schon anhand der Krefelder Studie sagte. Wenn die Fläche zuwächst, verschwinden besonders die Fluginsekten. Kann ein jeder feststellen, wenn er mit offenen Augen in ... mehr anzeigen den Wald geht. Wieviele Fluginsekten sieht man darin? Aber heute spinnen sie ja lieber 10 Meter über dem Hirn. Wenn ich bedenke, welche Aktionen es mittlerweile gibt, die Millionen von Bäumen pflanzen wollen. Zwar diesmal wegen des Klimaschutzes, aber fünf Minuten danach jammert man wegen des Insektenschwundes. Alles nur deshalb, weil diese geistigen Tiefflieger die Kausalitäten in der Natur nicht erkennen. Dabei ist es tatsächlich so, daß die Natur aus jeder Situation immer für sich das Beste daraus macht. Für die Natur gibt es keine "Naturzerstörung", sondern neue Möglichkeiten. Wer die Augen dafür aufmacht sieht es. Selbst eine neue Kiesgrube bietet Lebensraum für die entsprechenden Überlebenskünstler. Wer natürlich ideologisch verblödet ist, sieht so etwas nicht. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
und die Medien werden ihn tot schweigen !
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von Rudolf Rößle
Erst
Büsche dann Wald. Für ihre gewünschten Streuobstwiesen finden sie auch keinen dummen Bauern mehr, der für nichts viel leisten soll.
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von Wilhelm Grimm
Aber dann kommt die Kreissparkasse
und macht damit Werbung in der Heimatzeitung und alle klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. Alle mit Schlips und nigelneuem Spaten in der Hand und anschließend zu Tisch bei wertlosen Reden über den schlechten Zustand unserer Natur. Ab heute wird aber alles besser, wir haben einen ... mehr anzeigen neuen Spaten. weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Richtig. Denn was hat das "zuwuchern lassen" gebracht?
Den heftigsten bisher in Deutschland dokumentierten Rückgang der Insekten. Um ganze 72%. In einem zugewucherten Naturschutzgebiet nahe Krefeld. Die vielzitierte "Krefelder Studie". Paradoxerweise wurde von den Grünen und NGOs nicht daraus geschlossen, dass Naturschutzgebiete anders ... mehr anzeigen gestaltet werden müssen, um für Insekten ein ebenso geeigneter Lebensraum zu sein wie bewirtschaftetes Land, sondern sie schlossen daraus, dass die Landwirtschaft verträglicher werden müsse. Aber nie konnten sie erklären, was das damit zu tun haben soll. weniger anzeigen
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von Gerhard Steffek
"Aber nie konnten sie erklären, was das damit zu tun haben soll".
Geht doch gar nicht, soweit geht deren Denke doch gar nicht. Abgesehen davon ist ja schließlich die Landwirtschaft das erklärte Feindbild. Da können sie sich nicht eingestehen, daß gerade die Landwirtschaft für den Naturschutz nötig ist. Das wäre doch ein Eingeständnis ihrer Fehlsicht!
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von Harald Finzel
Ist ja nichts neues.
Eigentlich müsste jede größere Industriebrache sofort unter Naturschutz gestellt werden anstatt zu neuen, sterilen Hipster-Wohnvierteln "entwickelt" zu werden. Dass dies nirgends geschieht, zeigt einmal mehr die Bigotterie der Gesellschaft beim Thema "Umweltschutz".
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von Albert Maier
Interessant ist...
.... dass meist emeritierte Professoren es wagen, sich gegen den falschen mainstream zu stellen und auch Fakten, die so gar nicht in die Zeit passen, auf den Tisch legen. Die Begründung ist einfach. Diese müssen weder Fördermittel generieren noch ihre Karriereplanung im Blick haben. ... mehr anzeigen Deshalb halte ich solche Wissenschaftler für wesentlich glaubwürdiger als karrieregeile mainstreamkompatible Startupprofessorchen. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
"Ein Professor ist auch nicht mehr das, was er mal war", sagte Prof. Biedenkopf !
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von Renke Renken
Die sogenannten Naturschützer
haben in großer Mehrzahl auch noch nicht den Unterschied zwischen Natur- und Kulturlandschaft begriffen, sie wollen aus den Errungenschaften der Flora und Fauna einer Kulturlandschaft nach Möglichkeit eine Naturlandschaft machen, was dabei rauskommt kann man in unserer Landschaft leider ... mehr anzeigen allzu häufig "bestaunen". weniger anzeigen
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