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Prof. von Tiedemann: „Pflanzenschutz essenziell für die Ernährungssicherheit“

Prof. Andreas von Tiedemann vermisst die Risiko-Nutzen-Betrachtung. "Zukunft Pflanzenschutz" gestalten geht nur, wenn bei Allen Konsens herrscht, dass Nutzpflanzen Schutz benötigen.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Prof. Andreas von Tiedemann. Er ist Leiter der Abteilung für Pflanzen­pathologie und -schutz im Department für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Göttingen.

Die Debatte um den Pflanzenschutz hat festen Grund verloren. Die Würdigung seines fundamentalen Beitrags zur Ernährungssicherung durch Sicherung des Ertragsfortschritts in den letzten sechs Jahrzehnten spielt bei seiner Bewertung offenbar keine Rolle mehr.

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Zu nennen ist hier der historisch ein­malige Erfolg bei der Reduzierung von Hunger und der Mehrung von Wohlstand. Lag die Hungerrate 1960 mit ­3 Mrd. Menschen noch bei 34 %, ist sie heute bei der gut zweieinhalbfachen Bevölkerung (7,8 Mrd.) auf unter 9 % gesunken.

Der Beitrag des Pflanzenschutz­es ist signifikant. Von den etwa 70 % Verlusten, die in ungeschütztem Anbau global anfallen würden, kann er derzeit etwa die Hälfte (ca. 35 %) verhindern.

Nach einer von der Universität Leuven für das EU-Parlament erstellten Studie liegen die positiven Ertragseffekte des chemischen Pflanzenschutzes in Kulturen wie Weizen, Mais, Reis, Kartoffel und Sojabohne zwischen 19 und 42 %.

Dem gegenüber steht unverrückbar ein globaler Mehrbedarf an Lebensmitteln von 60 bis 100 % bis Mitte des Jahrhunderts, der bei unveränderter Produktivität nur durch die Inanspruchnahme zusätzlicher landwirtschaftlicher Nutzfläche zu decken ist. Diese ist entweder nicht oder nur um den Preis der Reduktion geschützter Areale verfügbar.

Die Hungerrate wieder steigen zu lassen, kann niemand ernsthaft als Ausweg in Betracht ziehen. Warum auch? Neben den Leistungen des Pflanzenschutzes wird in der Debatte auch die erhebliche Risikominderung bei seiner Anwendung ausgeblendet, die in den letzten Jahrzehnten erreicht worden ist.

Dieser Erfolg ist nicht das Ergebnis von quantitativer Reduktion, sondern von technischem Fortschritt, durch den die gleiche oder mehr Schutzleistung bei verringerten Nebenwirkungen erreicht wurde. Und wenn diese Nebenwirkungen nur noch darin bestehen, dass man mit modernsten Analyseverfahren irgendwo Spuren einer Substanz nachweist, aber eigentlich keine realen Auswirkungen mehr darstellen kann, dann handelt es sich längst um ein theoretisches Risiko.

Die letzten sechs Jahrzehnte dieser Technologiegeschichte zeigen sehr klar, dass eine Mengenreduktion der falsche Ansatz ist. Und noch etwas kann man daraus ableiten: Bei dem heute bei guter fachlicher Praxis im Pflanzenschutz erreichten niedrigen Risikoniveau wird eine pauschale weitere Restriktionspolitik keinerlei zusätzlichen ökologischen Nutzen mehr haben.

Die Auseinandersetzung um das Insektenschutzprogramm in Baden-Württemberg hat gezeigt, dass hier alle in einem Boot sitzen – denn der essenzielle Bedarf von Kupferspritzmitteln in weiten Sektoren des biologischen Anbaus zeigt auch dessen Abhängigkeit von wirksamem Pflanzenschutz für eine erfolgreiche Produktion.

Kulturen benötigen Schutz – das muss Konsens sein

Der Argumentation, der Pflanzenschutz sei risikobehaftet, fehlt zunehmend die Substanz. Auch fehlt die Betrachtung der Folgen weiterer Restriktionen, einerseits in Bezug auf Ersatzhandlungen, die ökologisch ungünstiger sind (z. B. Einschränkung der Beizung, Rückkehr zu mechanischer Unkrautbekämpfung) und andererseits hinsichtlich der Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln, die dann nicht mehr möglich ist.

„Zukunft Pflanzenschutz“, wenn diese vernünftig gestaltet werden soll, kann nur auf dem überfälligen Konsens aufbauen, dass Nutzpflanzen Schutz benötigen und dass die dafür notwendigen Maßnahmen anhand ihrer tatsächlichen ökologischen Wirkungen und einer realistischen Risiko-Nutzen-Betrachtung bewertet werden müssen.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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