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topplus Wichtige Tipps zum Herbst

Raps: Auf Phoma und Winterhärte achten

In früh gesäten Rapsbeständen kann es sinnvoll sein, frohwüchsige Sorten zu bremsen. Hermann Hanhart von der Landwirtschaftskammer NRW gibt Tipps.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen

Die Rapserträge erreichten zur Ernte 2022 in einigen Regionen Rekordniveau. So wurden z.B. in Westfalen nicht selten rund 6 t/ha gedroschen. Aus ersten Fungizidversuchen ist aber erkennbar, dass der Beitrag der Fungizide daran nur sehr gering war. Das zeigt, dass die Witterung den Nutzen der Fungizide bestimmt – in trockenen Jahren mit geringen Mehrerträgen, in feuchten Jahren aber durchaus mit Mehrerträgen bis an 6 dt/ha.

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Generell geht es im Herbst nach wie vor vornehmlich um eine Wachstumskontrolle, insbesondere in früh gesäten Beständen. In einem feuchten Herbst geht es dann auch um eine Entwicklungsverzögerung von Phoma.

Kurz zur aktuellen Situation

In diesem Jahr waren die Bedingungen für die Aussaat von Raps recht schwierig. In vielen Regionen wurde das Saatgut in ein sehr trockenes Saatbeet gelegt, mit der Hoffnung auf Gewitterniederschläge in den kommenden Tagen. Im Norden und Osten traten dagegen gebietsweise Niederschläge im August auf.

In diesen Regionen haben um den 15. August bestellte Bestände gegen Ende August schon erste Laubblätter entwickelt. Abhängig vom Auflauf der Bestände wird man somit mit sehr unterschiedlichen Situationen rechnen müssen – von früh aufgelaufenen und wüchsigen Beständen, die bereits um den 15. September das 4-Blattstadium erreichen haben bis hin zu spät und verzettelt auflaufenden Beständen. Daher wird man den Einsatz von Fungiziden sehr unterschiedlich planen müssen.

Wegen der anhaltenden Trockenheit wird Phoma erst einmal keine Bedeutung erlangen. Um hier die richtigen Entscheidungen zu treffen, sollte man allerdings abhängig von der Witterung die biologischen Zusammenhänge gut kennen.

Hinweise zur Phomakontrolle

Grundsätzlich hat Phoma heute im Raps nicht mehr die Bedeutung wie vor 10 Jahren. In vielen neuen Sorten sind sehr gute Resistenzgene eingekreuzt, was allerdings nicht heißt, dass keine Vermorschungen am Wurzelhals bis zur Ernte auftreten können.

Eine Ertragsbedeutung bekommt Phoma aber nur dann, wenn frühzeitig schon im Mai erste Symptome vorkommen und mit weiterer Entwicklung in der Kornfüllungsphase der Wurzelhals früh komplett vermorscht. Mit Fungiziden lässt sich der Pilz zwar nicht beseitigen, der Einsatz verlangsamt aber die Entwicklung des Pilzes in den Pflanzen. Generell sind Herbstbehandlungen deutlich effektiver als Frühjahrsmaßnahmen. Zudem gilt: Je früher im Herbst Phoma infiziert, umso bedeutender kann sich die Krankheit entwickeln.

Eine Infizierung der neuen Rapspflanzen wird durch zufliegende Ascosporen aus den Altrapsbeständen möglich. Diese Ascosporen werden in den Pseudothezien (Hüllkörper der Ascosporen) auf dem befallenen Altraps gebildet. Die Ausbildung und Reifung der Sporen gelingt umso schneller und intensiver, je feuchter das Wetter nach der Ernte ist. Das heißt: In diesem Jahr sind die Ausgangsbedingungen für den Pilz ungünstig, da in den meisten Regionen die Trockenheit noch anhält.

Falls aber die Witterung im September umschlägt und für feuchtere Bedingungen sorgt, ist eine Infektion noch im Spätherbst möglich. Diese ist aber deutlich weniger kritisch als frühe Infektionen im September.

Grundsätzlich kann man im Herbst noch nicht beurteilen, ob Phoma wirklich zum Problem wird. Denn die Witterung im Frühjahr beeinflusst die Entwicklung der Krankheit entscheidend. Die Erfahrung zeigt, dass Fungizide in feuchten Jahren oft Mehrerträge bringen, wohingegen ein Einsatz in trockenen Jahren kaum wirtschaftlich ist. Die Behandlung im Herbst hat also eher einen Versicherungscharakter. Führen Sie diese deshalb vornehmlich bei kritischer Infektionswitterung durch.

Gegen Phoma sind Tilmor, Ampera, Efilor und Toprex die wirksamsten Produkte. Sie haben gleichzeitig eine wachstumsregulierende Wirkung. Optimal platzierte Anwendungen zur Wachstumskontrolle mit gleichzeitig bester Phomawirkung können Sie zum 6-Blattstadium von der Kombination Carax + Tilmor oder von Toprex erwarten.

In Spätsaaten ist ohne Einfluss auf das Wachstum in kritischen Wetterlagen mit hoher Phomagefahr Amistar Gold eine gute Wahl. Reine Prothioconazol-Produkte wie Tokyo, Abran, Protendo 250 EC, Traciafin und das höher aufgeladene Procer dürften gegen Phoma auch gut wirksam sein. In letztjährigen Versuchen unter trockenen Bedingungen zeigten diese Produkte allerdings keine gute Ertragswirkung.

Tipps zur Wuchsregulierung

Wahrscheinlich wird in diesem Jahr die wachstumsregulierende Wirkung der Fungizide wichtiger sein als die Phomawirkung – zumindest in den früh aufgelaufenen und wüchsigen Beständen.

Wenn der Raps sehr früh um den 15. bis 20. September schon vier Laubblätter entwickelt hat, sind frühe Maßnahmen unbedingt angeraten. Insbesondere in frohwüchsigen Sorten, wie z.B. Ambassador, Architect, Armani, Allessandro KWS, DK Expansion, Daktari, DK Exbury, Ernesto KWS, Heiner, Ludger, Otello KWS, Scotch, PT303 u.a., muss man dann zeitig im 4-Blattstadium mit wirksamen Produkten behandeln.

Hierfür eignet sich besonders Carax mit der momentan sichersten Einkürzung. In der Regel reichen Aufwandmengen von 0,6 bis 0,8 l/ha aus.

Eine Doppelbehandlung erübrigt sich, wenn man früh zum 4-Blattstadium behandelt. Allerdings ist dann nur eine sehr geringe Nebenwirkung gegen Phoma möglich, auch wenn Phoma früh infiziert. Nachbehandlungen gegen Phoma sind in der Regel nicht wirtschaftlich – nur in Ausnahmefällen, wenn Phoma extrem infiziert (z.B. bei dauerhaft feuchtem und relativ warmem Wetter).

Eine gute Alternative zum Einsatz von Carax solo ist eine Kombination aus 0,4 bis 0,6 l/ha Carax + 0,4 bis 0,6 l/ha Tilmor. Damit lässt sich oft eine bessere Ertragsleistung und eine bessere Wirkung auch gegen Phoma erzielen. Allerdings sollte diese Behandlung erst zum 5- bis 6-Blattstadium erfolgen.

Auf Flächen, auf denen die Unkrautkontrolle mit Belkar durchgeführt wurde, darf aus Verträglichkeitsgründen kein Metconazol, also auch kein Carax, verwendet werden. Weichen Sie in diesen Fällen auf Toprex aus. Weil es zum 4-Blattstadium keine sichere Einkürzung bringt, ist eine etwas spätere Anwendung zum 5- bis 6-Blattstadium mit dann höheren Mehrerträgen von Vorteil.

Falls Sie in diesem Herbst die Bestände erst spät gesät haben, oder sie nach Niederschlägen verzettelt auflaufen und das 4-Blattstadium erst um Anfang Oktober erreichen, sind gezielte frühe Behandlungen nicht notwendig. Dann kann man besser gleichzeitig mit kombinierter Phomawirkung später im 6- bis 8-Blattstadium mit z.B. 0,75 l/ha Tilmor behandeln. In wüchsigen Sorten ist dann die Kombination aus 0,4 l/ha Carax + 0,6 l/ha Tilmor zu favorisieren.

Grundsätzlich ist in verhalten wachsenden Sorten wie z.B. Arabella, Smaragd, Activus, DK Exlibris oder Ivo KWS eine frühzeitige Behandlung vor dem 6-Blattstadium kaum notwendig. Bei Frühsaat und frühem Erreichen des 4-Blattstadiums können Sie zum 6-Blattstadium in diesen Sorten mit Carax + Tilmor arbeiten. In spät gesäten Beständen ist in diesen Sorten keine Wachstumskontrolle notwendig.

Fazit

Letztendlich bleibt abzuwarten, was die Witterung bringt. Phoma wird wohl in den Hintergrund rücken. Ziemlich sicher muss dagegen in früh gesäten Beständen mit wüchsigen Sorten eine Wachstumskontrolle erfolgen – vorzugsweise frühzeitig mit Carax, Carax + Tilmor oder Toprex. Inwieweit in verspätet auflaufenden Beständen gezielte Behandlungen zur Wachstumsregulierung notwendig werden, bleibt abzuwarten.

Gezielte Behandlungen nur gegen Phoma werden – falls überhaupt – nur in den feuchteren Regionen wie in Holstein erforderlich oder eventuell auch dann, wenn sich ab dem 20. September lang anhaltende feuchte und warme Witterung bis in den Dezember hinein einstellt. Bei eher trockenen Bedingungen können Sie in wenig wüchsigen Beständen gänzlich auf Fungizide im Herbst verzichten.

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