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Raps: Kluge Strategien für saubere Bestände

Abhängig vom Wetter und der Verunkrautung sind unterschiedliche Herbizidstrategien denkbar – auch die mechanische Unkrautkontrolle kann sinnvoll sein. Hier die aktuellen Empfehlungen.

Lesezeit: 9 Minuten

Unser Autor: Günter Klingenhagen, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Einmal etabliert, ist Raps in der Lage, Unkraut gut zu unterdrücken. Sind beim Drusch der Vorkultur Stroh- bzw. Spreuansammlungen entstanden, ist es wichtig, diese zu mulchen und/oder zu verteilen. Denn andernfalls läuft der Raps an diesen Stellen meist schlecht auf. Zudem fühlen sich Mäuse in diesen Bereichen besonders wohl. Kann der Raps dann – evtl. nach einer tiefen Lockerung – ohne Hindernisse in die Tiefe wurzeln, ist der Grundstein für kräftige, konkurrenzfähige Pflanzen gelegt.

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Strategie 1: Den Raps hacken?

Einige Landwirte, z.B. in der Nähe des Haarstrangs, sind seit dem Herbst 2019 dazu übergegangen, Flächen mit viel Altraps zu hacken. Dazu säen sie den Raps per Einzelkornsaat mit einem Reihenabstand von 45 cm.

Sind die Einzelkornsämaschine und das Hackgerät zu 100% aufeinander abgestimmt (gleiche Abstände der Aggregate) und fährt man in die gleiche Richtung, ist es mit kameragesteuerten Geräten möglich, bis auf 2 cm an die Reihen heran zu hacken. In diesem Fall liegt die bearbeitete Fläche bei 91%. Wer Abschirmbleche verwendet, kann vom 1. Laubblattstadium des Rapses bis ins Frühjahr hinein hacken. Je nach Fahrgeschwindigkeit, Maschinenausstattung und Flächengröße sind Kosten von 45 bis 65 €/ha für einen Durchgang zu kalkulieren.

Bei geringem Unkrautdruck und passender Witterung kann die Hacke zur Regulierung der zweikeimblättrigen Unkräuter ausreichend sein. Ein Nachteil der mechanischen Maßnahmen ist allerdings die höhere Erosionsgefahr.

Möglich ist es, die breite 45er-Reihe mit der Anlage eines falschen Saatbetts zu kombinieren. In den uns bekannten Beispielen war dies die effektivste Maßnahme zur Altrapsbekämpfung. Bei diesem Verfahren wird das Saatbett ca. 4 Wochen vor der Saat erstellt und der Aufwuchs kurz vor der Rapssaat (Scheibenschar, Einzelkornsaat) mit Glyphosat abgetötet. Durch die breite Reihe wird wenig Boden bewegt und man kann später noch hacken. Läuft nur wenig Altraps auf, kann der Hackgang gegebenenfalls erst im Frühjahr erfolgen. Hinweis: Mit Inkrafttreten des Insektenschutzprogramms werden die Einsatzmöglichkeiten von Glyphosat eingeschränkt. Dies kann auch die oben genannte Anwendung betreffen. Genaue Definitionen stehen noch aus.

Strategie 2: Behandlung im Vorauflauf mit Clomazone

Das Folgende gilt unabhängig vom Bestellverfahren: Sofern Sie die besonderen Clomazone-Auflagen einhalten können (siehe Zusatzinfo „Clomazone“), das Saatbeet abgesetzt ist, mit dem Auflauf des Rapses zu rechnen ist und sich keine Starkniederschläge in den nächsten Tagen ankündigen, bietet sich der Einsatz Clomazone-haltiger Produkte an. Das gilt insbesondere für Standorte mit Wegrauke.

Geeignet ist u.a. Angelus mit 0,3 l/ha. Solo eingesetzt, lassen sich damit Wegrauke, Hirtentäschelkraut, Vogelmiere und Klettenlabkraut erfassen. Verbleibende Unkräuter wie Kamille, Mohn, Kornblume, Storchenschnabel, Hundskerbel und Stiefmütterchen können Sie dann im Nachauflauf mit Belkar + Synero (evtl. + Gräserpartner) erfassen.

Clomazone-Produkt + Mischpartner: Durch die Zumischung von 0,75 l/ha Fuego kann man die Wirkung um Kamille, Ehrenpreis, Besenrauke und Vergissmeinnicht ergänzen. Geht es auch um Mohn und Krummhals, bietet sich die weitere Zugabe von 0,6 l/ha Stomp Aqua an. Mit dieser relativ preisgünstigen Mischung lässt sich auf zahlreichen Standorten eine ausreichende Unkrautbekämpfung erzielen. Auf Flächen mit Storchenschnabel sollte man Fuego durch 1,8 l/ha Butisan Kombi ersetzen.

Doch wie kann man am besten mit dem für Clomazone-Produkte geltenden 5 m-Mindestabstand zu Wegrändern und Saumstrukturen umgehen? Eine Möglichkeit ist z.B., Fuego am Feldrand solo einzusetzen und die Mischung Fuego + Angelus + Stomp Aqua auf dem restlichen Schlag. Die Nachbehandlung der Ränder kann dann mit Belkar + Synero erfolgen – z.B. in Kombination mit der Gräserbekämpfung.

Strategie 3: Herbizideinsatz im Nachauflauf

Trockenheit, Starkregen und Schnecken können dafür sorgen, dass sich kein ausreichender Rapsbestand etabliert. Mit Belkar + Synero ist es möglich, erst einmal abzuwarten und die Unkrautkontrolle im Nachauflauf durchzuführen.

Achillesferse dieses Systems bleibt aber die Wegrauke. Selbst im Splitting liegen die Wirkungsgrade nicht höher als bei 60 bis 90%. Bei starkem Druck reicht dies nicht aus, sodass eine Nach- oder Randbehandlung mit Fox erforderlich ist. Diese kann man dann direkt anstelle der zweiten Belkar-Behandlung durchführen. Bis zum 3. Laubblattstadium der Rauken reichen 0,6 l/ha Fox aus. Gegen größere Pflanzen sollten ab EC 16 des Rapses 1,0 l/ha Fox zum Einsatz kommen. Hinweis: Fox darf man nur mit Insektiziden, Bor und/oder Runway mischen. Zu Anwendungen mit Gräsermitteln und/oder Fungiziden ist ein Abstand von mindestens 7 Tagen einzuhalten. Während der Behandlung müssen die Rapspflanzen trocken sein. Zudem ist helles Wetter nach der Anwendung für eine ausreichende Wirksamkeit wichtig.

Empfehlung zum Belkar-Einsatz: Ohne Wegrauke wird es deutlich einfacher. Denn bereits eine Einfachbehandlung mit Belkar + Synero wirkt gegen die wichtigsten Rapsunkräuter sehr gut.

Ein Splitting ist dagegen angeraten, wenn Wegrauke oder Vogelmiere auftreten bzw. bei insgesamt hohem Unkrautdruck. Zu berücksichtigen ist dabei, dass nicht in jedem Fall die Nachlage von 0,25 l/ha Belkar erforderlich ist. Mit der aktuellen Abpackung (2:1) bliebe dann Belkar übrig. Synero können Sie aber in Form von Runway VA zukaufen.

Und welche Mischungen sind mit Belkar möglich? Als Gräserherbizide sind Gallant Super (0,5 l/ha), Panarex (1,25 l/ha), Focus Ultra + Dash (2,5 + 1,0 l/ha) sowie alle Insektizide und Bor freigegeben. Zum zweiten Splittingtermin sind Kombinationen mit Tilmor, Toprex oder Folicur erlaubt – dann aber ohne Gräserherbizid. Nicht freigegeben (seitens Corteva) ist der Herbsteinsatz Metconazol-haltiger Produkte. Der Wirkstoff ist z.B. in Carax, Efilor und Caramba enthalten.

Strategie 4: Einsatz im Vorauflauf ohne clomazone

Das geht natürlich auch noch – gemeint ist die Anwendung von Fuego Top, Butisan Gold und vergleichbaren Produkten. Gegenüber den Clomazone-Strategien sind die Auflagen einfacher einzuhalten. Zudem bestehen im Vergleich zu Belkareinsätzen mehr Möglichkeiten bei der Wahl von Mischpartnern bzw. im Hinblick auf den weiteren Einsatz von Produkten. Und nicht zuletzt ist eine Grundleistung gegen Ackerfuchsschwanz vorhanden.

Fuego Top reicht zur Bekämpfung von Kamille, Klette, Vogelmiere, Vergissmeinnicht, Taubnessel, etwas Hirtentäschelkraut und Mohn. Optimal ist es, wenn Sie 3 bis 5 Tage nach der Saat behandeln können. Zu diesem frühen Termin kann und sollte die Aufwandmenge reduziert werden – auf besseren Böden von 2,0 l/ha auf 1,5 l/ha und auf leichten, sorptionsschwachen Böden auf 1,25 l/ha. Wer viel Wert auf die Bekämpfung von Storchschnabel legen muss, sollte Fuego Top durch Butisan Gold ersetzen.

Falls die Bedingungen für die Unkrautkontrolle zum Vorauflauftermin ungünstig sind, ist es besser, in den Nachauflauf auszuweichen. Geeignet sind dann Mischungen aus Bodenherbizid (Fuego Top/Butisan Gold) + 0,2 l/ha Runway – gegebenenfalls auch kombiniert mit einem Gräsermittel.

Tipps gegen Ausfallgetreide, Fuchsschwanz und Trespen

In Mulchsaaten ist oft eine frühe Behandlung gegen Ausfallgetreide erforderlich. Hierzu eignen sich die sogenannten FOPs wie Targa Super, Agil-S, Panarex usw. am besten.

Auf Flächen, auf denen Ackerfuchsschwanz und/oder Trespen auftreten, sollte der Wirkstoff Propyzamid ein fester Bestandteil der Bekämpfungsstrategie sein. Dieser ist u.a. in den Präparaten Kerb Flo/Groove, Setanta Flo und Milestone enthalten. Sofern die Mittel verfügbar sind, wirken sie in der Vegetationsruhe am effektivsten.

Damit der Ackerfuchsschwanz zu diesem Termin noch nicht zu groß ist, sollte eine Vorbehandlung erfolgen. Gegen Ackerfuchsschwanz mit FOP-Resistenz bleibt nur die Möglichkeit des Einsatzes von DIMs wie Select 240 EC/Vextadim 240 EC bzw. Focus Ultra + Dash. Focus Ultra kann man von Herbst bis Frühjahr spritzen – auch im Winter gemeinsam mit z.B. Kerb Flo. Behandlungen mit Select 240 EC/Vextadim 240 EC sollten dagegen bis Anfang Oktober abgeschlossen sein. Setzen Sie diese beiden Herbizide vorzugsweise zum 2- bis 3-Blattstadium der Gräser ein. Gegen Ausfallgetreide empfiehlt es sich, 0,3 l/ha Targa Super zuzumischen.

Welche Mittel wirken gegen Problemfuchsschwanz?

Um die Wirkung von Herbiziden gegen schwer bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz beurteilen zu können, wurden im Rahmen einer Untersuchung Samenproben im Gewächshaus ausgesät, die aufgewachsenen Pflanzen mit Herbiziden behandelt und die Wirkung bonitiert. Die Samenproben stammen von Flächen aus NRW. Mehrheitlich handelt es sich um Schläge, auf denen schwer bekämpfbarer Fuchsschwanz wächst. Axial 50 – ein Getreideherbizid – wurde als Vergleich aufgeführt. Die Ergebnisse:

Überrascht hat uns das gute Abschneiden von Agil-S. In unseren Feldversuchen wirkten sogenannte FOP-Produkte in den letzten Jahren oft nicht mehr ausreichend. Die größte Chance auf einen guten Bekämpfungserfolg hat man allerdings noch immer mit dem Einsatz von Select 240 EC + Radiamix. In diesem Fall stimmten die Untersuchungsergebnisse im Gewächshaus mit denen im Feld gut überein.

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Clomazone-Auflagen: Das sollten Sie beachten

Vor der Anwendung

NT 152: Flächenscharfen Anwendungsplan erstellen und bei der Applikation mitführen. Er sollte folgende Informationen enthalten:

  • Saatzeitpunkt,
  • geplanter und tatsächlicher Anwendungstermin,
  • Aufwandmenge des Pflanzenschutzmittels,
  • Wassermenge und
  • Details zur Anwendungstechnik (Düse, Druck, Fahrgeschwindigkeit, Gestängehöhe).

NT 153: Spätestens einen Tag vor der Anwendung von Clomazone-haltigen Produkten sind Nachbarn, die der Abdrift ausgesetzt sein könnten, über die geplante Anwendung zu informieren, sofern diese eine Unterrichtung gefordert haben.

Bei der Anwendung

NT 127: Anwendung bei zu erwartenden Tageshöchsttemperaturen von

  • bis zu 20°C: ganztägige Anwendung,
  • über 20°C: Anwendung von 18.00 bis 9.00 Uhr,
  • über 25°C: keine Anwendung.

NT 145, NT 146:

  • 90% Abdriftminderung erforderlich,
  • bis 7,5 km/h Fahrgeschwindigkeit,
  • mind. 300 l/ha Wasseraufwandmenge.

NT 155: 50 m Abstand zu

  • Ortschaften, Haus und Kleingärten,
  • Flächen mit bekannt Clomazone-sensiblen Anbaukulturen (z.B. Gemüse, Beerenobst),
  • für die Allgemeinheit bestimmte Flächen (z.B. Spiel-/Sport-/Golfplätze, Friedhöfe, öffentliche Parks, Gärten),
  • Flächen gemäß Verordnung (EG) Nr. 834/2007 (Öko-VO) sowie über diätetische Lebensmittel (Diätverordnung).

0 m Abstand zu

  • Flächen bestellt mit Winterraps, Getreide, Mais oder Rüben sowie bereits abgeerntete Flächen.

5 m Abstand zu

  • allen übrigen Flächen.

NT 154: Der Abstand von 50 m kann bei einigen Mitteln bei Soloeinsatz auf 20 m reduziert werden.

Nach der Anwendung

NT 149: Der Anwender muss in einem Zeitraum von einem Monat wöchentlich in einem Umkreis von 100 m um die Anwendungsfläche herum die Pflanzen auf Aufhellungen prüfen. Falls Aufhellungen auftreten, ist das sofort dem amtlichen Pflanzenschutzdienst und dem Zulassungsinhaber zu melden.

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