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Rapsschädlinge richtig in Schach halten

Vermeiden Sie vorschnelle Insektizideinsätze im Raps – denn diese fördern Resistenzen. Überdenken Sie unbedingt jede Anwendung! Gelbschalen helfen Ihnen, den Befall richtig einzuschätzen.

Lesezeit: 10 Minuten

Der Rapsanbau in Deutschland sinkt weiter und die Zahl der noch zugelassenen Wirkstoffe und Produkte auch. Das wichtige Mittel Plenum ist weggefallen, Biscaya folgt in Kürze. Die Genehmigung des Wirkstoffs Thiacloprid läuft am 29. April 2020 aus. Die Abverkaufs- und Aufbrauchfristen für Biscaya waren bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

Resistenz-Problem wächst

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Dazu kommt, dass Rapsschädlinge immer öfter Resistenzen aufweisen. Gegenüber Pyrethroiden sind nicht nur Rapsglanzkäfer häufiger resistent, sondern auch der Rapserdfloh, die Grüne Pfirsichblattlaus, der Schwarze und der Gefleckte Kohltriebrüssler sowie der Kohlschotenrüssler. In Resistenztests konnte das Julius Kühn-Institut (JKI) z.B. beim Gefleckten Kohltriebrüssler einen starken Anstieg feststellen. Lag der Resistenzfaktor (Verhältnis von 10 resistenten Käfern zu 10 sensitiven) im Jahr 2015 noch bei 9,4, stieg er 2019 auf 21,3 an. Das ist bereits eine beginnende Resistenz.

Beim Kohlschotenrüssler ist die sogenannte kdr-Resistenz mittlerweile stark fortgeschritten. Der Grund: Häufig bekam der Rüssler durch sein frühes Auftreten im Rahmen der Glanzkäferbehandlung unfreiwillig Pyrethroide ab. Zudem war die Spritzung gegen Schotenschädlinge und Weißstängeligkeit über viele Jahre eine kombinierte Maßnahme. Für später auftretende Rüssler und Mücken waren dann nur noch Teilmengen von Pyrethroiden übrig.

Bei den Rapsglanzkäfern hat die metabolische Resistenz in den letzten Jahren weiter zugenommen. Zusätzlich ist auch von einer beginnenden Resistenz gegen Neonikotinoide auszugehen.

Gelbschale früh aufs Feld

Die Hauptwirkstoffe im Raps bleiben die resistenzgefährdeten Pyrethroide. Unterschiedlich in der Art und Wirkstoffmenge, aber alle mit dem gleichen Wirkmechanismus. Um den Einsatz auf das notwendige Maß zu beschränken, ist es wichtig zu wissen, was auf dem Acker los ist. Das erfahren Sie mithilfe von Gelbschalen (siehe Checkliste, Seite 94). Warum Sie diese früh aufstellen sollten, zeigen folgende Beispiele:

  • Der Große Rapsstängelrüssler flog 2019 in Schleswig-Holstein erstmalig vom 15. bis 17. Februar in die Rapsbestände. Es standen kaum funktionsbereite Gelbschalen auf dem Acker. Erst Ende Februar konnten Landwirte die zweite Zuflugswelle auf relevanten Flächen behandeln.
  • In den letzten beiden Jahren traten in Gelbschalen in Thüringen lokal über 1000 Gefleckte Kohltriebrüssler innerhalb weniger Tage auf.

Kennen Sie die Schädlinge?

Weil aber nicht jeder Schädling sofort ertragsrelevante Schäden anrichtet, sollte man sie kennen:

Der Große Rapsstängelrüssler erwacht schon bei Bodentemperaturen von ca. 5°C auf vorjährigen Rapsflächen. Das ist oft Mitte Februar der Fall. Zügig sucht der Rüssler dann nahe gelegene Rapsschläge für die Eiablage. Dabei schädigt das Weibchen den Raps, weil es für die Ei-Nischen Wuchsstoffe ausscheidet. Dadurch entstehen die typisch verdrehten Rapsstängel. Die Bekämpfung sollte innerhalb von drei Tagen nach dem Zuflug erfolgen – ein Reifungsfraß findet nicht statt. Es gelten folgende Bekämpfungsschwellen:

  • mehr als 30 Käfer/Gelbschale innerhalb von drei Tagen auf vorjährigen Rapsflächen,
  • mehr als 5 Käfer/Gelbschale innerhalb von drei Tagen im aktuellen Rapsbestand im Februar/März.

Noch sind bei diesem Schädling keine Resistenzen aufgetreten.

Der Gefleckte Kohltriebrüssler vollzieht nach dem Zuflug in den Raps einen ausgiebigen Reifungsfraß. Behandeln Sie, wenn die Bekämpfungsschwelle von mehr als 15 Käfern je Gelbschale (mit Gitter) innerhalb von drei Tagen im März/April überschritten ist. Je nach Witterung haben Sie dafür ein Zeitfenster von 10 bis 14 Tagen. Nach der Eiablage wachsen die Rapsstängel normal weiter, die Larven bleiben oft unentdeckt.

Der Rapsglanzkäfer erwacht ab 8°C im Winterquartier und verlässt dieses bei Temperaturen um 12°C. Ab ca. 15°C besiedeln die Käfer innerhalb weniger Tage den Raps. Bei wechselhafter Witterung mit kühlen Temperaturabschnitten oder starkem Wind dauert die Besiedlung länger. Bei kalter Ostwindwetterlage erfolgt kaum Zuflug. Ziel des Käfers ist der Rapspollen in den Knospen. Je kleiner die Knospen, umso größer der Schaden. Geschädigte Knospen vergilben, trocknen ein und fallen später ab.

Ermitteln Sie die Bekämpfungsschwelle, indem Sie die Käfer auf der Pflanze zählen oder die Pflanzen über einem Gefäß ausklopfen. Gehen Sie etwas weiter in den Bestand hinein. Denn am Rand ist der Befall häufig höher und verfälscht damit das Ergebnis. Die Bekämpfungsschwellen:

  • in geschwächten Beständen bis EC 55 ab mehr als 4 Käfern/Pflanze,
  • in vitalen, wüchsigen Beständen bis EC 55 ab mehr als 8 Käfern/Pflanze,
  • in geschwächten Beständen ab EC 55 ab mehr als 5 Käfern/Pflanze,
  • in vitalen, wüchsigen Beständen ab EC 55 bei mehr als 10 Käfern/Pflanze.

Nur bei enorm starkem Rapsglanzkäferdruck mit mehreren Zuflugwellen können auch die geschlüpften Larven in der Blüte noch Schäden verursachen. Generell gilt: Die Käfer richten ertragsrelevante Schäden nur bei stärkerem Befall bzw. starkem Zuflug über einen längeren Zeitraum an. Warme und milde Winter erhöhen die Sterberaten und senken somit den Befallsdruck. Dieser hängt auch von der Frühjahrswitterung (Temperatur, Wind) und der geografischen Lage ab.

Die Kohlschotenrüssler lassen sich für die Schadschwelle nur aufwendig zählen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Käfer bei Bewegungen im Raps sofort zu Boden fallen lassen. Es gelten folgende Bekämpfungsschwellen:

  • 1 Käfer/Pflanze während der Blüte bei schwachem Auftreten der Kohlschotenmücke,
  • 1 Käfer je 2 Pflanzen während der Blüte bei starkem Auftreten der Kohlschotenmücke.

Die Kohlschotenmücke schädigte in den letzten Jahren stärker und das – anders als bisher angenommen – gelingt ihr auch sehr gut ohne den Kohlschotenrüssler. In weiches Schotengewebe kann die Mücke ihre Eier ohne fremde Hilfe ablegen – das ließ sich in Jahren feststellen, in denen Kohlschotenrüssler kaum auftraten.

Hauptsächlich bei windstillem, warmem Wetter fliegen die Mücken in die Bestände ein – Randbehandlungen reichen dann aus. Durch das späte Auftreten ist oft eine separate Spritzung zum Blütenende notwendig, entkoppelt von der Vollblütenbehandlung. Allerdings ist die Bekämpfungsschwelle von 1 Mücke je 3 bis 4 Pflanzen ab der Blüte schwer in der Praxis umzusetzen. Zudem ist die Mücke sehr leicht mit der Schlupfwespe zu verwechseln. Fällt Biscaya weg, müssen Sie Ertragsverluste einkalkulieren.

Schützen Sie Nützlinge

Natürliche Gegenspieler der Rapsschädlinge sind Nützlinge wie Schlupfwespen. Während der Rapsblüte sind mehrere Arten wie Tersilochus ssp. und Phradis ssp. aktiv. Sie legen ihre Eier in die Larven der Rapsglanzkäfer. Dort entwickeln sich neue Schlupfwespen, die parasitierten Glanzkäferlarven sterben ab. Im Raps sind weitere Räuber aktiv: Auch räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von Rapsglanzkäferlarven, die zur Verpuppung in den Boden wandern. Sie vernichten zudem Eier der Kohlfliege und des Rapserdflohs.

Nützlingsschonende Insektizide wie Mavrik Vita/Evure schonen vor allem Schlupfwespen. Bei starkem Kohlschotenmücken- und -rüsslerbefall fällt die Wahl auf Biscaya, das jedoch die Schlupfwespen dezimiert. Umso wichtiger ist: Führen Sie bei Nichtbefall keine vorbeugenden Maßnahmen durch! Dann machen die Nützlinge ihre Arbeit.

Kluge und Sichere Strategien

Je mehr Wirkstoffe wegfallen, desto mehr geht es künftig darum, Schadinsekten zu regulieren statt sie völlig auszuschalten. Planen Sie jeden Einsatz von Pyrethroiden genau. Haben die Schädlinge ihre Bekämpfungsschwellen erreicht, geht kein Weg am Einsatz von Insektiziden vorbei. Die Infos dazu finden Sie in Übersicht auf Seite 96. Folgende Strategie ist zu empfehlen:

  • Treten Stängel- und Triebrüssler sehr früh ohne Rapsglanzkäfer auf, eignen sich Pyrethroide der Klasse II, wie z.B. Karate Zeon.



  • Treten neben den Stängelschädlingen gleichzeitig erste Rapsglanzkäfer auf, sollte Trebon 30 EC (B2) als Pyrethroid der Klasse I zum Einsatz kommen. Gegen Stängelschädlinge ist Mavrik Vita/Evure (B4) nicht zugelassen.



  • Rapsglanzkäfer ohne Stängelrüssler ist ein Fall für Avaunt. Das Kontakt- und Fraßgift wirkt systemisch und sicher über mehrere Tage (anderer Wirkmechanismus). Zu Beginn eher schwach, spielt Avaunt seine Stärke nach ca. drei Tagen aus. Der Einsatz darf aber nur solange erfolgen, wie noch keine Blüten im Feld stehen (B1).



  • Sind Blüten vorhanden, ist Mavrik Vita/Evure gegen Rapsglanzkäfer das Mittel der Wahl.



  • Sind nach der geplanten Maßnahme gegen Rapsglanzkäfer die folgenden drei Tage relativ kühl, sodass kein neuer Zuflug von Käfern in den Bestand erfolgt, zeigen die Pyrethroide Trebon 30 EC und Mavrik Vita/Evure häufig sehr gute Ergebnisse. Als Kontaktwirkstoffe wirken sie gegen die vorhandenen Rapsglanzkäfer. Kühlere Temperaturen verlangsamen zusätzlich den Abbau der Pyrethroide auf der Pflanze, das heißt die Wirkdauer verlängert sich. Behandelt man dagegen bei warmem Wetter und ist gleichzeitig der Zuflug noch nicht abgeschlossen, offenbaren die Pyrethroide ihre Schwäche. Eine Dauerwirkung über ein bis zwei Tage hinaus ist dann kaum zu erwarten. Bei den Neonikotinoiden Biscaya und Mospilan SG wurden je nach Standort (kleinräumige Strukturen und Behandlungsintensität) in den letzten Jahren geringere Wirkungsgrade bonitiert.



  • Gegen Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke ist Biscaya das Mittel der Wahl – wenn dann noch erlaubt. Mit Ausnahme kleinstrukturierter Schläge reichen Randbehandlungen oft aus. Mit Pyrethroiden lassen sich Mücken kaum und Larven gar nicht bekämpfen. Den richtigen Behandlungszeitpunkt mit Biscaya zu ermitteln ist vor allem bei wechselhaftem Wetter mit zeitlich verzettelten Zuflugsphasen wie 2019 schwierig. Die Mücke muss erste Eier abgelegt haben.

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Insektizide – damit sie auch wirklich wirken

Ein Mittel kann sein Potenzial nur dann voll ausschöpfen, wenn man es auch ordnungsgemäß einsetzt. Hier einige Tipps, damit‘s wirklich wirkt:

  • Prüfen Sie, ob ein Insektizideinsatz notwendig ist. Jede Behandlung ist aus Resistenzsicht eine zu viel.



  • Die Bekämpfungsschwelle ist maßgebend für eine Behandlung. Nutzen Sie immer die volle Aufwandmenge und verzichten Sie auf unnötige und vorbeugende Maßnahmen.



  • Auch für den Rapsglanzkäfer gilt: Bekämpfungsschwelle einhalten. Häufig wird die Schadwirkung des Glanzkäfers überschätzt. Halten Sie die 10 Käfer/Pflanze in vitalem Raps aus, um Resistenzen zu vermeiden.



  • Das Schadpotenzial vom Großen Rapsstängelrüssler oder der Kohlschotenmücke ist deutlich höher – auch wenn sie optisch nicht so präsent sind.



  • Ein Spritzfenster bei jeder Behandlung hilft, den Bekämpfungserfolg zu kontrollieren und eventuelle Minderwirkungen zu erkennen.



  • Pflanzen sollten ausreichend mit Spritzbrühe (genügend Wasser!) benetzt sein. Stimmen Sie die Applikationstechnik entsprechend darauf ab.



  • Halten Sie die Auflagen zum Bienen- und Gewässerschutz zwingend ein.



  • Nicht jedes wirkstoffgleiche Produkt ist in Raps zugelassen.



  • Auch B4-Insektizide wie Biscaya, Mavrik Vita/Evure, Mospilan SG, Karate Zeon u.a. sollten Sie zum Schutz von Wildbienen bei blühenden Pflanzen in den Beständen nur in den Abendstunden anwenden.

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CHECKLISTE - Nichts geht ohne Gelbschale

  • Auf jede Rapsfläche gehört eine Gelbschale. Denn der Insektenzuflug ist schlagspezifisch. Werte von Nachbarschlägen kann man nur selten übertragen.



  • Stellen Sie auch auf jeder Rapsfläche des Vorjahres eine Gelbschale auf, um beobachten zu können, wann der Große Rapsstängelrüssler erwacht.



  • Die Schalen gehören bereits im zeitigen Frühjahr bei den ersten sonnigen Tagen mit Temperaturen von über 10 °C auf die Flächen.



  • Befüllen Sie die Gelbschalen mit Wasser und Spüli – das bricht die Oberflächenspannung. Wichtig ist ein Gitter, um Bienen und Hummeln zu schützen.



  • Platzieren Sie die Gelbschalen nicht am Feldrand. Der höhere Randbefall verzerrt die tatsächliche Situation. Mitten im Feld sollten sie aber auch nicht stehen, weil sonst die Bereitschaft für regelmäßige Kontrollen sinkt.



  • Gelbschalen sollten auf Pflanzenhöhe stehen und mit dem Bestand mitwachsen.



  • Führen Sie regelmäßige Kontrollen und einen Wasserwechsel abhängig von der Wetterlage durch. Es gilt: je wärmer, desto häufiger.



  • Zählen Sie die Rapsglanzkäfer unbedingt an der Knospe der Rapspflanzen aus! In der Gelbschale zeigt sich nur der erste Zuflug
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