Die Kunst des Rapsanbaus besteht nach dem Wegfall der Insektizidbeizen darin, im Herbst einen gleichmäßigen Bestand zu etablieren und diesen ausreichend vor auftretenden Schadinsekten zu schützen. Neben dem „Dauerthema“ Erdfloh war es im vergangenen Herbst vor allem der starke Befall mit Blattläusen, der teils zu Totalausfällen führte.
Rapszüchtung: Virusresistenz und Erdflohtoleranz im Fokus
Die Herausforderungen nehmen durch die Witterungsschwankungen weiter zu. So steigt z. B. durch hohe Temperatursummen das Risiko für überwachsene und unterversorgte Bestände. Die Robustheit der Sorten gegenüber den verschiedensten Umwelteinflüssen ist daher gefragter denn je.
Positiv ist, dass die Züchter eine Virusresistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) innerhalb kürzester Zeit in die meisten Sorten integrieren konnten. Ebenso zeigt sich bei einzelnen Sorten eine erhöhte Toleranz gegenüber dem Erdfloh.
Wie ertragsstabil ist das aktuelle Sortenportfolio?
Der nachfolgende Rangtest gibt Aufschluss darüber, wie ertragsstabil das aktuelle Sortenportfolio ist. Wundern Sie sich nicht, wenn die neuesten Zulassungen einzelner Züchter hier noch nicht abgebildet sind. Generell bleibt die Ertragsstabilität auf höchstem Niveau eines der entscheidenden Kriterien bei der Sortenwahl. Um eigene Erfahrungen zu sammeln, empfiehlt es sich, neue Sorten mit überdurchschnittlichen Ergebnissen auf einer Teilfläche auszuprobieren.
Hinweis: Eine Sorte mit der Rangziffer 1,0 steht auf allen Standorten einer Region an der Spitze und ist uneingeschränkt zu empfehlen. Sorten mit Rängen bis 3,5 sind für den Anbau in der betreffenden Region gut geeignet. Bei Rangziffern zwischen 3,5 und 5,0 schwanken die Sorten stärker im Ertrag oder konnten mit den Spitzensorten nicht ganz mithalten. Ab Rang 5,0 schneiden andere Sorten in der Regel besser ab.
Die Empfehlung beschränkt sich auf fünf Sorten pro Region – das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch andere Sorten für den Anbau infrage kommen.
Empfehlungen für 2025
Berücksichtigt man die verschiedenen Boden- und Klimaverhältnisse, ergibt sich für 2025 folgende Orientierung:
Auf Sandböden im Norden und Nordwesten (mit meist ausreichend Niederschlägen) zählen Picard, LG Adonis, LG Activus und Ambassador zu den ertragsstärksten Sorten.
Auf den Geeststandorten in Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen empfehlen sich neben Daktari und Picard auch LG Activus, Ernesto KWS und Ivo KWS.
Sandböden mit Frühjahrstrockenheit (Ostniedersachsen, Altmark, Südmecklenburg, Nordbrandenburg): Hier überzeugten Allesandro KWS, Picard, Ambassador und Ivo KWS.
Für die Sandstandorte mit Frühjahrs- und Sommertrockenheit (Sachsen, Südbrandenburg) eignen sich Allesandro KWS, KWS Ambos, Picard und Vespa.
Für Lehmböden im Norden (NW-Mecklenburg, Ostküste Schleswig-Holsteins) mit meist ausreichenden Niederschlägen erwiesen sich die Sorten Ernesto KWS, Picard, LG Activus, Vespa und Ivo KWS als ertragsstabil.
Auf den trockeneren Lehmböden im Nordosten (Vorpommern, Uckermark) schnitten vor allem Ernesto KWS, KWS Ambos, Picard, Vespa und Smaragd erfolgreich ab.
Im Nordwesten und auf den Löss-standorten in Südniedersachsen und Nordhessen erwiesen sich die Sorten Otello KWS, Ivo KWS, Picard, Ernesto KWS und Smaragd als ertragsstabil.
Für die Lössstandorte in den Mitteldeutschen Trockengebieten sind die Sorten DK Exlibris, Scotch, Daktari, Aganos und Allesandro KWS die Favoriten.
Auf Marschböden an der Westküste Schleswig-Holsteins sowie an der Nordseeküste sind die Sorten Ivo KWS, Picard, LG Adonis, Ernesto KWS und Allesandro KWS zu empfehlen.
Im Sauerland, der Eifel und im Hunsrück (Höhenlagen) lagen Ernesto KWS, Allesandro KWS, Aganos, Aurelia und LG Adonis an der Spitze.
In den Höhenlagen in Ostwestfalen, Nordhessen und Südniedersachsen schnitten Picard, Daktari, Ernesto KWS, Allesandro KWS und Ivo KWS überdurchschnittlich gut ab.
Weiter östlich, für die Höhenlagen in Sachsen und Thüringen sind Ambassador, Artemis, Architect, Aurelia und Allesandro KWS geeignet.
Auf den Ost- und Nordbayerischen Höhenlagen überzeugten Allesandro KWS, Otello KWS, Daktari, PT 303 und Ambassador.
In den höheren Lagen in Süd-Westdeutschland schnitten vor allem Ernesto KWS, Otello KWS, Picard, Hermann und KWS Ambos gut ab.
In den Gäulagen und im Tertiären Hügelland in Süddeutschland liefern Ernesto KWS, Allesandro KWS, Ambassador, KWS Ambos und Otello KWS hohe und sichere Erträge.
Tipps für Kohlhernieflächen
Trat auf einer Fläche in der Vergangenheit Kohlhernie auf, sollte man auf Kohlhernie-resistente Sorten setzen. Aktuell kommen dafür Credo, Crocodile, Cromat, Croozer, Crossfit, DK Plasma, DMH 585, LG Alledor, LG Alltamira, LG Baracuda, LG Scorpion, SY Alibeat, SY Aliboom und PT 284 in Frage.
Die zuletzt zugelassenen, resistenten Sorten wiesen nur geringe Ertragsunterschiede zu konventionellen Sorten auf und waren auch gegen TuYV und/oder Phoma resistent. Um einen Resistenzbruch gegen Kohlhernie-Rassen nicht zu forcieren, sollte der Anbau resistenter Sorten nur auf Befallsflächen erfolgen.