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Renaissance des Roggens

Gesund, robust und ertragreich – die Fruchtfolgen mit Hybridroggen aufzulockern, ist interessanter denn je. Dazu kommt, dass auch der Absatz zulegt.

Lesezeit: 5 Minuten

Wetterkapriolen mit stark ausgeprägten Frühjahrstrockenheiten, zunehmende Restriktionen bei der Düngung und wegfallende Wirkstoffe im Pflanzenschutz – noch nie waren die Herausforderungen im Ackerbau größer als heute. Kann der Anbau von Hybridroggen eine Antwort auf die Probleme sein?

Dieser Artikel stammt aus dem kostenlosen SPEZIAL Hybridroggen, das der top agrar 6/2020 beilag.

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Hohe und stabile Erträge

Wichtig ist vor allem, die in den letzten zehn Jahren immer enger gewordenen Fruchtfolgen wieder aufzulockern. Dass es sich lohnt, dabei auch an Hybridroggen zu denken, zeigt Folgendes: Auf leichten, aber auch auf Standorten mit über 40 Bodenpunkten, ist er häufig die ertragsstärkste Kulturart – das zeigen Auswertungen mehrjähriger Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV). Diese belegen z. B., dass neue Hybridsorten unter optimalen Bedingungen durchaus Erträge von über 100 dt/ha realisieren können.

Der Hauptgrund für diesen Ertragsfortschritt ist, dass die Hybridzüchtung beim Fremdbefruchter Roggen bereits etabliert ist, während sie bei Selbstbefruchtern wie Weizen oder Gerste noch am Anfang steht.

Doch nicht nur die absolute Höhe der Erträge ist wichtig. Bei häufigeren Extremwetterlagen spielt vor allem die Ertragsstabilität eine entscheidende Rolle. Die Ertragsreaktion unter verschiedenen Umwelten haben Dr. Janna Macholdt und Prof. Dr. Bernhard Honermeier von der Uni Gießen anhand der Ökoregression ermittelt. Die wichtigsten Ergebnisse: Bis zu einem Kornertrag von 90 bis 100 dt/ha ist Hybridroggen ertragsstabiler als andere Getreidearten. Ab 100 dt/ha flacht die Regressionsgerade ab und überschneidet sich mit denen von C- und B-Weizen.

Nur wenig Input erforderlich

Die hohen Erträge lassen sich zudem mit geringem Input erwirtschaften:

Wasser: Insgesamt kommt Roggen mit wenig Niederschlag aus. Während Weizen z. B. 400 l Wasser pro kg Erntegut benötigt, reichen dem Roggen bereits 300 l. Auf einem 30er-Boden hält die wassereffiziente Kultur nach Angaben von Dr. Hansgeorg Schönberger von der N.U. Agrar GmbH rund drei Wochen ohne Regen durch, während Weizen bereits nach 14 Tagen einen deutlichen Wassermangel erkennen lässt.

Düngung: „Wegen seines gut ausgeprägten Wurzelwerks stellt Hybridroggen im Vergleich zu anderen Getreidearten die geringsten Ansprüche an die Sorptionsverhältnisse und die Kalk- sowie Nährstoffversorgung des Bodens“, so Dr. Ulrich Lehrke von der LWK Niedersachsen. „Dazu kommt, dass er sich von allen Getreidearten die Nährstoffe am besten aneignen kann.“

Dass sich die Bestände mit den gesetzlich festgelegten N-Bedarfs- und Entzugswerten aus der Düngeverordnung gut ernähren lassen, zeigen zahlreiche Versuche der LWK Niedersachsen.

Pflanzenschutz: Zunehmende Resistenzen und wegfallende Wirkstoffe machen den Anbau robuster Kulturen und Sorten immer dringlicher. „In Gerste ist Ramularia wegen der nicht mehr verlängerten Zulassung von Chlorthalonil künftig wohl kaum noch in Schach zu halten“, so Hermann Hanhart von der LWK Nordrhein-Westfalen. Im Roggen spielt dieser Erreger keine Rolle. Gegen Braunrost, der dominierenden Krankheit in Roggen, wirken laut Hanhart z. B. Carboxamidkombinationen nach wie vor sicher. In puncto Braunrostabwehr zeigen zudem die neueren Hybridsorten einen deutlichen Züchtungsfortschritt, wie die Einstufungen des Bundessortenamtes belegen.

Achillesferse Mutterkorn?

Allein beim Wort Mutterkorn machten sich auf der Stirn früherer Roggenanbauer Sorgenfalten breit. Mithilfe verschiedener Verfahren hat die Züchtung diese Gefahr in den letzten Jahren aber deutlich reduziert. Ein Beispiel: Bei der sogenannten PollenPlus-Technologie wurde durch Einkreuzen von Wildroggengenen die Pollenschüttung von Sorten verbessert. Das beschleunigt die Befruchtung in der Roggenblüte. Je schneller diese stattfindet, desto geringer ist die Gefahr einer Mutterkorninfektion. Einige Hybridsorten mit PollenPlus-Genetik wurden vom Bundessortenamt bereits als gering anfällig für Mutterkorn eingestuft.

Vorbeugende Maßnahmen bleiben allerdings weiterhin wichtig. Diese müssen darauf abzielen, eine kompakte, kurze, aber intensive Blühphase der Bestände zu erreichen.

Absatz nimmt Fahrt auf

Auch wegen des geringeren Mutterkornrisikos wird der Einsatz von Hybridroggen für viehhaltende Betriebe interessanter. Derzeit wandern ca. 60 % der deutschen Roggenernte in den Futtertrog. Die Stärken von Roggen in der Schweinefütterung liegen laut der Tierärztlichen Hochschule Hannover z. B. in seinem hohen Ballaststoffgehalt, dem günstigen Aminosäuremuster und der hohen Phytaseaktivität. Zudem eignet sich Roggen gut als Futtergrundlage für Sauen.

Auch der Markt für Roggen in der Humanernährung wächst. Welche Bedeutung er für die menschliche Gesundheit hat, stellt Dipl. Ökotrophologin Kathleen Domnick im Zusatzkasten vor.

Ausblick

Ein „Weiter wie bisher“ ist bei den derzeitigen Herausforderungen im Ackerbau nicht möglich. Vor allem enge, weizenbetonte Fruchtfolgen – insbesondere der Anbau von Stoppelweizen – geraten zunehmend an ihre Grenzen. Eine interessante Alternative könnte Hybridroggen sein. Sein hohes Ertragspotenzial bei niedrigem Input auf leichten und auf besseren Böden sowie seine Robustheit sprechen dafür. Dass er künftig wohl wieder öfter auf dem Acker zu sehen sein wird, zeigen die steigenden Anbauflächen. Zur Ernte 2020 steht Roggen auf 671.000 ha – Tendenz steigend.

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Roggen – viel Ballaststoffe und Vitamine

von Kathleen Domnick, Dipl. Ökotrophologin (FH)

Aus ernährungsphysiologischer Sicht sollte Roggen öfter auf unserem Speiseplan stehen. Die Körner enthalten ca. 60 % Kohlenhydrate, 9 % Eiweiße, 13 bis 15 % Ballaststoffe und je 2 % Fette und Mineralien. Zudem liefert die Kultur Kalium, Magnesium, Eisen, Zink und Folsäure. Kalium reguliert z. B. den Wasserhaushalt, wirkt auf die Herzfunktion und hat einen blutdrucksenkenden Effekt.

Besonders wertvoll ist der hohe Anteil an  Ballaststoffen  von 15,2 g/100 g Lebensmittel im Vergleich zu Weizen (8,8 g/100 g Lebensmittel). Denn diese dienen Mikroorganismen im Darm als Energiequelle und sind wichtig für die Darmflora, Funktionen des Darmtraktes und unser Immunsystem. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Einnahme von mindestens 30 g Ballaststoffen pro Tag – die meisten Bürger nehmen durchschnittlich gerade einmal 15 bis 17 g auf.

Zudem enthält Roggen die  Vitamine  B1 und E, Zink und Mangan. Vitamin B wird für wichtige Stoffwechselprozesse im Körper benötigt. Vitamin E schützt z. B. die Zellen und Zink unser Immunsystem.

Roggen besitzt auch einen sogenannten geringen  glykämischen Index  und lässt daher unseren Blutzuckerspiegel und somit die Insulinproduktion nicht so schnell an- bzw. absteigen. Wir bleiben somit länger satt und bekommen weniger Müdigkeitszustände. Das Fazit: Roggenbrot zum Frühstück macht satt und ist ideal für den Start in den Tag.

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