Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Grünland

So vermeiden Sie Rostpilzbefall in Grasbeständen

Immer wieder infizieren sich Grasbestände mit Rost. Dabei lässt sich der Befall vermeiden, denn neben der Witterung spielt ein weiterer Faktor eine wichtige Rolle

Lesezeit: 7 Minuten

Unser Autor: Dr. Stephan Hartmann, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Gelblich bis orange-braun leuch­teten einige Grünlandflächen im letzten Herbst - dabei sollten sie grün sein. Von Nord- bis Süddeutschland hatten Rostpilze die Bestände regional unterschiedlich stark infiziert.

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Vier infektiöse Roste

Vor allem Braun- und Kronenrost breiteten sich im Rahmen der Klimaver­änderung in den letzten Jahren von Norddeutschland beginnend allmählich Richtung Süden aus. So trat z. B. in Bayern 2005 erstmalig großflächig im Raum Oberbayern Süd ein starker Befall mit diesen Rosten an Weidelgras auf. Betroffen waren meist alte, nicht nachgesäte Dauergrünlandflächen und etwas extensiver geführte Bestände, da deren Genetik mit diesem Erreger bis dahin nicht oder erstmalig in dieser Stärke konfrontiert wurde.

Auch eine Prüfung von ursprünglichem Sammlungsmaterial aus ganz Bayern zeigte ein nur geringes bis mittleres Resistenzniveau gegen Roste.

Bei dem Befall von Gräsern sind folgende Arten von Rostpilzen bedeutsam:

  • Gelbrost (Puccinia striiformis),
  • Kronenrost (Puccinia coronata),
  • Schwarzrost (Puccinia graminis) und
  • Braunrost (Puccinia recondita).

Kronenrost und Schwarzrost besitzen einen vollständigen Entwicklungszyklus. Dieser entspricht dem der Rostpilze, die aus dem Getreidebau bekannt sind. Ihre Sporen überdauern an Wirtspflanzenmaterial am Boden, infizieren im Frühjahr den entsprechenden Zwischenwirt, von dem sie dann Ende des Sommers wieder auf die Hauptwirte – die Gräser – zurückwechseln. Dort bilden sie dann massenhaft die Sporenformen, die für den hohen und schnell fortschreitenden Befall verantwortlich sind.

Zum Überdauern von Gelbrost hingegen ist der Zwischenwirt (Berberitze) unbedeutend: Unter unseren Klimabedingungen kann Gelbrost als Pilzgeflecht an Wirtsmaterial überdauern. Ebenso verhält sich Braunrost, bei dem der Zwischenwirt noch unbekannt ist.



Passen die Bedingungen?

Um Wirtspflanzen zu infizieren, benötigen alle Roste über einen Zeitraum von drei bis acht Stunden tropfbar flüssiges Wasser. Dazu reichen Morgentau und das geringere Abtrocknen der Bestände durch die sinkende Kraft der Sonne im Spätsommer. Zusätzlich beeinflusst die Umgebungstemperatur, ob Roste auftreten und sich ausbreiten. Die einzelnen Arten haben unterschiedliche Temperaturansprüche für den Keimbereich und das -optimum. Während dieses für z. B. Gelbrost bei 10 °C liegt, kann Braunrost bei 10 bis 28 °C keimen.

Aus den Keimbedingungen erklärt sich, weshalb die Roste zeitlich gestaffelt in den Beständen sichtbar werden und im Spätsommer und Herbst besonders gehäuft Infektionen auftreten können. Zudem verlangsamt sich mit der Wachstumskraft auch die Widerstandskraft der Gräser zum Vegetationsende.

Die ersten sichtbaren Symptome eines Rostbefalls sind (außer bei Gelbrost) einzelne kleine Pusteln, die sich vereinzelt auf den Blättern zeigen und im Zuge des fortschreitenden Befalls rasch an Zahl und Größe zunehmen. Diese Pusteln sind Sporenlager und enthalten eine pulverförmige Masse – die sogenannten Uredosporen des Pilzes. Die Sporenlager bleiben oft längere Zeit von der obersten Zellschicht, der Epidermis, bedeckt, was ihnen ein blasenförmiges Aussehen verleiht.

Auch Gelbrost bildet Sporenlager auf der Blattoberfläche. Da diese entlang der Blattadern wachsen, entstehen ­dabei charakteristische linienförmige Strukturen. Diese sind meist von oft vergilbten Blattmaterial umgeben.

Bilden die Roste ­schädliche Toxine?

Schwarzrost ist vor allem in der Saatgutproduktion gefürchtet, da er den Samenertrag deutlich mindern kann. Befallen werden können wichtige Gräser wie z. B. Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), Wiesenschwingel (Festuca pratensis) und Knaulgras (Dactylis glomerata), aber auch Rohrschwingel (F. arundinacea) und Wiesenrispe (Poa pratensis). Bei einer Infektion vor oder während der Blüte kann es sogar zu einem Totalausfall der Ernte kommen.

Rostbefall in Futterbaubeständen und Grünland beschleunigt den Alterungsprozess der Blätter und führt zu deren frühzeitigem Absterben. Dies mindert den Ertrag, sowie die Qualität und die Schmackhaftigkeit des Futters. Kranke Pflanzen sind zudem weniger konkurrenzfähig und werden im Bestand durch andere Arten zurückgedrängt, oder es entstehen sogar Lücken. Dadurch können sich wiederum Unkräuter verstärkt ausbreiten.

Durch Rost befallene und hierdurch geschwächte Blätter können dann zusätzlich durch saprophytische Pilze („Schwächeparasiten“) besiedelt werden. Diese produzieren häufig Toxine, die nach dem Verzehr durch Wiederkäuer gesundheitliche Schäden verursachen können.

Darauf beziehen sich wahrscheinlich auch die Angaben in der bekannten Literatur zur toxischen Wirkung von Rostbefall des Erntegutes auf die Gesundheit des Viehs, die älteren Datums sind. Sie beschreiben in der Regel Symp­tome, die aufgrund von Beobachtungen aus der Praxis mit dem Befall des Futters mit Rost in Beziehung gebracht wurden. So wird sowohl von örtlichen Reizungen auf Haut und Schleimhäuten, Lähmungen als auch blutigem Durchfall bis hin zu Verwerfen und Todesfällen berichtet. Aktuelle Ergebnisse mit direktem kausalem Bezug sind hingegen nicht bekannt.

Laboruntersuchungen von der Technischen Universität München (TUM) und der LfL aus den Jahren 2004/05 weisen auf ein nicht quantifizierbares toxisches Potenzial hin. So konnten Forschende in einfachen Versuchen mit Zellen von Säugetieren beobachten, dass ein Rostbefall von 10 % der Blattfläche an Gräsern (hier Kronenrost an Deutschem Weidelgras) die Stoffwechselaktivität der isolierten Säugetierzellen verringerte. Je höher die Konzentration, desto geringer die Stoffwechselaktivität. Aus diesem Zellversuch lassen sich jedoch keine konkreten Rückschlüsse auf die Wirkung am lebenden Rind ziehen.

Zudem unterscheiden sich die Rostpilzarten voneinander. Mangels entsprechender Fütterungsversuche mit Rindern gibt es bis dato keine konkreten Schwellenwerte für einen gesundheitlich bedenklichen Rostbefall am Weidegras bzw. Grassilagen. Bei einem sehr starken Rostbefall der Gräser lassen sich Beeinträchtigungen der Gesundheit der Rinder oder Kühe dementsprechend nicht ausschließen.

Es wird jedoch auch berichtet, dass Rinder – wenn sie selektieren können – stark mit Rostpilzen befallenes Weidegras von sich aus verweigern. Damit ist auch eine hohe Aufnahme von Toxinen, ob durch den Rostpilz selbst oder etwaigen saprophytischen Pilzbefall verursacht, eher unwahrscheinlich.

Dennoch gilt: Nehmen Sie im Zweifel Rinder von der Weide und verwerfen Sie stark befallene Aufwüchse.

So können Sie ­handeln

Auf Futterflächen lassen sich Roste durch Fungizide nicht kontrollieren, da Zulassungen fehlen. Es ist zudem nicht sinnvoll durch z. B. eine deutlich schwierigere Rückstandssituation als im Getreidebau. Möglich sind daher nur eine gezielte Sortenwahl und ein möglichst rascher Schnitt nach der Wahrnehmung eines ersten Befalls (je nach Witterung im August/September).

Betroffen ist in der Regel der Jahre damit der 4. Schnitt. In Befallslagen ist dann bereits der 3. Schnitt beeinflusst, da sonst kein erntefähiger Bestand erwächst, bzw. der Aufwuchs für einen Schröpfschnitt (nach Möglichkeit aus der Fläche entfernen!) zu hoch steht.

Neben einer vorausschauenden frühzeitigen Nutzung von Aufwüchsen vor der „Rostpilz-Saison“ ist eine eher intensive Bestandsführung gefragt. Denn in der Praxis ist zu beobachten, dass intensiv geführte und stets verjüngte Grasnarben im Dauergrünland weniger anfällig für Rostbefall sind als eher extensiv bewirtschaftete Grasnarben.

Während man bei Neuansaaten (Dauergrünland, Feldfutterbau, Zwischenfrucht) mit der Sortenwahl die Resistenz der Bestände und damit die Qualität der Futteraufwüchse deutlich beeinflussen kann, ist dies bei Nachsaaten auf Dauergrünlandflächen nur bedingt möglich („Verdünnungseffekt“ durch die Altnarbe).

Kurzfristig verbessern Nachsaaten demnach nicht die Befallssituation in stark gefährdeten Lagen. Um Rostbefall vorzubeugen, ist langfristig die Sortenwahl entscheidend: In diesem Bereich der Resistenzzüchtung gab es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte und diese, verbunden mit einer hinreichenden regionalen Ausdauerleistung über die Jahre, passen den Bestand an die geänderten Bedingungen an.

Biologische Einordnung

Die Ordnung Rostpilze (Uredinales) fasst parasitische biotrophe Pilze (d. h. Pilze, die zu ihrem Wachstum stets lebendes Wirtsgewebe benö­tigen) zusammen. Der Name bezieht sich auf die oft rostbraune Farbe der Sporenlager, die der Erreger über den Entwicklungszyklus auf dem Wirts­gewebe bildet.

Diese Ordnung umfasst etwa 120 Gattungen mit ca. 5.000 Arten. Die für Getreide und Gräser wichtige Gattung Puccinia ­umfasst ca. 3.000 bis 4.000 Arten, ist also die deutliche Mehrheit der ­„Roste“. Diese sind oft hochgradig auf „ihren“ Wirt spezialisiert.

Die Spezialisierung bei der Auswahl der Wirte beschränkt sich dabei in der Regel nicht nur auf einzelne Wirtsarten, sondern darüber hinaus auf Herkünfte, Sorten oder sogar Genotypen.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.