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Rüben: Nährstoffe per Strip Till platzieren?

Auf über 20 000 ha bauen Landwirte mittlerweile Rüben im Strip Till-Verfahren an. Es lässt sich in einem oder zwei Arbeitsgängen durchführen. Bei der streifenweisen Bearbeitung in einem Arbeitsgang (früher auch Schlitzsaat genannt) erfolgen Lockern, Düngen, Verfüllen, Rückverfestigen und Säen kombiniert.

Lesezeit: 6 Minuten

Auf über 20 000 ha bauen Landwirte mittlerweile Rüben im Strip Till-Verfahren an. Es lässt sich in einem oder zwei Arbeitsgängen durchführen.


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Bei der streifenweisen Bearbeitung in einem Arbeitsgang (früher auch Schlitzsaat genannt) erfolgen Lockern, Düngen, Verfüllen, Rückverfestigen und Säen kombiniert. Beliebt ist dieser Ansatz vor allem auf den eher sandigen Böden im Einzugsgebiet der Nordzucker rund um die Zuckerfabrik Uelzen, in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Teilen Mecklenburgs. In eher trockenen Regionen hat die Kombination den Vorteil, dass die Rübenpillen in noch feuchte Böden gelangen und die Pflanzen somit in der Regel gleichmäßig keimen und auflaufen.


Bei Strip Till in zwei Arbeitsgängen erfolgt zunächst eine streifenweise Lockerung des Bodens im Spätsommer, Herbst oder Frühjahr. Später sät man dann die Rüben in diese Streifen. Um den gelockerten Krumenbereich beim Säen exakt wiederzufinden, sind Lenksysteme (RTK) erforderlich.

Strip Till bietet Vorteile:Für das Bestellverfahren sprechen diese Gründe:

  • höchster Erosionsschutz,
  • die Bodenstruktur bleibt erhalten,
  • zwischen den Reihen trägt der Boden besser (60 % des Ackers unbearbeitet),
  • innerhalb der Streifen erfolgt eine intensive Bodenlockerung,
  • eine mineralische und organische Unterfüßdüngung ist integrierbar,
  • die Wassereffizienz ist besser.
Um zu prüfen, inwieweit das Saatverfahren die Wassereffizienz beeinflusst, hat die LWK Niedersachsen Versuche auf einem trockenen Standort durchgeführt. Dabei musste sich das Strip Till-Verfahren einer Mulchsaat + Saatbereitung stellen. Verglichen hat sie diese Varianten: ohne Beregnung, reduzierte Wassergabe von 65 mm und optimale Beregnung von 125 mm. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Ohne Beregnung erreichte das Strip Till-Verfahren im Vergleich zur Mulchsaat ca. 8 % höhere Zuckererträge.
  • Bei optimaler Beregnungsgabe lag der Mehrertrag von Strip Till bei 4 %.
Dass die Zuckererträge aber auch ohne Trockenstress mit einer Mulchsaat mithalten können, zeigen Praxisvergleiche (2010 bis 2013). Im Durchschnitt von 22 Standorten brachten die Strip Till-Varianten ca. 5 % höhere Zucker-erträge als die Mulchsaaten.


Strip Till erhöht die Wassereffizienz


Für welche Standorte?


Für Mehrerträge müssen allerdings die Voraussetzungen stimmen. Der Boden darf nicht verdichtet sein und sollte eine gute Bodengare aufweisen. Nur dann können die feinen Haarwurzeln der Rüben den nicht gelockerten Bereich zwischen den Streifen gut durchwurzeln.


Entscheidend für den Erfolg des Verfahrens ist auch eine optimale Verfüllung des Streifens und eine ausreichende Rückverfestigung. Gelingt dies nicht, entstehen Hohlräume. Die Folge: beinige Rüben und Ertragsverluste.


Sehr gute Ertragsergebnisse lassen sich auf Sand, lehmigem Sand, sandigem Lehm und auf anlehmigen Böden mit relativ hohen Lößanteilen erzielen. Diese Böden lassen sich gut lockern und rückverfestigen. Ist die Saat optimal „gebettet“, sind gleichmäßige Feldaufgänge möglich. In diesen Fällen bringt Strip Till gleichwertige oder höhere Erträge als alternative, gängige Verfahren. Eine direkte Bestellung in Zwischenfruchtbeständen mit Ölrettich, Senf, Phacelia oder Lupine bzw. in Strohmulch ist möglich.


Auf Standorten mit mehr als 10 % Ton könnte allenfalls das zweiphasige Verfahren (im Herbst lockern, im Frühjahr düngen und säen) eine Alternative sein. Ungeeignet ist Strip Till dagegen auf flachgründigen Böden, steinigen Flächen oder in sehr steilen Hanglagen.


Weil sich das Verfahren mit einer mineralischen und organischen Unterfußdüngung kombinieren lässt, wird es vor dem Hintergrund der Novelle der DüngeVO interessanter. Der Vorteil ist, dass die Pflanzen die Nährstoffe durch die gezielte Platzierung effizienter nutzen. Denn sie sind zur richtigen Zeit pflanzenverfügbar (bei genügend Bodenfeuchte) und nahe an den Wurzeln.


Mineraldünger unterfuß


Technisch funktioniert die mineralische Unterfuß­düngung wie folgt: Beim Strip Till-Gerät „Master“ (Köckerling) gelangt z. B. der Dünger per Luftunterstützung über Schläuche direkt hinter die Lockerungsschare. Die Tiefe der Platzierung lässt sich von 1 bis 10 cm variieren. Diese Ablagetiefe ist für junge Rüben kein Problem. Pflanzenausfälle wegen zu hoher Salzkonzentrationen traten nicht auf.


Zum Einsatz kamen KAS, DAP und NPK-Dünger in Aufwandmengen von 30 bis 70 kg N/ha (bis zu 3 dt/ha KAS, 2,5 dt/ha DAP und 3 dt/ha NPK). Diese Düngermenge stellte nur eine Teilmenge dar. Die erforderlichen Restmengen an Stickstoff und Grundnährstoffen wurden breitflächig verteilt.


Die Beobachtungen: Nicht in jedem Jahr zeigten sich bereits während der Jugendentwicklung der Rüben bei den Varianten „unterfuß gedüngt“ optische Unterschiede im Vergleich zur breitflächigen Düngung. In kühlen oder trockenen Frühjahren entwickelten sich die Pflanzen allerdings deutlich zügiger.


Den Einsatz von DAP „unterfuß-gedüngt“ im Vergleich zu „breitflächig verteilt und flach eingearbeitet“ testen wir bereits seit dem Jahr 2010. Durchschnittlich zeigen sich dabei positive Ertragstendenzen durch die Unterfußdüngung. Günstig wirkt sich zudem aus, dass man den Dünger parallel zur Aussaat platziert und kein zweiter Arbeitsgang für die Startgabe nötig ist.


Auch Gülle unterfuß?


Seit zwei Jahren prüfen wir zusammen mit einem Rübenanbauer aus der Region Wittingen (Niedersachsen) die Ausbringung von Gärsubstrat als Unterfußdünger im absetzigen Verfahren. Dabei wird das Substrat im ersten Arbeitsgang direkt hinter dem Lockerungszinken ca. 18 cm tief in den Boden gebracht. Zwei Scheibenseche und ein schwerer Walzenring verfüllen und rückverfestigen den Schlitz. Rund zwei Tage später erfolgt die Aussaat der Rüben mittig über diesem Streifen. Im Versuch lagen die Substratmengen bei 15 bis 25 m³/ha. Bisher wurde dieses Verfahren auf 150 ha in der Praxis durchgeführt.


Das Fazit nach zwei Jahren: Grundsätzlich funktioniert die organische Unterfußdüngung kombiniert mit Strip Till. Allerdings gibt es noch Optimierungsbedarf und einige offene Fragen.So ist z. B. der Anteil beiniger Rüben noch zu hoch, und der Rübenertrag etwas geringer im Vergleich zur Variante „Gärrest vor der Saat flach eingearbeitet plus Mulchsaat“. Als Ursachen dafür kommt Folgendes infrage:

  • Beim Gärsubstrateinsatz ist die Tiefenlockerung technisch auf 20 cm begrenzt. Zudem befindet sich der Auslauf direkt hinter und auf Höhe der Scharspitze des Lockerungszinkens. Diese Bearbeitungstiefe könnte auf Sand nicht immer ausreichend sein.
  • Das Substratband hat einen Durchmesser von ca. 5 cm und ist je nach organischem Ausgangsmaterial nicht immer gut umgesetzt. Die nicht abgebaute organische Substanz bleibt im Boden und kann für die junge Rübenwurzel eine Barriere bilden. Die Folge: beinige Rüben. Daraus ergibt sich die Frage, ob man das Substratband besser neben dem gelockerten Schlitz platzieren sollte.
  • Unklar ist bislang noch, wie hoch die Nährstoffkonzentration im Band sein darf, um Schäden an der jungen Rübenwurzel zu vermeiden. Es könnte sein, dass die kleinen Wurzeln bei zu hoher N-Konzentration absterben und somit mehr beinige Rüben entstehen.
  • Die Nährstoffeffizienz scheint im Band deutlich höher zu sein. Im Streifenversuch erzielten Substratmengen von 15 m3/ha unterfuß im Vergleich zu 25 m³/ha gleich hohe Zuckererträge.
Unabhängig davon, ob man die Unterfußdüngung mineralisch oder organisch durchführt, werden wir in weiteren Versuchen folgende Fragen klären:

  • Welchen Einfluss hat die Nährstoffpositionierung (welcher Nährstoff, in welcher Tiefe)?
  • Welchen Einfluss hat die Nährstoffkombination (P, K, N)?
  • Welchen Einfluss hat die Nährstoffform und -konzentration?
Georg Sander, Nordzucker AG, Uelzen

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