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Rüben-Profis wappnen sich für die Saison

2016 war für Rübenanbauer durch massive Blatt- und Wurzelkrankheiten kein gutes Jahr. Silvia Lehnert von top agrar-Südplus zeigt, welche Konsequenzen zwei Betriebe aus Niederbayern daraus ziehen. Wer im Plattlinger Raum Zuckerrüben anbaut, kennt die Symptome von Cercospora, Rhizoctonia und Co. wohl in- und auswendig.

Lesezeit: 6 Minuten

2016 war für Rübenanbauer durch massive Blatt- und Wurzelkrankheiten kein gutes Jahr. Silvia Lehnert von top agrar-Südplus zeigt, welche Konsequenzen zwei Betriebe aus Niederbayern daraus ziehen.


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Wer im Plattlinger Raum Zuckerrüben anbaut, kennt die Symptome von Cercospora, Rhizoctonia und Co. wohl in- und auswendig. Schließlich haben diese Krankheiten dort in den letzten Jahren ihr Unwesen besonders stark getrieben und sowohl die Rübenerträge als auch die Qualitäten deutlich reduziert. Die Einbußen durch Blattkrankheiten und Rübenfäule lagen nach Angaben des Verbandes bayerischer Zuckerrübenanbauer in den letzten beiden Jahren in einzelnen Betrieben zwischen 10 und 25 %.  


Optimale Bedingungen


Am Standort kommen mehrere Faktoren zusammen, die den Pilzen als Krankheitserreger optimale Bedingungen verschaffen:

  • schwere Böden, die leicht zu Verdichtung und Verschlämmung neigen;
  • Niederschläge von ca. 800 mm/Jahr;
  • Fruchtfolgen mit einem hohen Mais- und Rübenanteil (> 30 %).



Der Krankheitsdruck wird in dem insgesamt ca. 24 500 ha großen Zuckerrüben-Anbaugebiet des Plattlinger Südzuckerwerks wohl auch in Zukunft hoch bleiben. Denn der Verband bayerischer Zuckerrübenanbauer rechnet damit, dass die Anbaufläche nach dem Quotenende allein in diesem Jahr um 16,5 % steigt. Hinzu kommt die wachsende Resistenz der Pilze gegen Fungizide (Übersicht 1). Die Daten des Cercospora-Monitorings der LfL Bayern zeigen, dass auch in Niederbayern die Wirkung von Strobilurinen und Azolen gegen die Pilze stark nachlässt.



Wie gehen Praktiker mit diesen Herausforderungen um? Welche Strategien fahren sie im Anbau? Südplus hat zwei Anbauer aus Plattling befragt.


„Neue, resistente Sorten müssen her!“


Thomas Hackl aus Plattling-Pankofen setzt gegen Rhizoctonia vor allem auf resistente Rübensorten.


Der Rübenbauer Thomas Hackl ist überzeugt, dass im Kampf gegen Rübenfäule vor allem die Sortenwahl eine Rolle spielt: „Ich säe seit Jahren konsequent tolerante Sorten aus und glaube, dass mir dadurch bisher Ertragsausfälle von bis zu 60 % erspart geblieben sind.“ Die Einbußen von ca. 10 % beim Bereinigten Zuckerertrag (BZE), die tolerante Sorten generell mit sich bringen, nimmt er in Kauf.


Mit dieser Strategie ist der Junglandwirt, der 54 ha bewirtschaftet, bisher gut gefahren. Beim reinen Rübenertrag erzielte er 100 t/ha, der Schnitt im Südzucker-Werk Plattling lag bei 87 t/ha. Beim ZG lag Hackl mit 16 % leicht unter dem Schnitt.


Dieses Jahr hat er die Sorten Nauta, BTS 655, Taifun, Premiere und Isabella ausgesät. Fast alle weisen eine Rhizoctonia-Toleranz auf. Ausprobieren will er die neue Sorte Breeda, die robust und im Hinblick auf Cercospora besonders blattgesund sein soll.


Neue Sorten fehlen


Der Ackerbauer beklagt allerdings, dass zu wenig neue Sorten nachkommen: „Hier muss sich in Zukunft mehr tun, einige Sorten gibt es schon 15 Jahre lang. Zumal der Krankheitsdruck durch die Ausdehnung des Rübenanbaus in der Region weiter steigen wird.“ Auch Hackl selbst baut dieses Jahr mit 11 ha rund 20 % mehr Rüben an als früher: „Damit will ich mir die neuen Vertragsboni sichern.“


Neben den Rüben besteht seine Fruchtfolge aus Weizen, Kartoffeln und Körnermais. Kleemischungen setzt er für das Greening ein. Beim Großteil seiner Böden handelt es sich um Lössböden mit Ackerzahlen bis 81, der Rest sind schwere Schwemmlandböden ab 57 Bodenpunkten. Hackl pflügt sie jedes Jahr, um die Organische Substanz gleichmäßig einzuarbeiten. Das ist ihm vor allem bei den Mais- und Rübenrückständen wichtig, damit Pilze und andere Erreger an der Oberfläche die Folgefrucht nicht gleich wieder infizieren.


Nach der Getreideernte grubbert er tief, um Verdichtungen aufzubrechen. „Vor Rüben grubbere ich zweimal, damit auch die letzten Quecken weg sind.“ Die Kreiselegge sorgt für ein feines Saatbett. Hackl versucht im Frühjahr so wenig wie möglich auf die Flächen zu fahren. „Damit sie im Herbst nicht zu nass sind, zögere ich auch die Maisernte nicht bis zuletzt hinaus.“


Zu gesunden Beständen trägt für ihn auch die Kalkdüngung bei, die vor den Rüben mit 15 t/ha erfolgt. Bei den übrigen Nährstoffen orientiert er sich an der Empfehlung nach EUF-Bodenuntersuchung.


Gute Erfolge gegen Cerscospora


Gegen Cercospora hat Thomas Hackl Mitte Juli 2016 ab der Schadschwelle von 5 % befallenen Blättern Duett ultra (0,6 l/ha) mit dem Kupferfungizid Funguran Progress (1,25 kg pro ha) und dem Wirkzusatz Dash (1 l pro ha) eingesetzt. Die zweite Behandlung Anfang August erfolgte mit Spyrale (1l/ha) plus Funguran Progress. Die dritte Ende August bestand nur aus Duett ultra (0,6 l/ha). „Diese Spritzfolge zeigte sehr gute Erfolge. Deshalb hoffe ich, dass das Kupferfungizid im Notfall auch 2017 wieder zugelassen wird.“


Überrascht hat ihn im letzten Jahr das massive Auftreten des Nachtfalters Gammaeule: „Zum Glück konnten wir mit einer gezielten Karate Zeon-Spritzung Anfang September verhindern, dass mir die Raupen die ganze Blattfläche der Rüben wegfressen. “


Vor der Schadschwelle reagieren


In den Rübenbeständen der Waas GbR wütete zuletzt vor allem der Cercospora-Pilz. 


Das Rübenjahr 2016 werden Josef Waas und sein gleichnamiger Sohn aus Plattling-Höhenrain nicht so schnell vergessen: „Durch den Cerscospora-Pilz hatten wir Ertragsverluste von bis zu 20 %.“ Selbst innerhalb eines Schlages schwankten die Zuckergehalte um bis zu 2 %. Josef Waas macht dafür auch Unterschiede im Kleinklima verantwortlich. Mit 96 t/ha Erntemenge liegen sie zwar noch über dem Schnitt des Zuckerwerks, der BZE ist allerdings um 1 % niedriger.


Vier Spritzungen


Mit dem Erfolg der vier Spritzungen sind die Betriebsleiter nicht zufrieden, obwohl sie bereits bei Erstbefall und nicht erst ab der Schadschwelle behandelten: „Vermutlich hätte die zweite Spritzung schon nach 14 und nicht erst nach 20 Tagen erfolgen sollen.“


Die Spritzfolgen umfassten Spyrale (1 l/ha) Anfang Juli mit Funguran Progress (1,25 kg/l) und Break-thru für eine bessere Benetzung. Die zweite Behandlung erfolgte Ende Juli mit Duett ultra (0,6 l/ha), Funguran Progress (1,25 kg/l) und wiederum Break-thru. Mitte August setzten sie Rubric (1 l/ha) mit Break-thru und Ende August Cirkon (1,10 l/ha) ein. 


Gute Bodenstruktur


In der Fruchtfolge mit Kartoffeln, Weizen und Samenzwiebeln machen die Rüben ca. 30 % aus. Körnermais ist lediglich „Lückenfüller.“ Nach Winterweizen folgt vor den Rüben Senf als Zwischenfrucht, der im Herbst gemulcht und eingepflügt wird. Meist grubbern sie nach der Getreideernte zwei- bis dreimal, um die Strohrotte zu fördern.


Der Pflug kommt sonst nur unregelmäßig zum Einsatz: „Wahrscheinlich müssen wir angesichts der Resistenzen umdenken“, sagt Josef Waas. Zu den Rüben erfolgt eine Gabe von 140 kg/ha Stickstoff. Carbokalk und Kalium düngen sie nach Bedarf.


Dass es 2016 kaum Probleme mit Rhizoctonia gab, führen die Ackerbauern auf die toleranten Sorten und auf die Kartoffeln zurück: „Sie verbessern innerhalb der Fruchtfolge unsere Bodenstruktur.“ Weil die weniger anfälligen Sorten in Jahren ohne Rhizoctonia-Befall aber Ertragseinbußen von ca. 10 % bedeuten, hat der Betrieb Waas 2017 wieder normale Sorten ausgesät. 

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