Wie die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) mitteilt, bedroht die rasante Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten wie SBR und Stolbur, die durch die Schilf-Glasflügelzikade übertragen werden, den Zuckerrübenanbau in Deutschland existenziell. Auch weitere Kulturpflanzen wie Kartoffeln und Möhren sind bereits befallen. Dazu sagt der WVZ-Vorsitzende Dr. Stefan Streng: „Die jetzt erteilten Ausnahmegenehmigungen helfen akut, dafür sind wir sehr dankbar. Doch ohne eine langfristige Eindämmung ist die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gefährdet.“ Zur Bekämpfung fordert die Zuckerbranche gemeinsame Lösungen mit Politik und Forschung.
Erhebliche Ertrags- und Qualitätsverluste
Der Zuckerrübenanbau in Deutschland ist durch die rasante Ausbreitung von Krankheiten wie SBR und Stolbur existenziell bedroht. Diese Krankheiten, die von der Schilf-Glasflügelzikade übertragen werden, verursachen erhebliche Ertrags- und Qualitätsverluste. Für 2025 befürchtet die Branche eine Befallsfläche von 123.000 Hektar – das entspräche etwa einem Drittel der gesamten Anbaufläche. Seit 2023 hat sich die Fläche verdreifacht. Inzwischen sind auch Kartoffeln, Möhren, Rote Bete, Rhabarber und Sellerie befallen, weitere Gemüsekulturen wie Zwiebeln und Kohl sind bedroht.
„Die Schilf-Glasflügelzikade ist die größte pflanzenbauliche Herausforderung, der wir uns in den nächsten Jahren stellen müssen“, fasst Dr. Stefan Streng, Vorsitzender der WVZ, die Situation zusammen. Um die größten Schäden 2025 abzuwenden, hat die WVZ Ausnahmegenehmigungen für Pflanzenschutzmittel beim BVL beantragt. „Die jetzt erteilten Ausnahmegenehmigungen helfen akut, dafür sind wir sehr dankbar. Doch ohne eine langfristige Eindämmung ist die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gefährdet. Nur mit einem gut abgestimmten Maßnahmenpaket, zu dem auch reguläre Zulassungen für Pflanzenschutzmittel gehören, können wir unsere wertvolle Ackerfrucht schützen.“
Denn die Zuckerrübe ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die Lebensmittelindustrie. Zudem spielt sie eine wichtige Rolle in der Fruchtfolge. Sie unterbricht Infektionszyklen in getreidedominierten Fruchtfolgen und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Ihr Wegfall würde die Produktivität nachfolgender Kulturen erheblich beeinträchtigen.
Zur Kontrolle der Zikade ist ein integrierter Ansatz aus Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz notwendig. Die Zuckerwirtschaft trägt bereits ihren Teil bei, um entsprechende Lösungen zu entwickeln – unter anderem in Modellregionen und Feldversuchen. Um die Zuckerrübe langfristig zu schützen, ist aber auch die Politik gefordert:
Wirkstoffbasierter Pflanzenschutz: Die jetzt erteilten Ausnahmegenehmigungen für einige ausgewählte Insektizide helfen, den akuten Schaden zu begrenzen. Wir brauchen zukünftig aber dringend reguläre Zulassungen.
Forschungsförderung: Die Zuckerwirtschaft kann die drängenden Fragen zur Bekämpfung der Zikade mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht allein bewältigen. Wir fordern dringend mehr Unterstützung der Forschungsarbeiten durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Anpassungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik: Eine Anpassung der Fruchtfolge kann die Zikadenpopulation reduzieren, indem ihnen über den Winter die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Wir fordern daher in Befallsregionen die Anforderungen an die Mindestbodenbedeckung (GLÖZ 6) anzupassen und die Schwarzbrache zu ermöglichen.