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Schlag den Fuchsschwanz!

Ackerfuchsschwanz und Windhalm aus Getreide fernzuhalten, entwickelt sich zur Mammutaufgabe – das hat die letzte Saison gezeigt. Umso wichtiger ist es jetzt, die Mittel im Herbst überlegt einzusetzen.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Lars Beke-Bramkamp, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Hannover

Nach der Ernte richtet sich der Blick auf die kommende Aussaat des Wintergetreides. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei die Kontrolle von Unkräutern und Ungräsern.

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In diesem Jahr konnte man z.B. in Niedersachsen auf vielen Getreideschlägen beobachten, dass Ackerfuchsschwanz oder Windhalm kurz vor der Ernte aus den Beständen herausschauten. Mit so einem massiven Besatz hatte man aufgrund der häufig guten Wirkungsgrade im Herbst 2020 nicht gerechnet. Ein erneut milder Winter und eine schützende, dicke Schneedecke gefolgt von einem feuchten sowie milden Frühjahr waren für den Ackerfuchsschwanz optimal, um neu aufzulaufen.

Zwar wurden häufig Feldkontrollen durchgeführt, dennoch waren optimale Bekämpfungstermine eher die Seltenheit. Gründe dafür sind z.B. Beschränkungen einiger Herbizide, die den Einsatz vor dem 15. März verbieten. Das hat zur Folge, dass der Ackerfuchsschwanz nach diesem Termin häufig schon zu weit entwickelt ist. Zunehmende Resistenzen bei Ackerfuchsschwanz und Windhalm, aber auch bei Kamille und anderen Unkräutern erschweren die Bekämpfung ebenfalls.

Nutzen Sie mechanische Maßnahmen…

Neben dem gezielten Einsatz von Herbiziden spielen ackerbauliche Faktoren, wie z.B. Saattermin, Bodenbearbeitung und Fruchtfolge bei der Unkrautkontrolle eine entscheidende Rolle. Denn enge Fruchtfolgen führen zu einer Selektion der jeweiligen Unkrauttypen und bieten – wie beschrieben – bei frühen Saatterminen und milden Wintern den Ungräsern/Unkräutern einen langen Entwicklungszeitraum.

Eine gute und gleichmäßige Einarbeitung der Erntereste ist genauso wichtig, wie ein gutes Saatbett. Eine genaue Tiefenablage und ein feinkrümeliges Saatbett sorgen für einen gleichmäßigen Feldaufgang des Getreides, das dann konkurrenzfähiger gegenüber Ungräsern und Unkräutern ist. Die Ungräser laufen ebenfalls sicherer auf und die Wirkung der Bodenherbizide verbessert sich.

…und denken Sie in Fruchtfolgen

Da keine neuen Wirkstoffklassen verfügbar sind – sondern nur neue Mittel mit bekannten Wirkstoffen – ist es notwendig, den Herbizideinsatz auf der Fläche über die gesamte Fruchtfolge zu planen. Resistenzgefährdete Wirkstoffgruppen, wie z.B. die ALS-Hemmer (HRAC-Klasse B, z.B. Atlantis Flex oder Nicosulfurone im Mais), sollten möglichst nur einmal in der gesamten Fruchtfolge zum Einsatz kommen. Auch ist bei der Fruchtfolgeplanung zu berücksichtigen, dass einige Produkte Nachbaubeschränkungen haben und gegebenenfalls die Folgekultur noch schädigen können. Beachten Sie dies bei der Produktauswahl.

Herbstbehandlung – ein Muss!

Die jeweilige Behandlungsstrategie richtet sich nach der Verungrasung und/oder Verunkrautung auf der Fläche. Bei einer guten Bodenfeuchte bietet sich im Wintergetreide der Einsatz von Bodenwirkstoffen im Vor- bis frühen Nachauflauf an. Im Nachauflauf sollte man zeitig eine Kombination aus boden- und blattaktiven Wirkstoffen einsetzen.

Herbstbehandlungen sind generell ein wichtiger Baustein im Resistenzmanagement, da die Ungräser/-kräuter noch nicht weit entwickelt und somit leichter zu bekämpfen sind. Bei einer starken Verungrasung kann eine frühe Vorlage im Herbst mit bodenaktiven Produkten, gefolgt von einer Nachlage im Spätherbst mit blattaktiven Mitteln sinnvoll sein. Weniger resistenzgefährdete Wirkstoffe sollten bei schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz zusätzlich zum Einsatz kommen.

Strategien gegen Windhalm

Die Basis der Windhalmkontrolle bildet der Wirkstoff Flufenacet. Bodenherbizide sollten früh zum Einsatz kommen, bevor der Windhalm zu weit entwickelt ist. Das gilt z.B. für Mittel wie Herold SC mit 0,3 bis 0,4 l/ha, Malibu mit 2,5 l je ha oder das neue Produkt Pontos mit 0,5 l/ha. Gleiches gilt für Mischungen aus z.B. 0,24 l/ha Cadou plus 0,35 l/ha Mateno Duo. Ackerstiefmütterchen, Ehrenpreis-Arten, Kamille, Taubnessel und Vogelmiere werden mit diesen Produkten ebenfalls gut bekämpft.

Um an Gewässern bis an den länderspezifischen Mindestabstand behandeln zu können, sind Mischungen wie 0,24 l/ha Cadou + 2,0 l/ha Boxer (nicht in Wintertriticale!) oder 0,24 l je ha Cadou + 0,5 l/ha Beflex möglich. Bei einem Verzicht auf den Wirkstoff Flufenacet, z.B. in Winterroggen aufgrund möglicher Verträglichkeitsprobleme, bieten sich flufenacetfreie Varianten an, wie z.B. 2,5 l/ha Carmina. Wer eine zusätzliche Wirkung auf Storchschnabel benötigt, kann 1,5 l/ha Carmina + 0,065 kg/ha Alliance wählen. Zu beachten ist, dass man beides nicht auf drainierten Flächen anwenden darf. Auch der Einsatz von Viper Compact mit 1,0 l/ha, bis zum 31. Oktober auf drainierten Flächen, ist eine gute flufenacetfreie Variante bei einem Gewässerabstand von 10 m und 90% Abdriftminderung. Weitere Strategien für Windhalmflächen zeigt folgende Übersicht.

Empfehlungen gegen Ackerfuchsschwanz

Zur Fuchsschwanzbekämpfung sind die flufenacethaltigen Produkte ebenfalls ein wichtiger Baustein. Fuchsschwanz ist mit Boderherbiziden in der Regel jedoch schwieriger zu bekämpfen als Windhalm. Die Bodenherbizide dienen im Herbst oftmals nur als Vorlage, um mit einer Folgespritzung mit vorrangig blattaktiven Produkten im Spätherbst oder Frühjahr die vollen Wirkungsgrade zu erzielen.

Wie beim Windhalm stehen auch hier 0,4 bis 0,6 l/ha Herold SC und 2,5 bis 4,0 l/ha Malibu in der Empfehlung vorne. Um die Verträglichkeit für die Kultur zu verbessern, kann man die Aufwandmenge von z.B. Herold SC reduzieren und eine gräserwirksame Kombination mit 0,2 l/ha Cadou wählen.

Der Zusatz von 2,0 l/ha Boxer bietet einen zusätzlichen Wirkungseffekt. Die Mischung lässt sich dann aber nicht mehr in Wintertriticale einsetzen. Auch die beiden neuen Produkte Quirinus oder Pontos können Sie standardmäßig mit 1,0 l/ha anwenden. Alternativ bietet der Hersteller ein Pack mit beiden Produkten an, die dann in Kombination von 0,5 l/ha Pontos + 0,5 l/ha Quirinus eingesetzt werden.

Die Mittel im Vergleich

Die Übersicht 3 zeigt einen Versuch, der auf zwei Standorten in Niedersachsen durchgeführt wurde. Auf einem Standort konnte man eine ALS-Resistenz nachweisen, was die teils schlechte Wirkung begründet, da das im Frühjahr eingesetzte Atlantis aus der Gruppe der ALS-Hemmer nicht mehr ausreichend wirkte. In den Versuchen ging es vor allem um die Bekämpfung von Fuchsschwanz.

Hier die Ergebnisse:

  • Die Produkte Quirinus und Pontos sind in der Wirksamkeit auf Ackerfuchsschwanz mit Herold vergleichbar.



  • Auf Standorten mit einer hohen Besatzdichte, die auf immer mehr Flächen zu erwarten ist, sind volle Aufwandmengen der Bodenherbizide ein Muss.



  • Auch dieses zeigt sich gut auf den beiden Versuchsstandorten. Zwischen der ersten Variante „0,4 l/ha Herold + 3,0 l/ha Boxer“ und der zweiten Variante „0,6 l/ha Herold in Kombination mit 3,0 l/ha Boxer“, ließ sich ein um 8% höherer Wirkungsgrad erzielen. Das gilt es bei hohen Besatzdichten und einer sich anbahnender Resistenzentwicklung unbedingt zu nutzen.



  • Außerdem zeigt der Versuch die gute Wirkung der Spätherbstanwendung bzw. „Nikolausspritzung“ von dem Produkt Traxos. Auf Standorten, auf denen die Gruppe der ACCase-Hemmer (z.B. Axial oder Traxos) noch gegen Ackerfuchsschwanz wirkt, sorgten entsprechenden Produkte für 20 % höhere Wirkungsgrade. In Wintergerste ist Traxos nicht zugelassen, hier müsste im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr Axial zur Anwendung kommen.

Exkurs: Ein weiterer Baustein der Ackerfuchsschwanzbekämpfung ist die Möglichkeit, durch eine flache Stoppelbearbeitung die Keimung des Ungrases anzuregen und nach dem Auflaufen mithilfe einer erneuten Bodenbearbeitung die erste Auflaufwelle zu bekämpfen.

Kurz vor der Saat kann ein nicht selektives Herbizid auf dem sogenannten Scheinsaatbett zum Einsatz kommen, welches nochmals die Ackerfuchsschwanzdichte und den Druck auf die folgenden Getreideherbizide verringert. Dieses sollte man insbesondere bei der Wintergerste berücksichtigen, da hier die Mittelauswahl deutlich eingeschränkt ist.

Eine Übersicht gängiger Getreideherbizide und ihrer Wirkungen finden Sie

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Herbizidpalette Gibt es neue Mittel?

Ein neues Herbizid auf dem Markt ist das Produkt Mateno Duo. Es ist eine Kombination aus den Wirkstoffen Diflufenican (100 g/l) und Aclonifen (500 g/l). Somit ist der Wirkstoff Aclonifen auch im Getreide erstmals zugelassen. Bislang wurde der Wirkstoff (enthalten z.B. in Bandur) hauptsächlich in Kartoffeln, Leguminosen und im Gemüsebau eingesetzt.

In Winterweizen, Winterhartweizen und Wintertriticale ist Mateno Duo mit max. 0,7 l/ha im Vorauflauf zugelassen. Bei 90% Abdriftminderung muss ein Mindestabstand von 10 m zu Gewässern eingehalten werden. In Wintergerste und Winterroggen beträgt die maximal zugelassene Aufwandmenge im Vorauflauf 0,35 l je ha. Als Gewässerabstand genügen dann 5 m – bei 90% Abdriftminderung. In allen vorher genannten Kulturen ist das Produkt auch mit 0,35 l je ha bis BBCH 13 im Nachauflauf zugelassen. Auch hier beträgt der Gewässerabstand bei 90% Abdriftminderung 5 m.

Neu im Vertrieb sind auch die Produkte Pontos und Quirinus. Beide Mittel beinhalten die Wirkstoffe Flufenacet (240 g/l) und Picolinafen – Pontos 100 g/l und Quirinus 50 g/l.

Pontos ist in Winterweizen, Wintergerste, Wintertriticale und Winterroggen mit 1,0 l/ha zugelassen. Im Nachauflauf bis BBCH 29 ist es mit 0,5 l/ha einsetzbar.

Quirinus ist auch in den vier Kulturen mit 1,0 l/ha im Vorauflauf und Nachauflauf bis BBCH 29 zugelassen. Bei einer Abdriftminimierung von 90% können beide Produkte bis 5 m an das Gewässer ausgebracht werden.

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