Die Bundesfachgruppe Obstbau kritisiert die Berichterstattung über Pflanzenschutzmittel im Apfelanbau am Bodensee. Sie betont: Deutsche Äpfel seien sicher. Um das zu unterstreichen, lädt der Zusammenschluss alle Interessierten zu Betriebsbesichtigungen ein, berichtet die Lebensmittelpraxis (LP).
Die Bundesfachgruppe Obstbau wehrt sich gegen Kritik an der deutschen Apfelproduktion, wie sie vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) angestoßen und von zahlreichen Medien aufgegriffen worden war. In einer Stellungnahme kritisiert die Bundesfachgruppe die wiederholte Verwendung des Begriffs „Schneewittchenapfel“.
Dieser diene dazu, den heimischen Obstbau zu diskreditieren und Ängste in der Bevölkerung zu schüren. Gemeint ist mit dem Begriff aus Kritiker-Sicht: Äpfel werden mit entsprechenden Pestiziden behandelt, damit sie perfekt aussehen, bergen aber gleichzeitig gesundheitliche Risiken.
Bisher eingesetztes Mittel gefährdet den Hopfenexport
Seit August thematisieren Medien aufgrund der BUND-Initiative den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau am Bodensee. Die Bundesfachgruppe Obstbau bezeichnet diese Berichterstattung als unsachlich.
Die Meldungen beziehen sich auf eine kurzfristig erteilte Notfallzulassung des Fungizids Folpet für ein Teilgebiet am Bodensee. Dadurch sollten Ernteverluste verhindert werden. Die oft nasse Witterung in der Bodenseeregion erhöht die Gefahr für Schorfinfektionen an Kernobst. Das bisher eingesetzte Mittel Captan landet angeblich durch Abdrift in der Umgebung und belastet auch Hopfen auf benachbarten Feldern. Der Hopfenexport in die Hauptabnehmerländer USA und Japan könnte sich als sehr schwierig erweisen, weil diese beiden Länder Captan-Rückstände ablehnen.
BUND warnt vor Krebs und Eingriffen in das Erbgut
Der BUND hält Folpet für akut toxisch; wahrscheinlich sei das Produkt krebserregend und verändere das Erbgut. Für Fische und Wasserorganismen sei Folpet definitiv hochgiftig. Solche nach Auffassung des BUND hochgefährlichen Stoffe müssten zügig komplett verboten werden. Im heimischen Obst hätten sie nichts zu suchen.
Das Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und das Bundeslandwirtschaftsministerium veranlassten nach einer Prüfung durch das Bundesamt für Risikobewertung eine Anhebung des Rückstandshöchstgehaltes, erläutert die Bundesfachgruppe. Die Behörden hätten „keine gesundheitlichen Bedenken gegen eine Anhebung des Rückstandshöchstgehaltes“ gehabt. Die Ausnahmeregelung habe nur einen kleinen Teil der Anbaufläche am Bodensee betroffen. Und: Wegen der geringen Regenmenge im August sei die Anwendung kaum nötig gewesen.
Obstbauern laden zu Betriebsbesichtigungen ein
Die Obstbauern kritisieren, dass die angeblich einseitigen Meldungen nicht nur die regional und nachhaltig produzierenden Obstbaufamilien diskreditieren, sondern auch Verbraucher täuschen und verunsichern würden. Sie betonen: Ihre Äpfel entsprächen allen gesetzlichen Anforderungen sowie den spezifischen Anforderungen der Kunden und Zertifizierungen. „Nachweislich sind deutsche Äpfel nicht nur besonders gesund, sondern enthalten auch weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln als Importware“, heißt es seitens des Zusammenschlusses.
Die deutschen Obstbaufamilien laden interessierte Medien und alle Verbraucher ein, ihre Betriebe zu besuchen. So wollen sie ihre Produktion, die sie als verantwortungsvoll, nachhaltig und gesund bezeichnen, näher bringen.