Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Auf dem 26. niedersächsischen Zuckerrübentag in Barum präsentierten kürzlich Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Anbauerverband, Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Zuckerrübenanbaus in Norddeutschland (ARGE Nord) und Nordzucker AG Antworten zu Detailfragen der Sortenwahl, des Pflanzenschutzes und der Hacktechnik. So wurde dem Publikum gezeigt, wie sich Rübenanbau in der Zukunft gestalten lässt.
Hacken, striegeln, spritzen
Mehrere Landmaschinenhersteller zeigten zusammen mit Ökolandbau-Fachleuten der LWK auf Testflächen Hack- und Striegeltechnik zur mechanischen Unkrautbeseitigung sowie modernste Spritztechnik im praktischen Einsatz. „Die Rüben allein von Hand zu hacken, lässt sich nicht wirtschaftlich darstellen – daher kommt seit jeher die Maschinenhacke zum Einsatz“, sagte Manfred Tannen, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Die Technik hat sich im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte und insbesondere in den vergangenen Jahren stets weiterentwickelt und ist dank Kameras und digitaler Steuerung smart – also schlau – geworden.“ Auf dem Feldtag sah das Fachpublikum mit eigenen Augen die Möglichkeiten dieser Systeme.
„Der Anbau von Zuckerrüben spielt im Nordosten Niedersachsens traditionell eine große Rolle“, sagte Vizepräsident Tannen weiter. „Bei allen Veränderungen, denen der Zuckerrübenanbau unterworfen ist, wollen wir die Betriebe mit individueller Beratung, mit unseren Erfahrungen beim verstärkten Einsatz digitaler und mechanischer Techniken sowie mithilfe unseres umfangreichen Versuchswesens im Pflanzenbau dabei unterstützen, den Zuckerrübenanbau modern, rentabel und nachhaltig zu gestalten.“
Den Markt im Blick
Rübenzucker ist ein wichtiger Rohstoff für die Lebensmittelindustrie. Durch eine sinkende Anzahl von Pflanzenschutzmitteln und eine Liberalisierung des Marktes mussten Anbaubetriebe in den zurückliegenden Jahren ihre Arbeitsweise anpassen. Während die Rübenfläche in Niedersachsen im Jahr 2024 aufgrund sehr guter Marktbedingungen von durchschnittlich 100.000 ha in den Vorjahren auf rund 120.000 ha ausgeweitet worden war, wird sie in diesem Jahr wieder auf durchschnittlichem Niveau liegen.
Die Rübenproduktion orientiert sich am Markt. Aufgrund eines sehr hohen, die Nachfrage übersteigenden Angebotes sind die Zuckerpreise am Weltmarkt aktuell niedriger als vor einem Jahr. Die Anbaufläche ergibt sich aus den Anbau- und Lieferverträgen, die die zuckerverarbeitenden Unternehmen mit den landwirtschaftlichen Betrieben abschließen. Hinzu kommen Flächen, deren Erntegut in Biogasanlagen verwertet wird.
Lange Wachstumszeit
Die Zuckerrübe kommt mit den sich ändernden klimatischen Bedingungen im Vergleich zu anderen Kulturen gut zurecht. „Das liegt unter anderem an der langen Wachstumszeit, in deren Verlauf sich Probleme in der Pflanzenentwicklung ausgleichen können“, erläuterte Dr. Hinrich Hüwing, in der LWK-Bezirksstelle Uelzen Leiter des Teams Pflanze und Experte für Hackfrüchte. Auf leichten Böden hätten die Anbauer/-innen gleichwohl mit Wasserknappheit und begrenzten Beregnungskapazitäten zu kämpfen, sagte der Hackfrucht-Fachmann mit Blick auf die Trockenheit der zurückliegenden Monate.
Kosten erheblich gestiegen
„Die Zuckerrüben aus unserem Verbandsgebiet werden überwiegend in der Zuckerfabrik in Uelzen verarbeitet. Damit ist der Zucker aus unseren Rüben ein regionales Produkt“, so Jan-Wilhelm Strampe, Vorsitzender des Rübenanbauer- und Aktionärsverbands Nord, auf dessen Flächen der Zuckerrübentag stattfand. Problematisch seien für die Landwirte aktuell erhebliche Kostensteigerungen in verschiedensten Bereichen wie beispielsweise für Maschinen, Nährstoffe und weitere Produktionsmittel. „Daher setzen wir uns im Sinne unserer Mitglieder dafür ein, dass uns die Zuckerfabrik attraktive Rübenpreise zahlt“, so Strampe.
Fit für die Zukunft?
„Die Rübe ist und bleibt eine attraktive Frucht für die Anbauer“, betonte Björn Kiepe, Head of Agri Consulting & Shared Agri Services der Nordzucker AG. „Mit der Smart Beet Initiative wollen wir die Zuckerrübe weiter fit für die Zukunft machen. Darüber hinaus gilt es, noch stärker im Einklang mit der Natur zu wirtschaften und Dünge- und Pflanzenschutzmittel sehr gezielt und am Bedarf orientiert auszubringen.“
Um dabei gute und wettbewerbsfähige Erträge und Einkommen zu erzielen, brauche die Branche Fortschritt, fügte Kiepe hinzu. „Und Fortschritt entsteht gemeinsam durch Dialog und Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Versuchsanstellern und Praktikern im Verbund. Dieser Verbund ist beim diesjährigen Niedersächsischen Zuckerrübentag sehr eindrucksvoll erlebbar gewesen.