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Getreide: So ernten Sie Saatgutqualitäten

Wer Getreide vermehrt oder nachbaut, benötigt für top Qualitäten viel Fingerspitzengefühl. Fünf Tipps, worauf Sie achten sollten.

Lesezeit: 6 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Ute Kropf (Fachhochschule Kiel) und Rolf Klingel (Unternehmensberatung Agrar, Neuss)

Gute Triebkraft und Korngesundheit sind die Basis für vitale Einzelpflanzen. Sollten künftig auch weiter die fungiziden Beizkomponenten wegfallen, müssen Sie vor allem im Getreide mehr auf Ährenkrankheiten achten, um eine samenbürtige Verbreitung zu verhindern.

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Für einen gleichmäßigen Feldaufgang mit gut bewurzelten Pflanzen ist eine hohe Triebkraft unbeschädigter Körner erforderlich. Korngröße, Auswuchs, Drusch und auch die Lagerbedingungen beeinflussen diese Eigenschaften.

1. Geeignete Bestände

Die Ährengesundheit können Sie bei einem Flächenrundgang in der Milchreife und kurz vor der Ernte am besten beurteilen. Saatgutbestände müssen von Hand bereinigt und auf Krankheiten bonitiert werden. Zur Milchreife sieht man bereits die Blattkrankheiten, die auf die Ähre überspringen können.

Flugbrand müssen Sie rechtzeitig vor dem Aufplatzen der Brandbutten händisch entfernen und aus dem Bestand tragen. Kurz vor der Ernte zeigt sich, ob die Blattkrankheiten auf die Ähre übergegangen sind und ob Brande auftreten, die man vorher übersehen hat. Mit Steinbrand befallenes Erntegut (fischiger Geruch) ist zur Aussaat nicht geeignet. Bei Befall müssen Sie den Drescher gründlich reinigen, um ein Ausbreiten auf andere Flächen über infizierte Erntereste (Feinstroh, Spreu) zu verhindern.

Hat man in „kranken Jahren“ keine Wahl, muss man sich für das geringste Risiko entscheiden. Je größer das Korn, desto besser kann der Keimling (außer bei Brandkrankheiten) dem Pilzmyzel im Mehlkörper davonwachsen. Saatgut sollte dann nur von den ertragsstärkeren Beständen nach einer scharfen Reinigung gewonnen werden.

Eine Saatgutuntersuchung auf Krankheitsbesatz und Triebkraft bringt in Zweifelsfällen mehr Sicherheit. Getreidebestände mit folgenden Ährenkrankheiten sollten Sie nicht vermehren: Ährenfusarium, Spelzenbräune (Septoria nodorum), Schneeschimmel (Microdochiumnivale), Flug- und Steinbrande, Drechslera-Arten und Ramularia.

2. Wie viel Fläche bleibt?

Zum Nachbau ungeeignet sind Vorgewende, Flächen mit Waldschatten im Süden bzw. Südwesten, staunasse oder vertrocknete Flächen oder Bestände mit großflächigem und vor allem sehr frühem Lager. Zudem gehören Zwiewuchs in den Fahrgassen, kranke und ausgewachsene Lagerstellen, verunkrautete Bereiche oder notreife Stellen nicht in das Saatgut! Tritt im Betrieb in allen Fahrgassen Zwiewuchs durch heruntergefahrene Reihen auf, muss vor der nächsten Aussaat die Fahrgassenausrüstung an der Drillmaschine umgebaut werden.

Unreife Waldschattenbereiche müssen, wenn Sie diese Flächen für die Saatguterzeugung brauchen, später gedroschen werden. Sofern sie unkrautfrei sind, können Sie diese dann zur Not als Saatgut verwenden. Die verbleibende Netto-Fläche muss unter Berücksichtigung des Reinigungsabgangs noch genügend Saatgut liefern.

Zur Planung und Auswahl potenzieller Flächen eignet sich das in den meisten Schlagkarteien vorhandene Geo-Informationssystem (GIS). Auf großen Betrieben und großen Flächen geben aktuelle Sentinel-2-Bilder einen guten Überblick, welche Flächen sich von ihrer Homogenität her für das Produzieren von Saatgut eignen.

Die ausgewählten Flächen müssen anschließend händisch bereinigt werden. Um später sicher genügend hochwertige Rohware für die Saatgutproduktion zur Verfügung zu haben, sollten Sie die Fläche so bemessen, dass 50% des geschätzten Ertrages für die benötigte Saatgutmenge ausreichen.

3. Drusch und Transport

Um bereinigte Bestände sauber ohne nachträgliche Verunreinigung zu dreschen (auch Sortenvermischung ist auszuschließen), müssen Mähdrescher, Überladewagen, Anhänger, Getreidelager und vorhandene Förderanlagen sauber sein. Vergessen Sie bei der Reinigung des Mähdreschers nicht die Schnecken unter dem Siebkasten und das Schneidwerk. Zur Saatgutgewinnung muss der Mähdrescher auf schonenden Drusch eingestellt werden.

Flächen, die für die Saatguterzeugung ausgewählt wurden, sollten Sie möglichst früh dreschen, je nach Lager- und Belüftungsmöglichkeit ab 17 oder 16 % Kornfeuchte. Bis 15 % Feuchte ist das Korn noch relativ elastisch – die Gefahr für Beschädigung beim Drusch ist geringer. Auch Haarrisse im überreifen, zu trockenen Korn führen zu Qualitäts- und Keimverlust beim Saatgut. Wird ein Schlag morgens angedroschen, empfiehlt sich ein Kerndrusch. Die Ränder und Vorgewende können am späteren Tag abgedroschen werden. Beim Dreschen von Feldern, von denen auch Saatgut gewonnen werden soll, gilt „Saatgut first“.

4. Reinigen und lagern

Rohware für Saatgut muss schonend gedroschen, umgeladen, transportiert und eingelagert werden. Vermeiden Sie dabei Kornbelastungen durch scharfes Dreschen, unsachgemäßes Umladen (z.B. hohe Drehzahlen der Überladeschnecken, verschlissene Überladeschnecken), Elevatorbeschickung entgegen der Drehrichtung und große Fallhöhen beim Einlagern. Rohware zur Saatguterzeugung sollte (muss) vor dem Einlagern vorgereinigt werden.

Im Lager darf sich Rohware für Saatgut nicht erhitzen oder verschimmeln. Bei der Beschickung von Silozellen oder Flachlägern ist eine Segregation zu vermeiden. Werden Silos oder Flachlager gleichmäßig beschickt, ist anschließend eine problemlose Belüftung oder Kühlung möglich. Die Getreidetemperatur sollte beim Einlagern pro Silozelle möglichst gleichmäßig sein. Lassen sich Unterschiede z.B. bei Unterbrechung der Ernte nicht vermeiden, ist das gleichmäßige Befüllen des Lagers ohne Segregation mit vorgereinigter Ware für eine gute Belüftung besonders wichtig. Bei unterschiedlichen Temperaturen im Getreidestapel ist ein Thermometer zur Belüftungssteuerung an der Stelle mit den niedrigsten Temperaturen zu platzieren.

Rohware zur Saatguterzeugung muss zügig gekühlt oder, falls keine Kühlung verfügbar ist, ausreichend und schnell belüftet werden. Optimal zur Lagerung von Saatgut ist eine Stapeltemperatur um 10°C bei maximal 16 % relativer Luftfeuchtigkeit bei Getreide und Leguminosen. Muss getrocknet werden, achten Sie auf die maximal erlaubten Korntemperaturen. Bei einer Eingangsfeuchte von 16% beträgt diese 49°C (bei 18 % Feuchte 43°C und bei 20 % Kornfeuchte 38°C). Die Lufttemperatur darf im Satztrockner maximal 50°C, im Durchlauftrockner maximal 53°C betragen. Nach der Trocknung ist eine schnelle Rückkühlung für den Erhalt der Keimfähigkeit wichtig!

5. Saatgut passend aufbereiten

Gleichmäßig ausgebildete Körner sind das ideale Saatgut. Kleine Körner der späten Nebentriebe, der Ährenspitzen und -basen und die kleinen Mittelkörner von Weizen und Triticale müssen Sie herausreinigen. Im Extremfall ergeben sich bis zu 50% Reinigungsabgang. Schlechte Reinigungsergebnisse haben meistens folgende Ursachen:

  • Verstopfte Siebe durch verschlissene oder falsch eingestellte Siebreinigung,
  • bei Mehrsiebmaschinen eine schlechte Aufteilung des Getreidestromes oder
  • zu wenig Wind am Steigsichter nach der Siebreinigung. Dort müssen nach der Reinigung einige große Körner im Abgang sein! Große aber leichte Körner sind oft mit Krankheiten befallen.

Nach der Reinigung ist das Saatgut schonend zu fördern. Wird die gereinigte Ware nochmals mit Elevatoren gefördert, muss die Elevatorbefüllung immer am abgehenden Strang mit der Drehrichtung des Elevators erfolgen.

Wird Saatgut längere Zeit in Big Bags gelagert, gelten einige wichtige Regeln:

  • Füllen Sie nur gekühltes Getreide unter 20°C ein, am besten unter 10°C.
  • Stellen Sie die Big Bags an einen kühlen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung und immer auf Paletten.
  • Lassen Sie zur Wand genügend Platz für einen Kontrollgang.
  • Lassen Sie die Bags immer geöffnet, damit die Partie atmen kann und kein Schwitzwasser entsteht. Gegen Mottenbefall helfen Gemüsevlies (Abdeckung) und Pheromonfallen.
  • Gegen Nager helfen Köderboxen.

Hinweis: Denken Sie in jedem Fall an die Nachbaugebühr. Wir sind mehr denn je auf eine Vielfalt an gesunden und leistungsfähigen (Nischen-)Kulturen und Sorten angewiesen!

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