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So päppeln Sie artenarme Wiesen wieder auf

Grünland mit wenigen Arten lässt sich mit verschiedenen Verfahren aufwerten. So kann man auch zum Teil verschwundene Arten zurückholen, zeigt ein Versuch aus Baden-Württemberg.

Lesezeit: 5 Minuten

Artenreiches Grünland ist besonders wertvoll – mehr Blüten bedeuten ein größeres Nahrungsangebot für Insekten. Die Faustformel besagt: Als artenreich gelten Flächen, auf denen viele Blüten in mindestens drei verschiedenen Farben wachsen.

Häufig stehen Flächen mit mehr als 20 verschiedenen Arten unter Schutz der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, kurz FFH. Für FFH-Mähwiesen typisch sind die sogenannten wertgebenden Arten wie z. B. Margerite, Bocksbart, Salbei und Flockenblume. Untypisch und beeinträchtigend sind Arten wie Stumpfblättriger Ampfer, Deutsches Weidelgras, Gemeine Rispe und Wiesen-Kerbel.

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Ist Ihre Wiese artenarm, können Sie diese aufwerten. Eine Möglichkeit ist, bisher  intensiv genutzte (Teil-)Flächen  extensiv zu bewirtschaften. Bringt das keinen Erfolg, weil der Samenvorrat im Boden verloren gegangen ist, können Sie die Flächen  durch Ansaat unterstützen . Wichtig ist, dass Sie die Flächen danach weiter extensiv bewirtschaften! Welches Verfahren sich dazu und zur Wiederherstellung von FFH-Mähwiesen am besten eignet, hat das LAZBW in einem Projekt getestet. Die Versuchsfläche aus der Praxis hat keinen FFH-Status und wurde bis 2012 drei- bis viermal jährlich geschnitten und mit Gülle gedüngt. Bis 2014 erfolgten nur noch zwei Schnitte pro Jahr und vorerst keine Düngung. Diese Versuchsvarianten hat das LAZBW 2014 angelegt:

  • Selbstberasung (SB);
  • Einsaat einer heimischen Wildpflanzenmischung (SM);
  • Übertragung von frischem Mähgut mit vorheriger flacher Bodenbearbeitung (FM);
  • Übertragung von frischem Mähgut mit vorheriger tiefer Bodenbearbeitung (FM+P);
  • Übertragung von trockenem Mähgut, auch Heu-Übertragung genannt (GM).

Welche Ansaat ist geeignet?

Unabhängig vom Saatverfahren müssen Sie auf der aufzuwertenden Fläche zunächst einen offenen Boden mit feinkrümeligem Saatbett schaffen (Achtung, Genehmigung!). Denn in einer dichten, geschlossenen Grasnarbe sind die vorhandenen Arten meist sehr konkurrenzstark. Zudem ist oft zu wenig Licht vorhanden, als dass ausgebrachte Samen keimen und die Keimlinge gut anwachsen könnten. Im Versuch mähte der Landwirt den anzusäenden Teilbereich auf der Fläche tief, räumte das Schnittgut ab und bearbeitete den Boden mehrfach mit Pflug (tief) bzw. Kreiselegge oder Rototiller (flach).

Bei der Selbstberasung entwickelt sich der Bewuchs nur aus dem Samenvorrat im Boden. Die Wildpflanzenmischung wurde per Hand ausgebracht, weil sich die Samen in der Drillmaschine schnell verfangen. Für die Übertragung von frischem und getrocknetem Mähgut diente eine 2 km entfernte artenreiche FFH-Mähwiese (= Spenderfläche). Ideal ist eine Mahd Mitte Juni, auf taunasser Fläche. Die Feuchtigkeit hält die Samen für die Frisch-Übertragung im Mähgut.

Ein Teil des frischen Mähguts nahm der Landwirt mit dem Ladewagen auf, transportierte es direkt zur Ansaatfläche und verteilte es auf dem vorbereiteten Boden. Das restliche Mähgut trocknete auf der Spenderfläche zu Heu, die Mitarbeiter des LAZBW übertrugen es Mitte September auf die Empfängerfläche – zeitgleich zur Einsaat der Samenmischung.

Um Schimmel in der 3 bis 5 cm hohen Mähgutschicht zu vermeiden und damit mehr Samen ausfallen,  wendeten die Mitarbeiter die Schicht jeweils zwei Tage nach der Übertragung mit der Heugabel. Für einen guten Bodenschluss folgte ein Walzdurchgang. Ab einer Bestandshöhe von 15 cm fördert  ein Schröpfschnitt  die Keimentwicklung der Ansaaten und Selbstberasung und unterdrückt auflaufende Unkräuter.

Frisch-Mähgut besser

Die Ergebnisse des Versuchs sind in der Übersicht dargestellt und bestätigen: Der Artenübertrag von frischem Mähgut ist höher als bei getrocknetem, da Samenverluste bei der Trocknung auftreten. Nach vier Jahren lassen sich zudem folgende Schlüsse ziehen:

  • Frisch geerntetes und direkt übertragenes Mähgut führte zu einer hohen Anzahl und höheren Ertragsanteilen an Magerkeitszeigern im Varianten-Vergleich. Der Anteil an beeinträchtigenden Arten ging hingegen weiter zurück.

  • Auf der Frisch-Mähgut-Variante mit flacher Bodenbearbeitung (FM) entwickelten sich zunächst mehr Magerkeitszeiger und weniger beeinträchtigende Arten als bei der Variante mit tiefer Bearbeitung (FM+P). Im Verlauf der Jahre glichen sich die Arten jedoch an.

  • In der Variante Saatgutmischung (SM) hat der Ertragsanteil an wertgebenden Arten nach vier Jahren zugenommen, hier ist die höchste Anzahl an wertgebenden Arten zu verzeichnen.
  • Durch entsprechenden Samenvorrat im Boden sind bei der Selbstberasung (SB) mehr beeinträchtigende Arten gewachsen als Magerkeitszeiger.

Mähgut für die Praxis

Am Versuchsstandort erzielte frisch übertragenes Mähgut die besten Ergebnisse, um artenarme Flächen aufzuwerten und die Artenzusammensetzung auf FFH-Mähwiesen wiederherzustellen. Wollen Sie Saatgut einsetzen, sind zertifizierte Mischungen aus der gleichen Herkunftsregion ideal – auf FFH-Mähwiesen sogar Pflicht.

Auf der Suche nach Spenderflächen sollten Sie darauf achten, dass die Fläche in der gleichen Region liegt und gleiche Standortbedingungen (Bodeneigenschaften, Hangneigung, Höhenlage, Klima) herrschen. Ideal ist, wenn sich die Fläche natürlich entwickelt hat und ähnlich bewirtschaftet wird wie Ihre künftige artenreiche Grünlandfläche. Sie muss zudem frei von Gift- oder Problempflanzen wie z. B. der Herbstzeitlose sein. Bei der Auswahl hilft die Untere Naturschutzbehörde und Ihre Landwirtschaftsbehörde vor Ort. Es gilt: Je besser die Spenderfläche desto mehr Arten entwickeln sich auf der Empfängerfläche.

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