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So schützen Sie Ihre Kartoffeln richtig vor Alternaria

Späte Sorten, wechselhafte Witterung und sonstige Stressfaktoren begünstigen Alternaria in den Kartoffeln. Gleichzeitig nehmen Resistenzen bei den Fungiziden zu. Wir geben Tipps zur Mittelwahl.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autorin: Petra Henze,

Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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Alternaria kann im Kartoffelbau zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Ihre Verursacher sind zwei pilzliche Erreger: Der eine, Alternaria solani, verursacht die Dürrfleckenkrankheit (siehe Foto 1). Diese entwickelt sich zunächst auf den unteren abreifenden Blattetagen und bildet größere Blattflecken mit konzentrischen Ringen aus. Diese Blattflecken fließen mit zunehmender Entwicklung zusammen und bestehen im Inneren aus abgestorbenem, brüchigen Blattgewebe. Unter feuchtwarmen Bedingungen breiten sie sich massenhaft im Bestand aus.

Der zweite Erreger, Alternaria alternata, verursacht hingegen die Sprühfleckenkrankheit, die mit kleinen Sprenkeln auf den meist noch grünen Blättern beginnt (siehe Foto 2). Im Feld lassen sich diese beiden Arten nicht sicher anhand ihrer Symptome unterscheiden. Das funktioniert nur über eine Sporenuntersuchung im Labor.

Häufig treten die beiden Alternaria-Arten zeitlich versetzt auf. Die Sprühflecken fallen eher zu früheren Zeitpunkten auf, manchmal schon gegen Ende Mai bis Anfang Juni. Die größeren Blattflecken der Alternaria solani erscheinen hingegen eher ab Ende Juli bis Anfang August. Im weiteren Verlauf kann der Pilz den gesamten Blattapparat zerstören, da seine Toxine zu Chlorosen der infizierten Blattstellen führen.

Die Erreger können im Boden mehrere Jahre als Myzel oder Sporen überdauern. Ausgehend von diesem bodenbürtigen Inokulum infizieren sich dann die neuen Kartoffelpflanzen. Für eine Infektion benötigt der Pilz warme Temperaturen (> 22 °C) und mindestens acht Stunden Blattnässe. Dazu genügt schon Taunässe, da der Pilz Trocken-Nass-Phasen effektiv ausnutzt.

Stress fördert Alternaria

Grundsätzlich sind gestresste Kartoffelpflanzen empfänglicher für Alternariabefall. Trockenheit, hohe Temperaturen, Nährstoffmangel sowie nachfolgende Starkniederschläge können den Befall fördern. Der Zuflug saugender Insekten belastet die Pflanzen zusätzlich, ebenso wie der Faktor Beregnung.

Ertragsrelevanter Befall tritt zudem häufiger bei Sorten der mittelfrühen bis späten Reifegruppen auf. Aber auch die Resistenz- und Toleranzeigenschaften der Sorten selbst sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das Wissen zur Sortenanfälligkeit reicht aktuell aber nicht für eine sortenangepasste Strategie zur Alternariabekämpfung aus.

Wie gut ein Fungizideinsatz die relativen Erträge gegen Alternaria absichern kann, zeigt Übersicht 1. Die Daten stammen aus jährlich angelegten Exaktversuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Um eine mögliche Risikosituation für Alternaria zu schaffen, hat man hier spätreife Sorten gepflanzt. In den 59 Versuchen seit 2009 bewirkte der Fungizideinsatz im Schnitt einen Mehrertrag von 8,5 %. In Jahren mit günstigen Infektionsbedingungen ließen sich in Einzelversuchen mit anfälligen Sorten sogar Ertragssteigerungen von bis zu 20 % nachweisen; so zuletzt in den Jahren 2017 und 2021. Andererseits waren nicht in jedem Versuch Mehrerträge messbar – oft mangels Befall. Das traf besonders in den Dürrejahren 2018 und 2020 zu.

Die Resistenzgefahr wächst bei Alternaria-Mitteln

Tritt in der zweiten Hälfte der Wachstumsphase Trockenheit auf, kann sich Alternaria besonders gut in den Beständen etablieren und sorgt so für eine vorzeitige Abreife. In diesem Fall gilt es, die Bestände aufmerksam zu beobachten und gegebenenfalls gezielt mit wirksamen Fungiziden einzugreifen.

Aber Vorsicht: Durch die fortgeschrittene Resistenzentwicklung bei einigen Wirkstoffen ist der Wirkstoffwechsel essenziell! Wirtschaftlich sinnvoll ist die gezielte Alternariabekämpfung besonders in den späten Reifegruppen der Stärke- und Verarbeitungskartoffeln, da sie die photosynthetisch aktive Blatt­fläche schützt. In den Reifegruppen 1 und 2 sowie in der Pflanzguterzeugung können Sie auf Fungizide verzichten.

Grundsätzlich kann man zur Alter­nariabekämpfung Wirkstoffe aus den Gruppen der Triazole (DMI), Strobilurine (QoI) und Carboxamide (SDHI) einsetzen. In der Vergangenheit zeigte besonders Azoxystrobin aus dem Produkt Ortiva (Qol) eine hohe Wirksamkeit gegen Alternariaerreger. Sie basierte allerdings auf einer sehr spezifischen Wirkungsweise. Seitdem vor zwölf Jahren erstmals eine Mutation mit Azoxystrobin-Resistenz auftrat, nimmt dessen Wirksamkeit stetig ab. Eine ähnliche Entwicklung ist seit 2011 beim Wirkstoff Boscalid (SDHI) aus dem Mittel Signum zu beobachten.

Durch flächendeckenden und mehrmaligen Einsatz der Mittel Ortiva und Signum konnten sich die mutierten Isolate in der Population selektieren. Das Resultat ist eine Alternariapopulation, die (mit regionalen Unterschieden) immer weniger mit diesen beiden Mitteln bekämpfbar ist.

Niedersächsische Versuche belegen seit Jahren einen stark fortgeschrittenen Rückgang der Feldwirkung. Setzen Sie Ortiva und Signum deshalb höchstens einmal bei geringem Infektionsdruck in der Spritzfolge ein.

Krautfäule-Strategie mitdenken

Richten Sie Ihre Alternariastrategie dabei auch an der Krautfäulestrategie aus. Auch hier spielt das Thema Resistenz eine immer größere Rolle. Betroffen sind besonders Fungizide aus der CAA-Wirkstoffgruppe (FRAC 40). Dazu gehören Mandipropamid (Revus, Revus top, Carial Flex) Dimethomorph (z. B. Banjo Forte), Benthiavalicarb (z. B. Versilus) und Valifenalate (Voyager). Ursache dieser Resistenz ist eine Mutation, die erst in Dänemark und den Niederlanden auftrat und sich nun stark im Nordwesten Deutschlands ausbreitet.

Bei dieser Resistenzentwicklung ist mit Revus Top auch ein Alternariafungizid betroffen. Wenden Sie CAA-Fungizide daher nie in bestehendem Krautfäulebefall an und setzen Sie sie sonst bei maximal 50 % der insgesamt vorgesehenen Krautfäulemaßnahmen ein, um einer permanenten Selektion vorzubeugen. Wenden Sie die Fungizide zudem immer in der vollen Aufwandmenge an und maximal in zwei aufeinander folgenden Behandlungen.

Kombinieren Sie die Mittel bei hohem bis mittlerem Krautfäuledruck mit Cymoxanil, Fluazinam (z. B. Shirlan) oder Cyzofamid (Ranman Top). Setzen Sie z. B. Revus Top solo gleichzeitig zur Krautfäule- und zur Alternariabekämpfung ein, ist es sinnvoll, einen Mischungspartner wie z. B. Shirlan hinzuzusetzen. Achten Sie also beim Einsatz reiner Alternariamittel darauf, dass der Krautfäulepartner nicht immer ein CAA-Fungizid ist.

Auf den richtigen Spritzstart kommt es an

Entscheidend für eine gute Fungizidwirkung ist der richtige Zeitpunkt für den Spritzstart. Nur wenn in der kritischen Phase zu Befallsbeginn rechtzeitig eingegriffen wird, sind hohe Bekämpfungserfolge möglich.

Der optimale Termin für die erste Behandlung ist rund acht Wochen nach dem Auflaufen der Kartoffeln. Laufen die Kartoffeln Mitte Mai auf, fällt der Alternariaspritzstart z. B. auf den 10. Juli. In später aufgelaufenen Beständen, wie es in diesem Jahr im Nordwesten wahrscheinlich witterungsbedingt der Fall sein wird, verschiebt sich die erste Alternariabehandlung entsprechend nach hinten. Beginnen Sie jedoch spätestens beim Sichtbarwerden der ersten Symptome im mittleren Blattapparat mit der Behandlung.

Besonders wirksame Fungizide für den ersten Spritztermin

Für die erste Maßnahme ist ein wirkungsstarkes Alternariaspezialprodukt sinnvoll. Die derzeit wirksamsten Mittel mit etwa gleichen Wirkungsgraden sind Propulse (Prothioconazol + Fluopyram), Belanty (Mefentrifluconazol), Revus Top (Difenoconazol + Mandipropamid) und Narita (Difenoconazol). In der Übersicht 3 sehen Sie, wie gut die zugelassenen Produkte jeweils gegen Alternaria wirken.

Nach der ersten Alternariaapplikation mit einem Spezialfungizid erfolgen die Folgebehandlungen im 14-tägigen Rhythmus. Dabei lassen sie sich selbstverständlich in Tankmischung zusammen mit Krautfäulefungiziden ausbringen. Der Fungizidschutz sollte bis Anfang September erhalten bleiben. Die letzte Maßnahme erfolgt zwei bis drei Wochen vor Krautabtötung.

Diese Fungizide überzeugen in Versuchen

Bereits seit Juni 2021 haben die Produkte Propulse (Fluopyram 125 g/l und Prothioconazol 125 g/l) die Zulassung gegen Alternaria. Unsere Versuche zeigen, dass die gute Wirkung hier vor allem vom Carboxamidwirkstoff Fluopyram erbracht wird. Einsetzen darf man das Mittel höchstens dreimal mit je 0,5 l/ha.

Im März 2022 wurde mit Belanty (Mefentrifluconazol 75 g/l) ein weiteres Alternariaprodukt zugelassen. Belanty darf man maximal dreimal mit je 1,25 l/ha einsetzen. Bisherige Versuchsergebnisse zeigen, dass sowohl Belanty als auch Propulse zu den leistungsstärksten Produkten bei der Alternariabekämpfung in Kartoffeln zählen (Übersicht 2).

Bienenschutz beachten

Achten Sie auch auf die Bienenge­fährdung der Mittel. Sie ändert sich von B4 auf B1, wenn azolhaltige Fungizide (u. a. Propulse, Belanty, Revus Top) mit Mospilan/Danjiri in einer Tankmischung ausgebracht werden. Eine solche Mischung darf man nicht in Beständen mit Bienenflug ausbringen, z. B. bei Honigtaubildung durch Blattläuse oder blühenden Unkräutern.

Bei der Kombination der genannten Azole mit Pyrethroiden ändert sich die Bieneneinstufung zudem von B4 zu B2. Um eine mögliche Bienengefährdung zu vermeiden, raten wir deshalb, beim Spritzen auf Kombinationen von Alternariamitteln mit Insektiziden zu verzichten.

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