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topplus Pflanzenschutzanwendung

So senken Sie die Abdriftgefahr

Mit abdriftmindernden Düsen lassen sich Wirkstoffeinträge in Oberflächengewässer vermeiden. Wichtig ist, die richtige Düsenstrategie für Ihren Betrieb zu finden.

Lesezeit: 7 Minuten

Unser Autor: Werner Heller, Institut für Pflanzenschutz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Die Verfrachtung von Wirkstoffen in Oberflächengewässer oder in andere sensible Bereiche ist ein heikles Thema. Eine Ursache davon ist die Abdrift. Die Spritzwolke von feintrop­figen Standarddüsen hinter der Feldspritze ist für jedermann sichtbar.

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Obwohl Abdrift – im Gegensatz zu den Punkteinträgen – bei den tatsäch­lichen Gewässerbelastungen eine eher untergeordnete Rolle spielt, kann sie vor allem bei kritischen Wirkstoffen zu Problemen führen: Einerseits besteht die Gefahr, nebenliegende Gewässer zu verunreinigen und andererseits kann es Schäden durch Unverträglichkeiten in Kulturen angrenzender Flächen geben. Problematisch sind Wirkstofffunde insbesondere in Kulturen ohne entsprechende Zulassung oder auf benachbarten Ökoflächen.

Deshalb ist es wichtig, Abdrift über die Behandlungsfläche hinaus unbedingt zu verhindern. Dazu gibt es vielfältige Möglichkeiten.

Passen Wind, Temperatur und Gestängehöhe?

Um Pflanzenschutzmittel optimal und möglichst verlustmindernd einsetzen zu können, gilt es, einige grundsätzliche Punkte zu beachten:

  • Vermeiden Sie Einsätze bei Windgeschwindigkeiten von über 5 m/sec oder bei Temperaturen von über 25 °C mit niedriger Luftfeuchtigkeit. Denn das kann zu Wirkminderungen durch Abdrift und Verdunstung führen.



  • Reduzieren Sie den Anteil feinster Tropfen (kleiner als 100 µm), weil diese stark abdriftgefährdet sind. Ein 100-µm­Tropfen verdunstet bei ungünstiger Witterung innerhalb weniger Sekunden, noch bevor er die Zielfläche erreicht. Durch Luftströmungen und Thermik besteht die Gefahr, dass Wirkstoffe dadurch über weite Strecken vom eigentlichen Zielort weg verlagert werden. Wichtig ist es daher, bei nicht optimalen Witterungsbedingungen den Spritzdruck zu reduzieren, sodass ein gröberes Tropfenspektrum entsteht.Verwenden Sie anerkannte und abdriftarme Injektordüsen, diese erzeugen einen deutlich geringeren Feintropfenanteil als ältere Standarddüsen.



  • Führen Sie insbesondere bei windigem Wetter die Düsen nicht zu hoch über der Zielfläche. Denn ein zu hohes Gestänge verstärkt die Abdrift deutlich.Mittlerweile bieten die Hersteller von Feldspritzen auch moderne Gestänge mit einem Düsenabstand von 25 cm an, um damit tiefer und näher an die Zielfläche zu gelangen. Bei vergleichbarer Verteilung lässt sich dadurch die Abdrift zusätzlich reduzieren.

Eine weitere Möglichkeit, mit der sich Drift vermeiden lässt, ist der Einsatz von Spritzen mit Luftunterstützung. Diese drücken die Tropfen mithilfe eines Luftstroms gezielt in den Bestand. In dichten Beständen kann man damit auch die Anlagerung auf der Blattunterseite verbessern.

Wie sich verschiedene Faktoren auf die Abdrift auswirken und inwieweit entsprechende Maßnahmen diese mindern können, lässt sich anschaulich mit dem TOPPS-Prowadis Abdriftmanager ermitteln (www.topps-drift.org). Abhängig von den individuellen Applikationsbedingungen erhalten Sie hier für jede Situation eine Empfehlung.

So setzen Sie driftmindernde Düsen richtig ein

Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln müssen Sie häufig verschiedene Abstandsauflagen zu Gewässern oder anderen sensiblen Bereichen wie z. B. Landschaftselementen (Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) einhalten. Die dabei vorgeschriebenen Abstände variieren abhängig von der eingesetzten Anwendungstechnik (z. B. Düsen, Luftunterstützung). Je höher die Abdriftminderungsklasse, desto geringer sind häufig die vorgeschriebenen Abstände.

Deshalb ist grundsätzlich eine verlustmindernd anerkannte Düsenausstattung zu empfehlen. Nur damit lassen sich Behandlungen vielfach auch noch im Randbereich des Feldes durchführen. Die anerkannte Abdriftminderungsklasse lässt sich allerdings nur dann ­erreichen, wenn man die Düsen ausschließlich nach ihren Verwendungs­bestimmungen einsetzt. Das heißt, dass die Abdriftminderung nur innerhalb eines begrenzten Druckbereiches erreicht wird.

Ist z. B. eine Abdriftminderungsklasse am Feldrand von 90 % gefordert, müssen Sie den Spritzdruck entsprechend reduzieren. Den maximalen Druckbereich für die einzelnen Klassen können Sie in Düsentabellen einfach ­ablesen. Eine hohe Klasse im Bereich von 90 % bedeutet allerdings meist auch einen Kompromiss zwischen Abdriftminderung und Wirksamkeit.

Fahren Sie auf Flächen ohne besondere Auflagen die Düsen daher grundsätzlich im empfohlenen optimalen Druckbereich. Dieser liegt bei kurzen Injektordüsen (AirMix, AIXR, CVI, IDK/IDKN/IDKT, MD) zwischen 2,0 und 3,5 (4,0) bar und bei langen Injektordüsen (AVI, AI, HiSpeed, ID/IDN, IDTA, TTI) bei 4,0 bis 6,0 (8,0) bar. In diesem Op­timalbereich erzeugen die Düsen ein ausgewogenes Tropfenspektrum für eine gute Anlagerung und damit auch die bestmögliche Wirkung bei gleichzeitig noch akzeptabler Abdriftreduktion.

Eine Tabelle zu abdriftmindernd anerkannten Düsen finden Sie unter www.lfl.bayern.de/ips/geraetetechnik. Damit können Sie für jede Düse den notwendigen Spritzdruck abhängig von der gewünschten Wasseraufwandmenge und Fahrgeschwindigkeit ermitteln.

Weitere Listen mit allen anerkannten Geräten sind aktuell beim Julius Kühn-Institut verfügbar ( www.julius-kuehn.de ).

Eine Düse reicht nicht immer

Bei reinen Getreide-Mais-Fruchtfolgen kann  eine Düse  die meisten Einsätze gut abdecken. Mit Wasseraufwandmengen von 200 bis 300 l/ha und Geschwindigkeiten von 6 bis 8 km/h eignen sich in diesen Fällen kurze Injektordüsen der Größe 04 bei Spritzdrücken von 2,0 bis 3,5 bar gut. Wer Doppelflachstrahldüsen verwendet, kann die Verteilung und Anlagerung weiter optimieren.

Ist eine gute Bestandsdurchdringung gefordert, wie z. B. bei der Rapsblütenbehandlung, sollte man den Druck nicht zu hoch wählen. Weil sich die Wassermenge an der Anlagerungsfläche orientieren sollte, empfehlen sich in dichten, blattreichen Kulturen wie Raps oder Kartoffeln mindestens 300 l/ha Wasser. Reduzieren Sie dazu die Fahrgeschwindigkeit etwas.

Weitere Tipps für Raps: Verlegen Sie Blütenbehandlungen am besten in die Abendstunden. Dann ist es nicht so windig und es sind weniger Bienen in den Beständen unterwegs. Gleichzeitig verringern Sie damit die Gefahr von Fahrspurverlusten, weil der Raps dann häufig biegsamer ist. Zum Schutz von Bestäuberinsekten bieten sogenannte Dropleg-Systeme bei der Blütenbehandlung zusätzliche Vorteile.

Befinden sich Rüben, Kartoffeln oder Sonderkulturen, die sehr hohe Wasseraufwandmengen erforderlich machen, in Ihrer Fruchtfolge, ist dagegen ein Mehrfachdüsenstock unumgänglich. Denn einerseits ist es vorteilhaft, Herbizide mit niedrigen Wassermengen zu applizieren, weil dadurch die Konzentration in der Spritzbrühe erhöht wird. Gleichzeitig sollte das Tropfenspektrum für blattaktive Mittel bei sehr kleinen Zielflächen (NAK) eher feintropfig sein (d. h. höherer Spritzdruck).

Dagegen benötigen z. B. Kartoffelfungizide in der Hauptwachstumsphase für eine gute Benetzung und Durchdringung des üppigen Pflanzenbestandes deutlich höhere Wassermengen bei mittlerem Druck. Empfehlungen zur Tropfengröße und zum Wasseraufwand abhängig vom Einsatzgebiet entnehmen Sie der Übersicht 1.

Wie ermittelt man die richtige Düsengröße?

Die erforderliche Düsengröße richtet sich nach der gewünschten Wassermenge und der möglichen Fahrgeschwindigkeit. Vermeiden Sie abhängig vom Gestängezustand und Fahrwerk Geschwindigkeiten von über 8 km/h. Denn ein zu schnelles Fahren verursacht stärkere Gestängebewegungen – das verschlechtert die Verteilung und erhöht das Abdriftrisiko überproportional.

Sie können den Einzeldüsenausstoß (l/min) und die Ausbringmenge (l/ha) auch mit folgenden Formeln berechnen:

Einzeldüsenausstoß (l/min) =

l/ha × km/h × Düsenabstand (m) : 600

Ausbringmenge (l/ha) =

Einzeldüsenausstoß (l/min) × 600km/h × Düsenabstand (m)

Anhand des ermittelten Düsenaus­stoßes (l/min) ergibt sich für jede Düsengröße ein bestimmter notwendiger Spritzdruck. Demzufolge sollte man eine Düse wählen, in deren optimalen Druckbereich der so errechnete Druck liegt. Beispiele entnehmen Sie der Übersicht 2.

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Vorsicht

Nicht den Feldrand überspritzen!

Ein ungewolltes, düsenbedingtes Überspritzen über den Feldrand hinaus ist verboten. Am besten ist es, spezielle Randdüsen am äußeren Düsenstock zu verwenden, mit denen man exakt bis zum Feldrand applizieren kann. Diese Düsen besitzen einen schmaleren, nach einer Seite gerichteten Spritzwinkel von ca. 80° und sind so in der Lage, nur die relevante Zielfläche zu benetzen.

Für geforderte Abdriftminderungsauflagen ist es notwendig, dass die verwendeten Randdüsen auch in der Kombination entsprechend anerkannt sind. In der Universaltabelle für verlustmindernde Geräte sind mittlerweile für die gängigsten Düsen jeweils auch zugehörige Randdüsen eingetragen (Bezeichnungen der Randdüsen je nach Hersteller z. B. AirMix OC, IDKS, IS, AIUB).

Randdüsen sind jeweils ein Kaliber kleiner als die Hauptdüse! Grundsätzlich sollte im Randbereich ein niedrigerer Spritzdruck gewählt werden. Damit im Feldinneren keine Behandlungslücken entstehen, müssen Sie dort wieder auf die normale Düse umschalten. Eine vom Schlepper aus bedienbare Randdüsenschaltung ist daher empfehlenswert.

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