Unser Autor: Markus Mücke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Lange Zeit rückten die Saattermine vom Mais immer weiter nach vorne. Gründe dafür gab es genug: Häufig waren die Wetterbedingungen schon im März günstig, um die Flächen vorzubereiten. Eine frühe Saat versprach eine bessere Wurzelentwicklung und damit einhergehend eine bessere Trockentoleranz der Bestände. Hinzu kommt die Möglichkeit, Sorten mit höheren Reifezahlen anzubauen und somit das Ertragsniveau zu steigern.
Die frühe Saat war aber nur möglich, weil die chemischen Beizen das Saatkorn effektiv gegen bodenbürtige Erreger und Vogelfraß schützten – auch wenn es einmal länger dauerte, bis der Mais auflief. Die deutlichen Einschränkungen bei den Beizen führen nun aber zu immer mehr Problemen.
Die gewohnt frühen Saattermine mit z. T. verzögertem Feldaufgang lassen sich vielerorts nicht mehr halten. Und ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Der zügige Feldaufgang mit schnellem Reihenschluss verschafft dem Mais einen Konkurrenzvorteil gegenüber später auflaufenden Unkräutern und Ungräsern.
Hier kommen auch die Aussaatstärken ins Spiel. Sie sollten an die Sorte und die Standortbedingungen angepasst sein, um keinen Ertrag zu verschenken. Je weniger chemische Hilfsmittel zur Verfügung stehen, desto größer wird die Bedeutung ackerbaulicher Faktoren – Saatzeitpunkt und Saatstärke sind zwei davon.
Blick zum Ökolandbau
Wie begegnen die Kollegen im Ökolandbau diesen Herausforderungen? Silo- und vor allem Körnermais haben auch hier in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ökolandwirte erreichen dabei Maiserträge, die auf dem Niveau des konventionellen Anbaus liegen.
Zweifelsohne können das Anbaurisiko und die Ertragsschwankungen jedoch wesentlich höher ausfallen, weil chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Saatgutbehandlungen verboten sind. Drei Problembereiche sind hier zu nennen, die auch im konventionellen Maisanbau immer stärker an Bedeutung gewinnen:
- Vogelfraß – vor allem durch Saatkrähen – kann zu hohen Ausfällen führen.
- Tierische Schaderreger wie z. B. Drahtwurm, Saaten- und Fritfliege, die den Mais vorrangig in der Jugendentwicklung erheblich schädigen können.
- Beikrautregulierung, die durch vorbeugende und mechanische Maßnahmen umzusetzen ist.
Soll der Maisanbau gelingen, müssen Ökolandwirte besonders präventive ackerbauliche Strategien berücksichtigen, die man auch im konventionellen Maisanbau anwenden kann.
Erfolgreich mit späterer Saat
Das Kernziel ist, nach der Saat einen schnellen Aufgang und eine zügige Jugendentwicklung zu erzielen. Damit soll der Mais einen Wachstumsvorsprung gegenüber Beikräutern erreichen und widerstandsfähiger gegenüber Auflaufkrankheiten (z. B. Fusarien, Phytium sp., Rhizoctonia), tierischen Schaderregern und Vogelfraß werden.
Für einen schnellen Aufgang ist es entscheidend, dass der Boden zur Saat eine Temperatur von mindestens 10 bis 12 °C in einer Bodentiefe von 5 bis 6 cm erreicht hat. Besser ist es jedoch, erst unter noch wärmeren Bedingungen mit der Aussaat zu beginnen, wie die Übersicht verdeutlicht. Bei Bodentemperaturen von 10 °C vergehen rund 21 Tage von Aussaat bis zum Aufgang, bei 16 °C sind es nur noch sieben Tage.
Zu beachten ist dabei, dass sich besonders schwere Böden langsamer erwärmen. Das gilt auch für pfluglose Bewirtschaftung. Für die Aussaatplanung ist es daher wichtig, die Wetterprognosen im Blick zu behalten, um in eine anhaltend warme Phase hinein zu säen.
Frühe Saaten im April sind im Ökolandbau selten erfolgversprechend. Aussaaten Anfang Mai können zwar passen, aber auch hier ist der weitere Witterungsverlauf entscheidend. Häufig ist es besser, Ruhe zu bewahren und im Zweifel die Aussaat erst um Mitte Mai nach den Eisheiligen vorzunehmen.
Bei späteren Saaten im Mai müssen Sie aber berücksichtigen, dass bei der Sortenwahl die sichere Abreife vor den Ertrag zu stellen ist. Je nach Region sind dann besonders Sorten der frühen und der mittelfrühen Reifegruppe zu bevorzugen.
Das kalte Frühjahr 2021 zeigte in der Praxis sehr deutlich, welchen positiven Einfluss eine spätere Aussaat hat. Hier wurde es erst Ende Mai spürbar und anhaltend wärmer. Selbst Aussaaten um Mitte Mai brauchten im kalten Boden teils noch über zehn Tage, bis sie aufliefen. Dagegen zeigten Aussaaten in der letzten Maidekade, in der es sich deutlich erwärmte, ein zügiges Auflaufen innerhalb von fünf bis sieben Tagen sowie eine schnelle Jugendentwicklung.
Problemfall Bodenschädlinge
Eine Aussaat in einen nicht ausreichend erwärmten Boden kann den Keimprozess dagegen verlangsamen und den Feldaufgang verzögern. Folgen dann Pflanzenausfälle, liegt die Ursache oft bei tierischen Schaderregern.
Häufig handelt es sich um die Larven der Saaten- oder Wurzelfliege. Sie ernähren sich von Pflanzenrückständen, aber auch von keimenden Samen und bohren sich in die Körner. Anhaltende kühle Witterung, also ungünstige Keimbedingungen, fördern den Befall an den Maiskörnern. Die Fliegen bevorzugen frisch gepflügte Flächen mit einem hohen Anteil organischer Rückstände wie z. B. nach einer Stallmistdüngung im Frühjahr oder Flächen nach Kleegras- bzw. Zwischenfruchtumbruch.
Neben der Saatenfliege kann auch Drahtwurmbefall zu Pflanzenausfällen führen. Häufig sind einzelne Pflanzen bzw. Pflanzennester betroffen. Sie fangen an zu welken und bleiben im Wuchs zurück, weil der Drahtwurm an den Wurzeln oder auch im Pflanzeninneren frisst. Im späteren Verlauf sterben sie ab oder bleiben erheblich geschwächt. Sehr wirksam sind bei diesem Schaderreger ebenfalls spätere Saattermine und frohwüchsige Maissorten.
Maisanbau ohne Beizen bedarf mehr präventiver Maßnahmen.
Darüber hinaus ist Fritfliegenbefall ein zunehmendes Problem. Die erste Generation legt ihre Eier im Ein- bis Zweiblattstadium ab. Die Larven schlüpfen bereits wenige Tage später und fressen sich bis zum Vegetationspunkt der Maispflanzen durch.
Besonders betroffen sind Saaten, die erst zügig auflaufen, bei denen sich das Wachstum dann aber ab dem Zwei- bzw. Dreiblattstadium aufgrund kühler Witterung wieder deutlich verzögert. Gelingt es, den Aussaattermin in eine anhaltend warme Witterungsphase zu legen, in der der Mais ungehindert wachsen kann, könnte das auch den Fritfliegenbefall verringern. Bereits ab dem Vierblattstadium legt die Fritfliege ihre Eier nicht mehr am Mais ab.
Alternative Saatgutbehandlungen wie Nährstoffbeizen oder Elektronenbehandlungen halten in der Praxis oft nicht, was sie versprechen, zumal die Wirkung häufig stark von den Umwelt- und Anwendungsbedingungen abhängt.
Strategien gegen Vogelfraß
Im ökologischen Maisanbau stellt der Vogelfraß insbesondere durch Saat- und Rabenkrähen das größte Problem dar. Es kann zu erheblichen Pflanzenausfällen bis hin zu Totalschäden kommen. Gefährdet ist der Mais bis etwa zum 4-Blattstadium.
Seit dem Wegfall von Mesurol hat das Problem auch im konventionellen Maisanbau zugenommen. Aktuell stehen zwar entsprechende Beizausstattungen wie z. B. Korit zur Verfügung, eine Umfrage des Deutschen Maiskomitees (DMK) zeigt dennoch, dass im Jahr 2020 rund 16 % der bundesweiten Maisanbaufläche durch Vogel- und Wildfraß geschädigt wurde.
Um dem entgegenzuwirken, kursieren eine Vielzahl von Strategien. Bislang gibt es aber keine verlässlichen Gegenmaßnahmen, um den Vogelfraß sicher zu verhindern. Daher hat vor allem der Mais Vorteile, der durch zügiges Auflaufen schnell das Vierblattstadium erreicht.
Sortenspezifische Aussaatstärke wählen
Neben dem Saattermin spielt auch die Aussaatstärke eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Hierbei empfiehlt es sich, die sortenspezifischen Angaben der Züchter zu berücksichtigen. Je nach Sortengenetik reagieren einige Sorten mehr, die anderen weniger mit Ertragsreaktion auf nicht optimale Bestandesdichten.
Neben den Sorteneigenschaften ist der Standort und damit die Wasserverfügbarkeit von entscheidender Bedeutung. Sind die Schlaggegebenheiten verschieden, lohnt es sich durchaus, die Aussaatstärken anzupassen. Versuche haben gezeigt, dass bei einer an Standort und Sorte angepassten Saatstärke Mehrerträge von 8 % zu realisieren sind. Erfolgt die Bemessung der Saatstärke teilflächenspezifisch, lassen sich sogar 10 % Mehrertrag erzielen.
Ist der Einsatz des Zinkenstriegels zur mechanischen Unkrautregulierung im Nachauflauf vorgesehen, sind Kulturpflanzenverluste durch den Striegel nicht auszuschließen. Daher kann es sinnvoll sein, die standorttypische Saatstärke um etwa 5 bis 15 % anzuheben. Eine Erhöhung in ähnlicher Größenordnung kommt auch in Betracht, wenn mit einem starken Druck durch tierische Schaderreger oder Vogelfraß gerechnet werden muss.