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Sonnenblumenöl aus regionalem Anbau

In mehr als 90% der Produkte der „Naba Feinkost“ ist Sonnenblumenöl. 70% der Sonnenblumen kommen aus regionalem, ökologischen Anbau. Das ist allerdings nicht immer einfach und teurer als Importware.

Lesezeit: 7 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst auf www.f3.de

Regionalität in der Lebensmittelwertschöpfungskette ist derzeit Trendthema. Dennoch gestaltet sich die praktische Umsetzung vielerorts schwierig. Das Unternehmen „Naba Feinkost GmbH” aus Thüringen produziert Aufstriche, Suppen, Eintöpfe und Salat-Bowls als Bio-Fertigkost und vermeldete kürzlich, dass es nun im Sinne einer möglichst regionalen Rohstoffbeschaffung auch auf eigenen Flächen Bio-Rohstoffe wie Sonnenblumen oder Sojabohnen herstellt und verarbeitet.

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Das Interview

f3 - farm. food. future: Welche Kulturen werden auf wie viel Hektar angebaut?

Donata von Reiche:Auf rund 500 ha wurden in diesem Wirtschaftsjahr 150 ha Sonnenblumen, 120 ha Sojabohnen, 70 ha Mais, 80 ha Weizen, 60 ha Gerste und 15 ha Kichererbsen kontrolliert biologisch angebaut. Im nächsten Wirtschaftsjahr soll auch der Anbau von Erbsen und Linsen erfolgen, die vollständig bei der Naba verarbeitet werden.

Welche Produkte werden aus ihnen hergestellt?

Von Reiche: Die Naba stellt insgesamt über 300 verschiedene Produkte her, v.a. vegane und vegetarische Brotaufstriche, Fertiggerichte und Eintöpfe, Suppen, verschiedene Saucen wie z.B. Reissaucen, Grillsaucen, Tomaten- bzw. Pastasaucen, Pestos, Dips und Dressings. Diese und noch viele andere Produkte mit unterschiedlichen Zutaten bzw. Rezepturen und in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Da fast in allen Produkten Sonnenblumenöl enthalten ist, ist die Anzahl der teilweise aus eigenem Anbau hergestellten Naba Produkte sehr hoch.

Bleiben wir beim Beispiel Sonnenblumen und blicken auch auf Soja: Reichen die heimischen Erträge schon für die Produktion der aus ihnen hergestellten Produkte oder muss noch zugekauft werden?

Von Reiche: Bei Soja übersteigen die heimischen Erträge den Bedarf der Naba. Bei Sonnenblumen benötigen wir für Sonnenblumenöl und Sonnenblumenkerne bei der Naba sehr große Mengen. In mehr als 90% unserer Produkte wird Sonnenblumenöl eingesetzt. 70% des Bedarfs an Sonnenblumenöl werden regional hergestellt. 30% kaufen wir aus Südeuropa, wobei dieser Anteil ab der Ernte 2022 auf unter 20% reduziert werden soll. Die Anbaufläche für Sonnenblumen wurde dieses Jahr durch die Zusammenarbeit mit einem benachbarten Landwirt auf 280 ha erhöht. Aufgrund der erfreulich guten Ernte werden daraus ca. 340 bis 380 t Sonnenblumenöl hergestellt.

Regionale Produktion kostet

Die Kosten der regionalen Herstellung liegen gut 25 % über den Kosten der Herstellung in Südeuropa." - Donata von Reiche

Kann die regionale Produktion kostenseitig mit den importierten Produkten mithalten? Verraten Sie uns Zahlen zu den Einkaufspreisen vs. den eigens produzierten Rohstoffen?

Von Reiche:Nicht ganz. Die Kosten der regionalen Herstellung liegen gut 25 % über den Kosten der Herstellung in Südeuropa. Wir sparen zwar Transportwege und -kosten und durch die Direktbelieferung aus eigener Herstellung auch Handelsmarge auf die Importe. Dennoch zahlen wir am Ende „drauf“, als wenn wir die Ware importieren würden – sowohl finanziell betrachtet als auch was den generellen Mehraufwand betrifft. Das ist es uns jedoch wert.

Wenn allein die Sojabohnen nicht mehr importiert werden müssen, spart das Transportwege und damit CO2. Welche ackerbaulichen Herausforderungen bringt der Anbau der Leguminose mit sich? Gibt es ein Fazit aus dem Anbau?

Von Reiche:

Hierzu habe ich Sebastian Nuscheler vom Betrieb Landgut Nuscheler befragt, mit dem wir im Ackerbau eng zusammenarbeiten und der ein echter Experte beim ökologischen Sojaanbau ist.Grundsätzlich ist Sojaanbau sehr anspruchsvoll. Der ökologische Anbau bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich. Zunächst muss der richtige Saattermin bestimmt werden. Meist liegt er zwischen dem 25. April und 15. Mai. Bei einer zu frühen Aussaat besteht das Risiko von Nachtfrösten, die der jungen Pflanze erheblichen Schaden zufügen können. Bei einer zu späten Aussaat steigt das Risiko einer nicht rechtzeitigen Abreife der Sojapflanze.

Verpasst man den Termin mit Striegel und Hacke, ist es fast unmöglich die Beikräuter noch in den Griff zu bekommen." - Donata von Reiche

Gerade zu Beginn des Wachstums der Pflanze ist es wichtig, punktgenau mit der mechanischen Unkrautbekämpfung zu beginnen. Die Sojabohne wird mit einer Einzelkornsämaschine auf 45cm Reihenabstand gedrillt. Die Zwischenräume bieten erhebliches Potenzial für jegliche Unkräuter, zumal die Sojabohne sehr konkurrenzschwach ist. Verpasst man den Termin mit Striegel und Hacke, ist es fast unmöglich die Beikräuter noch in den Griff zu bekommen.

Bei der Ernte muss man ebenfalls einige Aspekte beachten: Der Schotenansatz der Sojabohne ist meist sehr tief, sodass ein gängiges Schneidwerk nicht das Mittel der Wahl ist. Hierfür gibt es sogenannte Flexschneidwerke, die sich den Unebenheiten des Bodens optimal anpassen und somit möglichst alle Schoten der Pflanze geerntet werden. Die Zeitfenster zum Erntetermin - meist Mitte bis Ende Oktober - sind anders als zu Ernteterminen beispielsweise beim Weizen im August kürzer. Die Tageslänge nimmt ab und so hat ein normaler Erntetag im Oktober nur noch 4 bis 6 Stunden, statt 10 bis 12 Stunden wie im August. Bei der Einstellung des Mähdreschers ist Fingerspitzengefühl gefragt. Auf der einen Seite sollte man den Mähdrescher nicht zu scharf einstellen, sonst entsteht Bruchkorn, das für die weitere Verarbeitung unbrauchbar ist. Auf der anderen Seite sollte die Erntemaschine genauso wenig zu „lasch“ eingestellt sein, sonst findet man unausgedroschene Hülsen im Korntank, was nichts anderes als verschenkter Ertrag bedeutet.

Wir haben im Erntejahr 2021 die Sojabohne zum ersten Mal angebaut und werden mit den diesjährigen Erfahrungen im nächsten Jahr unsere Sojabohnenproduktion entsprechend verändern und anpassen.

Und was ist mit Jackfruit oder Quinoa?

Laut Pressemeldung verarbeitet Naba die Produkte auch selbst: Wie schätzen Sie die Infrastruktur in der Verarbeitung ein? Sind die Mühlen der Region auf die vermehrt aufkommenden Nischenkulturen wie Soja, Erbsen, Linsen und Co bereits gut eingestellt? Oder muss die Wertschöpfungskette im „mittleren Teil” auch erst wieder aufgebaut werden?

Von Reiche:Die Aufbereitung unserer Ernte erfolgt durch die etwa 20 km von unserem Betrieb entfernte Saatgut und Agrarservice Beesenstedt bei Halle/S. Dieses Unternehmen gehört zum Landgut Nuscheler, mit dem wir seit 30 Jahren in einer „Crop-Sharing-Partnerschaft“ sehr gut zusammenarbeiten. Für die Aufbereitung der Sonnenblumenernte wurden umfangreiche Investitionen in dem Partner-Betrieb realisiert, die zukünftig auch noch größere Kapazitäten als den Bedarf der Naba abdecken können.

Sie bieten im Sortiment durchaus exotische Produkte mit Zutaten wie Jackfruit, Quinoa, Superfoods wie Lupine oder Hanf sowie Kokosnuss an: wie lässt sich der Wunsch nach mehr Regionalität mit dem nach einer möglichst breiten Produktpalette vereinen?

Von Reiche:Unsere Produkte leben auch von der Vielfalt, was die Natur an unterschiedlichsten Rohstoffen zu bieten hat. Unser Sortiment wäre nicht das Gleiche, wenn wir es ausschließlich aus regionalen Rohstoffen entwickeln würden und so ist Regionalität nicht unser Haupt-USP. Dennoch finden wir es sehr wichtig, uns in diesem Thema im Rahmen unserer Möglichkeiten zu engagieren und gehen deshalb diesen Schritt mit dem eigenen Anbau. Darüber hinaus konzentrieren wir uns beim Einkauf generell auf die Beschaffung mit dem kürzesten Transportweg und gucken, dass so viel wie möglich aus Europa kommt.

Beim Thema Superfoods sind wir auch im Wandel: so haben wir bei Nabio z.B. Brotaufstriche mit dem Superfood Goji aus dem Sortiment genommen und einen Aufstrich entwickelt mit dem Superfood Hanf. Lupine und Hanf könnten wir gegebenenfalls nach Versuchen auch selbst anbauen und somit diese Superfoods auch regional erzeugen. Mit Jackfruit und Kokosnuss wird das wohl nicht funktionieren, wobei eine Belieferung aus Südeuropa - anstelle aus Asien - möglich ist.

Kosten und Kommunikation

Wie schaffen Sie es, dem Verbraucher den Mehrwert einer regionalen Wertschöpfungskette zu verdeutlichen? Wie und wo kommunizieren Sie sie?

Donata von Reiche

Aktuell konzentrieren wir uns bei der Kommunikation auf unseren Social Media Kanal, unsere Website und klassische Pressearbeit und haben die Kommunikation noch nicht auf die Produkte ausgeweitet, was in Zukunft jedoch in Planung ist. Ob dies in Form eines Siegels oder als einfache Subline erfolgt, ist noch nicht beschlossen

Können oder müssen Sie einen Aufpreis für die regional hergestellten Produkte veranschlagen? Wenn ja, um wie viel liegt der höher?

Von Reiche:Produkte, die aus einem höheren Anteil regional hergestellter Rohstoffe bestehen, haben in Abhängigkeit von der Rezeptur häufig auch höhere Herstellungskosten. Allerdings gibt es keine allgemein gültigen Aussagen zur Auswirkung auf den Preis der Endprodukte.

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