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topplus EU-Zoll abschaffen?

Preisexplosion bei Stickstoffdünger - DBV und IVA streiten über die Gründe

BASF hat den Ammoniakausstoß gedrosselt, nachdem schon Yara die Produktion gekürzt hatte. Der DBV fordert nun die sofortige Abschaffung der Zölle auf Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL).

Lesezeit: 4 Minuten

Die EU-Zölle auf flüssige Stickstoffdünger sind dem Deutschen Bauernverband (DBV) mit Blick auf die galoppierenden Düngerpreise ein Dorn im Auge. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken forderte die Bundesministerien für Wirtschaft und Landwirtschaft deshalb auf, sich bei der EU-Kommission für eine Aussetzung der im Jahr 2019 verhängten Antidumpingmaßnahme einzusetzen.

Die Zölle auf Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) aus Russland, Trinidad und Tobago sowie den Vereinigten Staaten habe Brüssel seinerzeit mit der Subventionierung des Erdgaseinsatzes in den Herstellerländern begründet, erinnerte Krüsken die beiden Staatssekretäre, Dr. Ulrich Nußbaum und Beate Kasch, in einem gleichlautenden Schreiben.

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Den deutschen Landwirten würde es mit Blick auf die Herausforderungen durch die Düngeverordnung und das Precision Farming helfen, wenn durch eine Aussetzung der Zölle wieder ein wirksamer Wettbewerb auf dem Markt für flüssige Stickstoffdünger hergestellt werde.

Aus Sicht des DBV ist die Antidumpingmaßnahme infolge einer Beschwerde der europäischen Düngemittelindustrie von der EU-Kommission aus Gründen eingeführt worden, die heute nicht mehr von Belang sind.

Die Notierungen für Stickstoffdünger seien aufgrund einer weltweit steigenden Nachfrage sowie höherer Gas- und Seefrachtpreise in den vergangenen Monaten drastisch nach oben gegangen. Die Rohstoffpreise seien im gleichen Zeitraum aber nicht annähernd so stark angestiegen. Deshalb sei davon auszugehen, dass die 2019 bei der Kalkulation der Steuer gesetzte Zielstellung erreicht worden sei, nämlich der EU-Industrie nach Zolleinführung einen Gewinn von 10 % und zusätzliche Umweltkosten von 3,8 % zu ermöglichen.

Preiserhöhungen kaum mehr darstellbar

Die im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Düngerproduzenten hielten dagegen: „Die unfaire Subventionierung von Erdgas für Produzenten in diesen Ländern existiert weiterhin, und die Benachteiligung europäischer und deutscher Hersteller nimmt durch die weiter steigenden Kosten für Erdgas, Logistik und durch klimapolitische Maßnahmen zu“, argumentierte Dr. Sven Hartmann, der beim IVA die Fachbereiche Pflanzenernährung und Biostimulanzien leitet. Die hohen Düngemittelpreise seien auf diese Aspekte zurückzuführen.

Der IVA wies am vorigen Freitag darauf hin, dass bei der Herstellung von Ammoniak und Stickstoffdüngemitteln Erdgas sowohl als Rohstoff wie auch als Energiequelle von entscheidender Bedeutung sei. Die rekordhohen Erdgaspreise stellten die Düngemittelindustrie vor große Herausforderungen, insbesondere in Verbindung mit den stark gestiegenen Preisen für CO2-Zertifikate im Emissionshandel.

Zusammengenommen lasse dies eine betriebswirtschaftlich vernünftige Erzeugung von Ammoniak derzeit nicht zu, denn Folgeprodukte wie Stickstoffdünger seien bereits auf einem hohen Preisniveau, und Kostensteigerungen könnten nur sehr begrenzt an die Endkunden weitergegeben werden, so der Industrieverband. Dies habe bereits zu Produktionskürzungen bei Ammoniak im In- und Ausland geführt.

Appell an die Politik

Die im IVA sowie dem europäischen Dachverband Fertilizers Europe organisierte Düngemittelindustrie appellierte deshalb an die Bundesregierung und die EU-Kommission, eine ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Erdgas mit hoher Priorität sicherzustellen.

Mit Blick auf die klimapolitischen Ziele der EU sowie der Mitgliedstaaten stehe die chemische Industrie im Allgemeinen und die Ammoniak- und Düngemittelindustrie im Besonderen vor gewaltigen Herausforderungen. Um eine treibhausgasneutrale Produktion zu erreichen und CO2-freien, grünen Ammoniak zu produzieren, müssten ausreichende Mengen an grünem Wasserstoff verfügbar sein und Produktionsanlagen umgebaut werden. Dies könne aber nur gelingen, wenn die Hersteller die notwendigen Investitionskosten erwirtschaften könnten und nicht durch einen ungleichen Wettbewerb aus dem Markt gedrängt würden.

Auf Anfrage von AGRA-EUROPE äußerte sich die EU-Kommission bis zum Redaktionsschluss am vorigen Freitag nicht dazu, ob ein vorübergehendes Aussetzen der Antidumpingmaßnahmen auf flüssigen Stickstoffdünger ins Auge gefasst werde.

Weniger Ammoniak aus Ludwigshafen

Unterdessen gab in der vorigen Woche auch die BASF AG bekannt, den Ammoniakausstoß gedrosselt zu haben, nachdem zuvor bereits Yara International die Produktion gekürzt hatte. Aufgrund des jüngsten Anstiegs der Erdgaspreise hätten sich die Bedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb einer Ammoniakanlage in der Region erheblich verschlechtert, heißt es in einer Presseverlautbarung des größten deutschen Chemiekonzerns.

Konkret betroffen von der Produktionskürzung sind die Standorte Ludwigshafen und Antwerpen. Wie stark diese ausfällt, wollte BASF nicht mitteilen. Man wolle „die Entwicklung der Gaspreise aber stetig beobachten und die Ammoniakproduktion entsprechend anpassen“.

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