Das Thüringer Umwelt- und das Agrarministerium haben ihren Streit um die dringend erforderliche Bekämpfung der Feldmäuse mit einem Kompromiss beigelegt. Können Bauern eidesstattlich nach einer eigenen Prüfung ihrer Schläge versichern, dass auf ihren Feldern keine Feldhamster vorkommen, dürfen sie Giftköder einsetzen, meldet der MDR. Sie brauchen keinen Gutachter mehr bestellen!
Den Einsatz der Giftköder müssen die Bewirtschafter aber weiterhin beim Landesamt für Landwirtschaft anzeigen. Das Amt hilft auch, wenn man unsicher ist, ob Hamster da sind.
Der Kompromiss beendet den Zwist innerhalb der rot-rot-grünen Koalition – wir berichteten. Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) bestand zunächst auf die Pflicht zur Bestellung eines Gutachters für jeden Betrieb, der nachschaut, ob es Hamster gibt. Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) hatte dagegen auf Ausnahmeregelungen gedrängt.
Lieber @mariovoigt, die Kritik, dass fachlicher Austausch mit dem Ziel divergierende Interesse im Sinne von #Landwirtschaft und #Naturschutz manchmal länger dauert als man sich das in der Opposition wünscht, ist verständlich. Die #Lösung ist aber gefunden und gilt ab sofort. https://t.co/I3ttEYAFzf pic.twitter.com/24ln0YPNoB
— Benjamin-Immanuel Hoff 🇪🇺 🚩✡️ (@BenjaminHoff) October 6, 2020
Dialog @AnjaSiegesmund mit Landwirtschaft zu Aussaat, Mäuse und Hamstern. Unterstützung und Entschädigung bei Schäden: JA. Hamster-Bedrohung durch Gift im Lebensraum: NEIN #Artenschutz auf Acker im Kabinett @thueringende - Demo davor @NABU_Thueringen @BUNDth @BauernverbandTH pic.twitter.com/m6hqP4d0ns
— TMUEN (@UmweltTH) October 6, 2020
Einigung zu spät, Saat ist im Boden
Erleichtert reagierte Bauerverbandspräsident Klaus Wagner. Er hätte sich einen solchen Beschluss nur schon früher gewünscht. Denn die Regelung komme nun für einen großen Teil des im Herbst ausgesäten Rapses zu spät. Die Mäuse hätten teilweise schon ein Drittel der Flächen abgefressen. Das sei ein immenser wirtschaftlicher Verlust für die Betriebe, sagte Wagner.
TBV: „BUND und NABU machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt“
Warum sich Siegesmund so schwer mit der Mäusebekämpfung tut, zeigte sich vor den Beratungen am Dienstag vor der Thüringer Staatskanzlei. Hier demonstrierten BUND und NABU für den Schutz des Feldhamsters und gegen den Einsatz von Rodentiziden zur Bekämpfung der Feldmausplage.
Das zeigt aus Sicht des Thüringer Bauernverbandes (TBV) einmal mehr, das die Umweltverbände alle Fakten ignorieren, wenn sie nicht in ihr Weltbild passen: „Anders als BUND und NABU behaupten, ist beim sachgerechten verdeckten Ausbringen von Rodentiziden kein Schaden bei Feldhamstern oder Greifvögeln zu befürchten. Das bestätigen sowohl das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit als auch das staatliche Julius-Kühn-Institut eindeutig“, so Katrin Hucke, Hauptgeschäftsführerin des TBV.
„Es gibt auch keine Belege, dass Fressfeinde Feldmauspopulationen regulieren oder Schäden an Kulturpflanzen hinreichend verhindern würden“, so Hucke weiter. „Die Umweltverbände handeln hier wie Pippi Langstrumpf und machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Das ist kein Umweltschutz, sondern schlicht weltfremd“, so die Kritik der Hauptgeschäftsführerin.
Am Ende ist es spät gelungen, eine Lösung zu finden, die den Landwirt*innen hilft, die Feldmäusekalamität zu bewältigen. Wir werden aber auch den Hamsterschutz verstärken. Es bleibt dabei, es geht nur im Dialog, nicht gegeneinander. @TMIL_Thueringen @UmweltTH @BauernverbandTH pic.twitter.com/0C30d9rSM1
— Torsten Weil (@Torsten_Weil) October 6, 2020