Im Jahr 2018 wurden in Deutschland auf insgesamt 475.000 ha Leguminosen zur Ganzpflanzenernte (wie etwa Luzerne und Klee) und Hülsenfrüchte zur Körnergewinnung angebaut, ist einer Antwort der Bundesregierung zum Eiweißpflanzenanbau in Deutschland zu entnehmen. Das ist ein Anteil von 4 Prozent an der Ackerfläche von 11,8 Mio. ha in Deutschland. „Je nach Region sind jedoch Anbaupotentiale von 10 Prozent und mehr denkbar“, moniert die Agrarsprecherin der Linken, Kirsten Tackmann, die die Anfrage an die Bundesregierung gestellt hatte.
Mehr Ökolandbau heißt auch mehr Leguminosen
Allerdings hat sich seit der Einführung des Greenings im Jahr 2014 die Anbaufläche von Leguminosen in Deutschland verdoppelt, schreibt das BMEL. Vor allem bei Ackerbohnen wurde der Anbau ausgeweitet, im Vergleich von 2010 zu 2018 um 239 Prozent. Sojabohnen haben seit 2016 ihre Anbaufläche um mehr als 50 Prozent steigern können. Der vermehrte Anbau von Hülsenfrüchten zur Körnergewinnung findet seit 2010 insbesondere in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern statt. Doch die Steigerungen finden alle auf einem relativ kleinen Flächenniveau statt. Und mit dem ab 2018 verhängten Verbot von chemischen Pflanzenschutzmitteln für den Eiweißpflanzenanbau auf ökolgischen Vorrangflächen hat es nochmal einen Rückschlag gegeben. Die Anbaufläche mit Leguminosen zur Ganzpflanzenernte, vor allem Luzerne und Kleegras, ist im Vergleich zu 2009 um 11 Prozent auf 28.600 ha angestiegen. Geht man davon aus, dass in ökologischen Fruchtfolgen rund 20 bis 30 Prozent Leguminosen zur Stickstofffixierung angebaut werden, lässt dies erwarten, dass der Anstieg des Leguminosenanbaus teilweise auch auf die positive Entwicklung der Ökolandbaufläche zurück zu führen ist, schlussfolgert das BMEL.
Netzwerke für Soja, Lupine, Erbse/Bohne und Klee/Luzerne
Im Dezember 2012 hatte die Bundesregierung ihre Eiweißpflanzenstrategie veröffentlicht, ab 2014 erhielt sie einen eigenständigen Finanzierungstitel im Haushalt des BMEL. Derzeit liegt dieser bei jährlich 6 Mio. €. Drei Demonstrationsnetzwerke für Soja, Lupine und für Erbse/Bohne haben sich mittlerweile etabliert. Bis 2020 soll noch ein viertes Demonstrationsnetzwerk für feinsamige Leguminosen (z. B. Klee, Luzerne) hinzukommen. Im Koalitionsvertrag hatten CDU, CSU und SPD im letzten Jahr vereinbart, die Eiweißpflanzenstrategie weiterzuentwickeln. Das BMEL legt in seiner Antwort dar, dass diese Weiterentwicklung nicht an konkreten Vorhaben gebunden ist, sondern kontinuierlich verlaufe.
Selbstversorgung mit heimischem Eiweiß noch illusorisch
Eine vollständige Versorgung der Tierbestände in Deutschland mit heimischen Eiweißfuttermitteln ist derzeit noch illusorisch. „Bei derzeitigem Tierbestand wären zusätzlich mind. 1,8 Millionen ha Ackerfläche für den Anbau mit Eiweißpflanzen erforderlich“, schreibt das BMEL. Unter der Annahme, dass die derzeit ohnehin nur sehr geringen Ackerbrachen hierfür nicht zur Verfügung stehen, würde der Anbau der Eiweißpflanzen auf vorhandenem Ackerland erfolgen müssen und damit andere Kulturen verdrängen, so das BMEL weiter.
Ackerbaustrategie soll Eiweißpflanzen berücksichtigen
Als Gründe für die vergleichsweise geringe Anbaufläche von Leguminosen gibt das BMEL an niedrigere Erträge im Vergleich zu den Konkurrenzfrüchten Getreide, Mais, Zuckerrüben und Raps an, ein komplexeres Anbaumanagement, stärker schwankende Erträge und mangelnde Vermarktungs- und Aufbereitungsmöglichkeiten an. Der Leguminosenanbau soll allerdings Thema in der Ackerbaustrategie sein, kündigt das BMEL an. Diese soll im Herbst 2019 veröffentlicht werden. Aussagen zu konkreten Maßnahmen für den Eiweißpflanzenanbau will das BMEL zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht machen.
Linke bewertet bisheriges Engagement mit mangelhaft
Die Linke hält die Eiweißstrategie der Bundesregierung für halbherzig. „Trotz Verabredung zur Weiterentwicklung der Eiweißpflanzenstrategie im Koalitionsvertrag von Union und SPD kann die Bundesregierung keinen Plan vorlegen“, sagte Dr. Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion. Sie kritisiert vor allem, dass das BMEL über die künftige Rolle des Eiweißpflanzenanbaus bei der Diskussion der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2020 nichts sagt. Tackmann hält das Engagement der Bundesregierung zur Reduzierung der Lücke bei der Versorgung der Tierbestände mit Eiweißfuttermitteln aus einheimischem Anbau für unzureichend. Der schleppende Zuwachs beim einheimischen Anbau führe dazu, dass immer noch ein gleichbleibend großer Teil der Eiweißfuttermittel importiert und damit die benötigte Fläche in den Exportländern beansprucht werde.
Eiweißpflanzen haben hohe Akzeptanz in der Gesellschaft
Eine Fruchtfolge mit einem hohen Anteil an Leguminosen würde die oft sehr enge Fruchtfolge erweitern, die Biodiversität stärken und kommt bestäubenden Insekten als wichtigem Teil des Ökosystems zugute, wirbt Tackmann für den Anbau. Eine Stärkung der heimischen Produktion von Eiweißpflanzen würde auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft verbessern, glaubt sie. „Wenn die Bundesregierung nur überprüft, anpasst und ankündigt ist das keine Strategie, sondern vollkommen unzureichend“, sagte sie.
von Hans-Gottfr. Gresshöner
Leguminosen sind so unwirtschaftlich nicht
Bohnen,Erbsen rechnen sich,wenn man Vielfältige Fruchtfolge mit 10% Leguminosenanteil wählt und als Alternative Zuckerrüben oder Biogassilomais anbauen könnte.
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von
Sojabohnen sind kein Eiweißfutter
Sojabohnen sind kein Eiweißfutter, man müsste in den Anbaugebieten Extraktionsmühlen bauen! Unsere getoasteten Sojabohnen ersetzen kein Sojaextraktionsschrot in unserer Ration. Oder gibt es in Deutschland Extraktionsmühlen?
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von Christian Bothe
Soja
Warum soll man selbst Eiweissfutter anbauen,wenn ich Soja billiger einkaufen kann und das mit höheren RP-Gehalt als Erbsen und Bohnen.Alles andere ist doch betriebswirtschaftlicher Unsinn gerade bei industrieller Schweinemast. Was den hiesigen Anbau von Soja betrifft,sollte man das ... mehr anzeigen machen wenn klimatisch machbar und man hat non GVO Soja für die Milchproduktion (Mitteldeutschland). weniger anzeigen
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von Heinrich Esser
@Hertel
Weil's billiger ist
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von Gerald Hertel
@ Esser
Und warum wird dann Palmöl importiert, wo wir reichlich Raps anbauen können?
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von Heinrich Esser
@Meyer
Sie wissen hoffentlich selbst, dass ihr Vergleich hinkt. Bananen wachsen hier aufgrund des Klimas nicht, während Leguminosen dies sehr wohl tun. Der für mich einzige Grund weiter auf Sojaimporte zu bestehen, liegt darin die Futterkosten so gering zu halten und weiter für den Weltmarkt ... mehr anzeigen produzieren zu können. Was für die meisten deutschen Betriebe natürlich der vollkommen falsche Weg ist. Eine Ausweitung der hiesigen Eiweißproduktion würde nicht nur klimafreundlicher sein, sondern auch für mehr Akzeptanz für Mastbetriebe sorgen. weniger anzeigen
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von Paul Siewecke
Aber warum ...
hat man dann erst die Leguminosen-Prämie abgeschafft?
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von Hans-Heinrich Meyer
Träumerei
Ich kann auch den Bananenanbau in Deutschland fördern. Wäre doch auch "sinnvoll "bezüglich Transport Selbstversorgung etc. Ist aber eben nicht sinnvoll. Genauso ist das mit den Leguminosen. Habe es selber ausprobiert. Erträge sind verglichen mit den Alternativen viel zu gering. ... mehr anzeigen Lasst doch die Bananen und Leguminosen dort wachsen wo sie von der Natur bevorzugt gedeihen. weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Herbizidverbot kontraproduktiv
Es könnte deutlich mehr Erbsen, Ackerbohnen und Sojabohnen geben, wenn auf Greeningflächen wenigstens ein Vorauflauf-Herbizideinsatz erlaubt wäre.
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