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Umweltinstitut München: Bundesinstitut verharmlost Gefahren von Glyphosat in Bier

Die Pressemeldung des Umweltinstituts München zu angeblichen Glyphosat-Rückständen in Bier hat zu vielfältigen Reaktionen geführt, unter anderem von Seiten des Deutschen Brauer-Bundes und des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Pressemeldung des Umweltinstituts München zu angeblichen Glyphosat-Rückständen in Bier  hat zu vielfältigen Reaktionen geführt, unter anderem von Seiten des Deutschen Brauer-Bundes und des Bundesinstituts für Risikobewertung.


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Zur BfR-Stellungnahme erklärte Karl Bär, Referent für Agrarpolitik beim Umweltinstitut: „Es ist erschreckend, dass ausgerechnet eine für Verbraucherschutz zuständige Bundesbehörde die Gefahren von Glyphosat herunterspielt. Wenn ein Stoff mit hoher Wahrscheinlichkeit krebserregend ist, haben auch geringe Mengen bereits das Potenzial, Schaden anzurichten. Eine sichere tägliche Aufnahmedosis kann dann nicht benannt werden. Die Behauptung des BfR, man müsse schon 1000 Liter Bier trinken um eine gefährliche Menge Glyphosat aufzunehmen, ist geschickte Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der chemischen Industrie.“


Die Position des BfR basiert auf der Einschätzung des Bundesinstituts, Glyphosat wäre nicht krebserregend. Das BfR widerspricht damit laut dem Umweltverein der Einstufung der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation, die den Stoff als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ einstuft, heißt es.


Das Umweltinistitut zitiert hierzu aus einer Erklärung renommierter Wissenschaftler: „Wir haben diese beiden unterschiedlichen Urteile über die krebserregende Wirkung von Glyphosat bei Menschen untersucht und kommen zu dem Ergebnis, dass das Urteil der Arbeitsgruppe der IARC bei weitem glaubwürdiger ist. [...] Im Gegensatz dazu ist das Urteil des BfR nicht glaubwürdig, weil sie sich nicht auf Beweise stützt und nicht in einem offenen und transparenten Vorgehen zu Stande gekommen ist.“


Die Quantifizierungsgrenze für die in der Untersuchung des Umweltinstituts verwendete ELISA-Methode beträgt nach Angaben des beauftragten Labors 0,075 Mikrogramm pro Liter (µg/l). Das entspricht 0,075 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) oder 75 Nanogramm pro Liter (ng/l). Die drei Biere, in denen die höchsten Messwerte gefunden wurden, hat das Institut bei einem anderen Labor, das die LC-MS/MS-Methode benutzt, gegenprüfen lassen. Diese Methode, die auch vom BfR verwendet wird, hat eine deutlich höhere Quantifizierungsgrenze von 10 ng/ml bzw. 10.000 ng/l. Bei diesem Quertest haben sich die früheren Testergebnisse bestätigt.


Marike Kolossa, Leiterin des Fachgebiets gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung im Umweltbundesamt sagte dazu der FAZ: „Mit der Elisa-Methode gemessene und dann mit der LC-MS/MS-Methode bestätigte höhere Werte können als nachgewiesen gewertet werden.“


Das Umweltinstitut wehrt sich auch gegen Vorwürfe des Deutschen Brauer-Bundes, man habe ein „Ranking“ der getesteten Biersorten vorgenommen. Es sei nicht das Ziel der Veröffentlichung, Bier bestimmter Marken oder aus bestimmten Regionen auf- oder abzuwerten, so die Umweltschützer. In der Veröffentlichung seien die Biere bewusst nicht nach den gemessenen Glyphosatwerten, sondern nach den Verkaufszahlen der Biermarken sortiert. Ferner heißt es dazu wörtlich im Hintergrundpapier: „Die hier veröffentlichten Werte geben […] lediglich die Belastung der jeweils untersuchten Charge wieder und erlauben keine generelle Aussage über die Belastung des Bieres einer bestimmten Marke.“


Das Umweltinstitut hat nach eigener Aussage auch nie behauptet, dass Braugerste kurz vor der Ernte mit Glyphosat behandelt wird, um die Ernte zu erleichtern („Sikkation“). In der Veröffentlichung heißt es dazu wörtlich: „Bei Getreide, das für Brauzwecke vorgesehen ist, ist der Einsatz von Glyphosat zur Beschleunigung des Reifeprozesses kurz vor der Ernte (die sogenannte „Sikkation“) verboten, da die Keimfähigkeit des Getreides sonst stark eingeschränkt wäre und sich daraus kein Malz mehr gewinnen ließe.“


Erfreulich seien laut Bär die ersten Reaktionen von Brauereien, die nach der Veröffentlichung ihre eigenen Biere genauer testen lassen und beim Kauf von Rohstoffen in Zukunft noch genauer hinsehen wollen. Das gemeinsame Ziel von Verbraucherschützern und Brauereien sollten saubere, gut und fair produzierte Lebensmittel sein.


Da das auch eine Aufgabe der Politik ist, unterstütze das Umweltinstitut ausdrücklich die Bitburger Brauerei, die sich zur anstehenden Neuzulassung von Glyphosat folgendermaßen äußerte: „Demnächst entscheidet die EU-Kommission über die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in der Landwirtschaft um weitere 15 Jahre. Wir hoffen, dass die Politiker eine Entscheidung im Sinne der Verbraucher in Europa treffen werden.“


Hintergrund:

Kontroverse um Glyphosat und Bier (25.2.2016)

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