Schlechte Getreideernte 2025?

Umweltminister Schneider: Derzeitige Trockenheit ist eine Naturkatastrophe

Die Dürre wird langsam bei uns zum Problem. Umweltminister Schneider kündigt die Vorlage von Umsetzungsprogrammen an. Und die Bauern befürchten eine neue Missernte. Noch halten die Preise.

Lesezeit: 4 Minuten

Für Bundesumweltminister Carsten Schneider ist die derzeitige Trockenheit in Deutschland eine Naturkatastrophe. Im Interview mit dem Fernsehsender phoenix sagte der SPD-Politiker: "Wir haben zum ersten Mal mit so einer hohen, großen Trockenheit und Niedrigständen im Mai bereits zu tun."

Das führe zu Einschränkungen der Schifffahrt auf Flüssen wie Donau, Elbe oder Oder und bereite ihm zum einen wegen der Umweltauswirkungen, aber "vor allen Dingen auch ökonomisch" große Sorgen. "Deswegen bin ich alarmiert und werde unsere Programme in den nächsten vier Jahren, was den Klimaschutz betrifft, aber auch den Gewässerschutz, darauf ausrichten, dass unsere Flüsse Lebensadern bleiben."

Hier gehts zum Video... (ab Minute 49)

Jetzt kommen konkrete Maßnahmen

Carsten Schneider betonte bei phoenix, dass die Ziele, Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen, mittlerweile im Grundgesetz verankert seien. "Die Bundesregierung hat sich dazu bekannt, und ich werde jetzt in den nächsten Wochen und Monaten dazu die Umsetzungsprogramme vorlegen."

Die großen Themen für ihn seien: "noch stärkerer Ausbau von Erneuerbaren, Speicherung von Energie und auch geringerer Ressourcenverbrauch". Das Klimaschutzgesetz gelte dabei für die gesamte Regierung und dementsprechend werde man "Maßnahmen auch für die einzelnen Sektoren" vorlegen.

Bodenkarten feuerrot

Trockenheit könnte Weizenernte 2025 gefährden

Auch beim Bauernverband wächst die Sorge: Wenn in den kommenden Wochen kein ergiebiger Regen fällt, droht eine weitere magere Getreideernte – mit weltweiten Folgen.

Schon die Erntesaison 2024 war für Deutschlands Landwirte ernüchternd: Die niedrigste Weizenernte Europas seit 2012, begleitet von schwankenden Preisen und politischen Unsicherheiten. Die  Ackerbauern blicken daher mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.

Laut Thorsten Riggert, Vorsitzender des Pflanzenausschusses im Landvolk Niedersachsen, spiegeln die Erzeugerpreise die Sorgen um trockenheitsbedingte Ertragseinschränkungen noch nicht wider, obwohl auch weltweit mit leicht rückläufigen Lagerbeständen zu rechnen ist.

Blick auf die Marktpreise

Stephanie Stöver-Cordes von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen skizzierte dem Pflanzenausschuss die aktuelle Marktsituation: Brotweizen wird aktuell für rund 200 €  je Tonne gehandelt – mehr als im Vorjahr (184 €), aber noch entfernt von den Preisen 2023. Raps und Futterroggen erzielen in der KW 17 mit 512 € bzw. 175 € je Tonne sogar bis zu 25 % mehr als im Vorjahr, was auf knappe Restmengen zurückzuführen ist.

Demgegenüber erleben Kartoffeln einen Preissturz von 38 % – die rekordhohe Erntemenge der letzten Ernte sowie die relativ verhaltene Nachfrage drücken den Preis auf 25 € pro Dezitonne.

Produktion hinkt hinterher

Besonders alarmierend ist der Blick auf den Weltmarkt: Laut Stöver-Cordes wird die globale Weizenproduktion im laufenden Jahr auf 798 Mio. t geschätzt – bei einem prognostizierten Verbrauch von 802 Mio. t. Im kommenden Wirtschaftsjahr 2025/26 soll die Schere weiter auseinandergehen: 806 Mio. t Produktion stehen einem Verbrauch von 814 Mio. t gegenüber.

„Sinkende Endbestände sind ein Warnsignal. In normalen Erntejahren geht diese Rechnung aktuell noch auf. Sollte es jedoch in den kommenden Jahren aufgrund von Extremwetterereignissen global zu größeren Ernteausfällen kommen, wird der Weizen knapp“, warnt die Expertin.

Nabu: Dürre verstärkt Artensterben

Trockene Böden, ausfallende Ernten und gestresste Ökosysteme verdeutlichen laut Nabu, dass es mehr denn je gemeinsame Lösungen für Klima- und Naturschutz braucht. Etwa ein Drittel aller heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gelte inzwischen als gefährdet oder bereits ausgestorben.

Die aktuelle Dürre zeige, wie anfällig unsere Natur geworden ist. "Viele Pflanzenarten vertrocknen, Insekten finden keine Nahrung mehr, Vögeln fehlt die Grundlage für ihre Aufzucht. Wenn Lebensräume unter Wassermangel leiden, geraten ganze ökologische Netze ins Rutschen. Je geringer die biologische Vielfalt, desto anfälliger werden Ökosysteme für extreme Klimaereignisse – ein gefährlicher Teufelskreis", sagt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. 

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

vg-wort-pixel

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.