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DWD besorgt

Ungebremster Klimawandel: 2020 war zweitwärmstes Jahr seit 1881

Experten des Deutschen Wetterdienstes berichten, dass 2020 das zweitwärmste Jahr in Deutschland war. Zudem sei die Einhaltung der Pariser Ziele in weiter Ferne.

Lesezeit: 4 Minuten

In Deutschland war 2020 mit einer Mitteltemperatur von 10,4 Grad Celsius (°C) das zweitwärmste Jahr seit Beginn der inzwischen 140-jährigen Temperaturzeitreihe des DWD. Damit fielen neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland ins 21. Jahrhundert. Das berichtete Dr. Thomas Deutschländer, Klimaexperte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vergangene Woche bei einer Klima-Pressekonferenz.

Wie schon 2019 waren elf der zwölf Monate zu warm - verglichen mit der Referenzperiode 1961-1990. Zwar wurden im Sommer 2020 Spitzenwerte von über 40 °C wie 2019 nicht erreicht. Die hochsommerlichen Temperaturen hatten aber wieder negative Auswirkungen, so Deutschländer weiter. In der Landwirtschaft litten in Verbindung mit zu geringen Niederschlägen vor allem Obstgehölze und Wein, regional auch Mais, Zuckerrüben und Grünland unter der Trockenheit. Für die Wälder hielt die Trockenstresssituation in manchen Regionen selbst im November an. Dadurch war auch die Waldbrandgefahr wieder deutlich erhöht.

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Das vergangene Jahr war mit einer Niederschlagsmenge von 705 l/m2 im Flächenmittel für Deutschland 10,6 % zu trocken. Besonders niederschlagsarm war das Frühjahr mit einem Defizit von 43 %. So lag die nutzbare Feldkapazität – oft auch Bodenwasservorrat genannt – im April mit rund 68 % markant unter dem vieljährigen Mittel von etwa 87 %. Sie war damit so niedrig wie noch nie im Zeitraum 1991-2019. Dank des leicht wechselhaften Wetters mit etwas überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im Mai und August spitzte sich die Situation im vergangenen Sommer aber nicht wieder so zu wie in den beiden Vorjahren.





Unter dem Strich dominierte auch 2020 in der für das Pflanzenwachstum besonders wichtigen Zeit von April bis September die Trockenheit das Witterungsgeschehen. Deutschländer: „Insgesamt betrachtet verstärken die vergangenen drei Jahre die Befürchtungen der Klimaforschung, dass wir künftig immer öfter mit Wetter- und Klimaextremen rechnen müssen.“ In der warmen Jahreszeit würden sich dabei Hitze und Trockenheit regelmäßig mit Starkniederschlagsepisoden abwechseln - zu Lasten gemäßigter und wechselhafter Witterung.

Studie zeigt Ausmaß der Dürren in Europa: Forscher der Universität von Cambridge stellten unterdessen diese Woche im Fachblatt "Nature Geoscience" eine neue Studie vor, die den Trend bestätigt. Seit 2015 habe Europa eine Reihe von Dürren von historischem Ausmaß erlebt. Und diese außergewöhnliche Trockenperiode sei auf den von Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Die Wissenschaftler nahmen dazu mehr als 27.000 Messungen an Baumringen von 147 Eichen vor, die einen Zeitraum von 2100 Jahren (75 v. Chr. bis 2018) abdeckten.

Klimaziele werden krachend verfehlt

Trotz der weltweiten Pandemie mit ausgebremster Wirtschaft und reduzierter Mobilität ist die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre auch 2020 wieder gestiegen, berichtete Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des DWD.

Er stellte fest, dass die im Paris-Abkommen vereinbarte Temperaturerhöhung von deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau bis zum Jahr 2100 nicht erreicht werden kann. Im Moment sehe es eher nach einem Plus von 3 bis 4 Grad aus, so Adrian. Zudem sei die globale Jahresmitteltemperatur seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits um 1,1 Grad gestiegen. In Deutschland sind es 1,6 Grad.

Die Folgen konnten, so Adrian, auch 2020 beobachtet werden: Das vergangene Jahr sei weltweit das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Die Meereisfläche in der Arktis erreichte im September 2020 nach 2012 ihren zweitniedrigsten Wert. Auch im vergangenen Jahr habe der DWD weltweit wieder eine Intensivierung und Zunahme von Wetterextremen beobachtet.

Mehr Wetterextreme durch menschenverursachten Klimawandel?

Wetterextreme und ihr zumindest gefühlt häufigeres Auftreten führen inzwischen immer häufiger zu der Frage, ob ein bestimmtes Extremereignis durch den vom Menschen verursachten Klimawandel beeinflusst wurde. „Diese spannende Frage können wir inzwischen oft beantworten“ so Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des DWD. Möglich mache das die junge Wissenschaft der Extremwetterattribution auf Basis von Modellsimulationen.

Als erfolgreiches Beispiel nannte der Klimatologe die langanhaltende Dürre im Nordosten Deutschlands im Jahr 2018. Ein solches Ereignis hatte es, zeigt ein Blick ins DWD-Klimaarchiv, in den vergangenen 140 Jahre dort noch nicht gegeben. Die Attributionsanalyse ergebe nun, dass sich durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für derart starke Dürren in der Region mindestens verdoppelt hat und dass zugleich deren Intensität zunimmt. Fuchs: „Das ist ein alarmierender Hinweis zum Beispiel für die Land- und Forstwirtschaft in dieser Region.“



Ziel sei, das Attributionsanalysen von Wetterextremen so selbstverständlich sind, wie deren Vorhersage. „Unsere Analysen sind dabei ein Bindeglied zwischen dem heute erlebten Wetter und der ablaufenden Klimaveränderung. Sie machen den Klimawandel für uns Menschen greifbar - und zwar mit wissenschaftlichen Fakten“, sagte Fuchs.

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