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Bioökonomie

Uni Hohenheim will unproduktives Ackerland mit Industriepflanzen rentabel machen

Ein europäisches Projekt mit Beteiligung der Uni Hohenheim erforscht, wie unrentable Äcker mit nachwachsenden Rohstoffen nachhaltig und wertschöpfend genutzt werden können.

Lesezeit: 4 Minuten

Rund 65 Mio. ha landwirtschaftlicher Flächen in Europa sind für die konventionelle Landwirtschaft kaum oder gar nicht nutzbar. Dieses enorme Potenzial zu erschließen, ist das Ziel des europäischen Forschungsprojektes MAGIC.

Forschende aus zwölf Ländern beschäftigen sich mit der Frage, wie Landwirte diese sogenannten marginalen landwirtschaftlichen Nutzflächen mit wenig Aufwand mit dem Anbau von Industriepflanzen wirtschaftlich rentabel nutzen können. Mit dabei ist das Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie der Universität Hohenheim.

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Die EU fördert das Bioökonomie-Vorhaben MAGIC mit 6 Mio. €, die Uni Hohenheim erhält knapp 400.000 €.

Der Grundgedanke

Ungünstige Bedingungen wie niedrige Temperaturen, Trockenheit oder übermäßige Nässe, Bodenprobleme oder auch steile Hanglagen machten die Bewirtschaftung der angesprochenen Flächen für die Landwirte uninteressant.

Den Grundgedanken des Projektes erklärt Prof. Dr. Iris Lewandowski von der Uni Hohenheim so: „MAGIC ist ein breit angelegtes Projekt, mit dem wir europaweit Landwirten Möglichkeiten zum Anbau von Industriepflanzen aufzeigen wollen und ihnen Entscheidungshilfe geben möchten: Angefangen bei der Kartierung von Flächen über Züchtung und Auswahl geeigneter Pflanzen bis hin zur Entwicklung von Anbau- und Ernteverfahren. Nicht zuletzt wollen wir auch Handlungsempfehlungen für Politiker erstellen, um diese Form der landwirtschaftlichen Nutzung zu unterstützen.

So könnten durch den Anbau von Industriepflanzen einerseits marginale landwirtschaftliche Nutzflächen dazu genutzt werden, wertvolle Rohstoffe für Produkte mit einer hohen Wertschöpfung sowie für die Erzeugung von Bioenergie zu liefern, wobei zudem keine Konkurrenz zur der Nahrungsmittelproduktion entstehe.

Andererseits werde auch die Einkommensgrundlage der Landwirte verbessert. „Indem stillgelegte Flächen wieder nutzbar gemacht und damit aufgewertet sowie neue Märkte für die Biomasse erschlossen werden, verbessert sich auch das Einkommen der Anbauer“, fährt Prof. Dr. Lewandowski fort.

Mehr Biodiversität, weniger Bodenerosion und Treibhausgase

„Zudem trägt der Anbau von Industriepflanzen durch seine extensive Bewirtschaftungsweise dazu bei, den Verlust an Biodiversität, die Bodenerosion und die Freisetzung von Treibhausgasen zu verringern“, ergänzt Dr. Moritz von Cossel.

„Das Großgras Miscanthus beispielsweise wächst bis zu 20 Jahre lang auf derselben Fläche, ohne dass der Landwirt den Boden bearbeiten muss“, beschreibt er. „Und da es im Frühjahr jeden Jahres geerntet wird, verhindert es nicht nur, dass bei heftigen Herbststürmen wertvoller Boden abgetragen wird, sondern trägt auch dazu bei, dass die Bodenfruchtbarkeit gefördert werden kann.“

Nachhaltigkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertung aller Maßnahmen. Denn der Nutzen des Anbaus von Industriepflanzen hängt sehr stark davon ab, ob es zu einer potenziellen Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion kommen kann, ob die Biodiversität und andere Ökosystemleistungen beeinträchtigt werden und welche Industriepflanzen und welche Bewirtschaftungsmethoden eingesetzt werden sollen.

Pflanze und Standort müssen zusammen passen

Ausgangspunkt für die MAGIC-Forschenden war die Frage, welche Pflanzen unter welchen Bedingungen für den Anbau auf marginalen landwirtschaftlichen Nutzflächen geeignet sind. „Obwohl Industriepflanzen meist eine andere Robustheit zum Beispiel gegenüber sandigen oder versalzten Flächen mitbringen als Nahrungspflanzen, sind auch sie nicht für alle Marginalstandorte geeignet“, erklärt Dr. von Cossel.

Deswegen wurden zunächst europaweit marginale landwirtschaftliche Nutzflächen erfasst und kartiert, auf denen Industriepflanzen, sozial-ökologisch und nachhaltigen Kriterien folgend, angebaut werden könnten. Zudem wählten die Wissenschaftler insgesamt 20 ein- und mehrjährige Pflanzenarten für weitere Anbauversuche aus – darunter auch wiederentdeckte alte Kulturarten wie Leindotter oder Färberdistel.

Dabei sind viele der Pflanzen mehrfach nutzbar. So wird beispielsweise aus den Samen des Nutzhanfs Öl gewonnen, während aus den Stängeln Fasern gewonnen werden.

Spezielle Bewirtschaftungs- und Ernteverfahren

Darüber hinaus interessiert die Forschenden, welche Bewirtschaftungsmethoden sowohl mit dem geringsten Aufwand für den Landwirt als auch mit dem geringsten Eingriff in das Ökosystem verbunden sind. Dabei zeigte sich, dass vor allem die zum Standort passende Auswahl der Industriepflanzen ein entscheidender Faktor ist. Denn alle anderen notwendigen Maßnahmen, wie Bodenbearbeitung, Düngung, Unkrautbekämpfung, Bewässerung usw., hängen sehr stark davon ab, wie die Pflanze an den jeweiligen Standort angepasst ist.

Ebenso muss die Ernte-Technologie auf die jeweilige Pflanzenart zugeschnitten sein. Für die Ernte von Industriepflanzen kommen oft andere Ernteverfahren zum Einsatz als für Nahrungspflanzen. „Oftmals verfügen Landwirte nicht über das notwendige Wissen, wie und wann sie die Pflanzen anbauen und ernten müssen, und verzichten deswegen ganz auf den Anbau“, erklärt Dr. von Cossel.

Deswegen passen die Wissenschaftler vorhandene Ernteverfahren an die spezifischen Bedürfnisse an oder entwickeln auch neue Ernte-Methoden. Wie so ein angepasstes Ernteverfahren aussehen kann, beschreibt Dr. von Cossel am Beispiel des Nutzhanfs, der „doppelt“ geerntet wird: „Innerhalb eines Erntevorgangs werden zunächst die Samenstände geerntet und gesammelt und dann erst die Stängel der Pflanze abgemäht. So können beide Pflanzenteile getrennt weiterverarbeitet werden.“

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