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Getreide: Unkrautbekämpfung im Herbst angehen

Im vergangenen Herbst waren viele Landwirte froh, wenn das Saatgut überhaupt im Boden war. Die Unkrautbekämpfung begann oft erst im Winter oder Frühjahr. In diesem Jahr soll das im Herbst gelingen.

Lesezeit: 9 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Ungräser wie Windhalm und Rispe konnten nach ausgefallenen Herbizidmaßnahmen im vergangenen Herbst zeigen, was sie können. Denn diese lassen sich nur im Herbst sehr sicher bekämpfen. Windhalm tauchte im Sommer auf Flächen auf, auf denen er zuvor nie gesehen wurde – trotz Frühjahrsbehandlung. Das war dann Besatz in erträglichem Ausmaß. Aber die Saat für die nächsten Jahre wurde gelegt ...

Mehr Wasser für Sumimax

Um den Einfluss des Saattermins auf die Ungrasbekämpfung soll es in diesem Beitrag nicht mehr gehen. Dieser ist für den Besatz mit Ackerfuchsschwanz, Weidelgräsern und Trespen von großer Bedeutung. Windhalm und Ripsen hingegen keimen und wachsen noch bei Temperaturen von 5 °C.

Die Herbstbehandlungen hiergegen (siehe Übersicht 1) sind allgemein bewährt. Auch wenn noch viel Maisstroh auf dem Acker lag, haben die Anwendungen bislang funktioniert. Voraussetzung ist eine Saattiefe von 3 bis 5 cm, sodass – nachdem sich der Saathorizont gesetzt hat – noch 2 bis 3 cm übrig bleiben. Die Aufwandmengen in der Übersicht sind für Saaten im September bis Mitte Oktober ausgelegt. Sät man später, sollte man die Mengen aus Verträglichkeitsgründen reduzieren – schrittweise bis auf 60 % wenn erst ab Mitte November behandelt wird. Nicht mehr zu reduzieren ist aber die Mischung mit 60 g/ha Sumimax + 0,15 l/ha Herold SC. Diese ist für spätere Anwendungen in Winterweizen gedacht.

Sumimax wird so gut wie nicht in tiefere Bodenschichten eingewaschen. Deshalb wirkt es nur gegen den flach keimenden Windhalm und auch gegen aus geringer Bodentiefe auflaufende Rispe. Die geringe Wasserlöslichkeit bedingt sogar, dass auch die Querverteilung gering ist. So hat eine Erhöhung der Wassermenge von 200 auf 400 l/ha bei diesem Mittel zu Mehrwirkungen von 10 % geführt. Sumimax im Soloeinsatz reicht so gut wie nie für eine 100%ige Wirkung. Aus diesem Grund empfiehlt sich immer die Zugabe eines Partners mit kleiner Menge, wie etwa Herold SC mit 0,15 l/ha.

Aber warum dann überhaupt der Umstand mit Sumimax? Bei späten Saaten ist die geringe Wasserlöslichkeit ein Vorteil, wenn es um die Kulturverträglichkeit geht. So hat Sumimax in unseren Versuchen oft positiv abgeschnitten.

Alternativen gegen Gräser

Breit zugelassen und wirksam, auf dränierten Flächen einsetzbar und auch für Einsätze im Roggen geeignet ist eine Kombination aus 0,2 l/ha Sunfire + 2 l/ha Trinity. Bei geringem Unkrautdruck kann die Trinity-Menge auf 1,5 l/ha reduziert werden. Ebenfalls geeignet ist das Mateno Forte Set mit halber Aufwandmenge.

Roggen reagiert besonders empfindlich auf Flufenacet. Hier bietet sich ein Einsatz von Jura im Vorauflauf an. Jura konnte in den vergangenen Jahren in der Wirkung gegen Windhalm und Rispe überzeugen. Unkräuter werden mit geringerer Diflufenican-Menge, vergleichbar einem Herold SC, bekämpft. Offensichtlich ist die Jura-Formulierung sehr effektiv. So effektiv, dass es zuweilen zu Aufhellungen am Getreide kommt. Diese sind aber nicht nachhaltig schädlich.

Die Mischung aus Sunfire + Jura steht für Flächen mit sehr hohem Druck an Windhalm und/oder Rispen. Als bekannter Standard ist Herold SC aufgeführt. Hier ist zu beachten, dass in Wintertriticale nur die Zulassung für den Einsatz im Nachauflauf mit maximal 0,5 l/ha vorliegt. Auf Flächen ohne Dränage ist eine Kombination etwa aus Herold SC + Lentipur 700 eine sehr gute Möglichkeit, neben Windhalm und Rispe auch Hundskerbel, Kornblume und Kamille zu bekämpfen.

Zulassungsbedingt darf Lentipur 700 im Roggen nur im Vor­auflauf und in Triticale nur im Nachauflauf eingesetzt werden. Werden Chlortoluron-haltige Produkte wie Lentipur 700 eingesetzt, ist beim Weizen zu beachten, dass dieser Wirkstoff nicht von allen Weizensorten vertragen wird. Hierzu gibt es jährlich eine Liste, die von der Firma Nufarm herausgegeben wird. In der Liste gibt es drei Gruppierungen.

  1. Sorten, die als verträglich eingestuft sind. Neu aufgenommen sind: Absint, Absolut, Adrenalin, Cayenne, Chevignon, Exsal, KWS Mitchum, LG Atelier, Polarkap, SU Shamal, SU Tammo und SU Wilhelm. In dieser Kategorie stehen unter anderem Complice, Debian, Informer, KWS Donovan, KWS Keitum, RGT Reform, SU Fiete, SU Jonte und SU Selke.

  2. Sorten, die eine Menge von bis zu 900 g/ha Chlortoluron gut vertragen. Neu aufgenommen ist WPB Newton.

  3. Unter nicht verträglich stehen Campesino, RGT Sacramento und als Neuaufnahme Obiwan.

Noch nicht in der Liste, aber von den Züchtern als CTU-tolerant eingestuft, sind etwa die Sorten Spectral, LG Optimist und LG Kermit. Nicht tolerant ist die Sorte Winner.

Fuchsschwanz in Gerste

Versuche zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung in Wintergerste standen in der vergangenen Saison auf sechs Standorten in NRW. Sie wiesen im Mai einen durchschnitt­lichen Ackerfuchsschwanzbesatz von 192 Ähren/m² auf. Die Spanne reichte dabei von 78 bis 458 Ähren/m². Die Wirkungsgrade waren in der Saison 2023/2024 außergewöhnlich gut.

Die Standardvariante (0,48 l/ha Sunfire + 2 l/ha Trinity) konnte den Ährenbesatz gegenüber den unbehandelten Kontrollen um 97 bis 99 % reduzieren. Nur auf dem Acker im Kreis Höxter fiel die Wirkung mit 58 % deutlich geringer aus. Hier wurde die Gerste am 20. September gesät und am 26. September behandelt. Das war die einzige Periode im vergangenen Herbst, in der es über vier Wochen (Mitte September bis Mitte Oktober) weitestgehend trocken war. Der Versuch im Kreis Höxter wurde nicht beerntet und ist nicht in die dargestellte Grafik und die folgenden Ausführungen eingeschlossen.

An den übrigen Standorten erfolgten Saat und Anwendung zwischen dem 2. und 10. Oktober – also näher am Beginn der dann nicht mehr enden wollenden Regenperiode. So wurde im Vorjahr teils auch das Getreide durch die Herbizidbehandlungen geschädigt: In unserer Serie am stärksten durch die Kombination aus 2 l/ha Vulcanus Top + 3,6 l/ha Jura. Diese Variante hat die Anzahl der Pflanzen um 30 % reduziert.

Das Kompensationsvermögen von Getreide zeigte sich aber beim Ertrag. Bezogen auf den Gesamtertrag lag der Ertragsnachteil dieser Variante gegenüber der Standardvariante bei nur noch 7,5 %. So war es in der Vergangenheit oft so, dass die schärfsten Kombinationen deutliche Wirkungsvorteile hatten und dies in guten Erträgen mündete.

Im vergangenen Jahr konnten schon mit besser verträglichen Kombinationen wie Sunfire + Trinity oder Herold SC + Lentipur 700, Wirkungsgrade von 98 % und damit auch hohe Mehrerträge erreicht werden. So findet sich in den Erträgen auch der Einfluss auf die Kulturverträglichkeit wieder: Der Ertragseinfluss vom Ackerfuchsschwanz lag bei 16,2 dt/ha je 100 bekämpfter Ähren. Ein Wert, der auch in den beiden Jahren davor in diesem Bereich lag.

Auf Basis mehr- und letztjähriger Versuchsergebnisse sind in Übersicht 3 verschiedene Präparate und Kombinationen für den Einsatz auf Ackerfuchsschwanzstandorten dargestellt.

Strategie für schwere Böden

Gerade wo Herbizide nicht mehr 100%ig wirken, können mechanische Maßnahmen unterstützen. Unsere Erfahrungen zum Einsatz des Striegels im Herbst sind aber durchwachsen: Teils war es so trocken, dass keine Ungräser gekeimt sind, teils zu feucht. In durchschnittlich einem von fünf Fällen ist es aber gelungen, den Auflauf durch Blindstriegelgänge um 30 bis 50 % zu reduzieren.

Chemisch kann man auch hier mit Sunfire + Trinity oder vergleichbaren Produkten flexibel arbeiten. Der Vorteil gegenüber den aufgeführten Alternativen liegt, neben der breiten Zulassung, in der besseren Unkrautwirkung. Die Wirkung von Herold SC ist bekannt. Wo möglich bietet sich das Zumischen von Lentipur 700 an, denn hiermit lässt sich die Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz und Weidelgräser noch etwas steigern. Der im Lentipur 700 enthaltene Wirkstoff Chlortoluron muss über die Wurzeln der Ungräser aufgenommen werden. Er wirkt am besten, wenn es so feucht ist, dass er in die Wurzelzone gelangt, es dann aber auch so trocken ist, dass die Pflanzen viel Wasser und damit Wirkstoff aufnehmen. Entsprechend ist Lentipur 700 nichts mehr für den Spätherbst.

Der Spätherbst ist eher Wetter für Produkte mit Prosulfocarb, also zum Beispiel Boxer und Jura.

Aus Gründen der Verträglichkeit passt Lentipur 700 besser in die Gerste. Das Mateno Forte Set kann nur im Vorauflauf und nur in Weizen und Triticale zum Einsatz kommen. Die Wirkung ist vergleichbar mit der Mischung aus Herold SC + Boxer. Eine Kombination aus Herold SC + Pontos hat im Herbst 2023 einen guten Kompromiss aus Wirkung und Verträglichkeit geliefert. Mit Diflufenican und Picolinafen zwei verschiedene Unkrautpartner zu haben, kann ein Vorteil im Hinblick auf die Kulturverträglichkeit sein.

Sunfire + Herold SC + Jura bzw. Sunfire + Jura sind etwas wirkungsstärker, aber auch etwas ruppiger. Und noch stärker greift man in das Wachstum der Pflanzen ein, wenn dem Mateno Forte Set noch Jura zugesetzt wird. Diese Mehrleistung wird man nur auf Standorten mit sehr hohem Gräserbesatz zum Einsatz bringen.

Wirkungssteigerungen von rund 10 % sind auch durch den sogenannten Doppelschlag möglich. Nach Vorlage von etwa Sunfire + Jura legt man Trinity im Spitzen der Gräser nach. Am Ende ist aber auch das oft unbefriedigend, weil man vielleicht von 75 auf 85 % Wirkung kommt.

Blattwirksam nachlegen

Sind Blattherbizide noch wirksam, sollte Restbesatz hiermit beseitigt werden. In Gerste mit Axial 50, in Weizen, Roggen und Triticale mit Sword 240 EC + Additiv (etwa 0,5 l/ha Hasten) bzw. in Weizen und Triticale auch mit Traxos. Hier gilt es, einen Kompromiss aus klein und kalt zu finden: Für eine ausreichende Blattaufnahme sind zwei Ackerfuchsschwanz-Blätter erforderlich, länger sollte man aber nicht warten. Gleichzeitig sollte es aber schon so kalt wie möglich sein. Als Kompromiss sollte man ab Temperaturen unter 8 °C fahren. Aber Achtung: Sword 240 EC ist nicht mit Select 240 EC zu verwechseln.

Niantic schon im Herbst? Bei Herbsteinsätzen wird ein möglicher Neuauflauf über Winter bzw. im Frühjahr nicht erfasst. Demgegenüber steht, dass noch junge Pflanzen leichter zu bekämpfen sind als etablierte, bestockte Pflanzen. Gelingt die „kalte Saat“ bei Bodentemperaturen unter 10 °C, stellt sich die Frage nicht. Falls es aber im Herbst zu starkem Auflauf kommt, die Ungräser zwei Blätter gebildet haben und abzusehen ist, dass die Bodenherbizidvorlage nicht ausreicht, ist ein Einsatz von Niantic im Herbst empfehlenswert. Anders als bei Axial 50, Taxos und Sword 240 EC werden für eine gute Wirkung offene Witterung und Wachstum benötigt. Behandlungen möglichst in den frühen Morgenstunden durchführen. Neben Niantic wird in diesem Jahr auch Atlantis OD, als Soloprodukt, für entsprechende Anwendungen zur Verfügung stehen. Es wird mit 1,2 l/ha eingesetzt.

Neue Produkte ab 2024

Neu zur Verfügung steht ab diesem Herbst das Produkt Vulcanus Top. Es ist mit einer Aufwandmenge von 2 l/ha für den Einsatz in Wintergerste, -weizen, -roggen und -triticale für die Anwendung im Vorauflauf zugelassen. Bei voller Menge werden 1080 g/ha Aclonifen und 120 g/ha Flufenacet ausgebracht. In der Soloanwendung kommt die vergleichsweise hohe Aclonifenmenge nicht so zur Wirkung wie man dies erwarten würde. In Mischung etwa mit Jura wird der Aclonifen­anteil so stark aktiviert, dass die Kombination nicht mehr verträglich ist. Nach den ersten Versuchserfahrungen ist aus unserer Sicht eine Kombination aus 1 l/ha Vulcanus Top + 0,24 l/ha Sunfire + 0,15 l/ha Lyskamm eine Mischung, mit der man arbeiten kann.

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