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Wenn man bei Landwirt Christian Bosse auf den Hof kommt, fällt sofort die Maishacke am Fronthubwerk des alten Fendt GT auf. Besonders im Maisanbau ist das Hackgerät für den Landwirt unverzichtbar – zusammen mit Striegel und Häufler. Wie er Beikräuter im Mais reguliert und welche Rolle der alte Geräteträger dabei spielt, hat er uns bei einem Hofbesuch berichtet.
Christian Bosse bewirtschaftet einen Betrieb mit Ackerbau, Pensionspferdehaltung und etwas Direktvermarktung in Braunschweig – nicht weit vom Zentrum der niedersächsischen Großstadt entfernt. Bosse hat den Familienbetrieb 2011 übernommen und wirtschaftet seit 2018 ökologisch. Neben 92 ha Ackerland gehören noch 33 ha Grünland zum Betrieb. Die Ackerflächen setzen sich überwiegend aus lehmigen Sanden und sandigen Lehmen mit 40 bis 60 Bodenpunkten zusammen. Die Niederschläge liegen hier im langjährigen Mittel bei ca. 600 bis 700 mm.
Vor der Umstellung auf den Ökolandbau hatte Bosse keinerlei Berührungspunkte mit Hacken und Striegeln. Den Umgang mit der Technik hat er sich seither Stück für Stück selbst angeeignet. Auf teure Gadgets wie Kameras und Inrow-Elemente verzichtet er. Seine Philosophie ist: Mechanisch funktioniert auch einfach und günstig.
Pflanzenschutz durch Sortenwahl und Fruchtfolge
Um die Beikräuter im Mais effektiv in Schach zu halten, reichen Hacke und Striegel allein nicht aus. „Im Ökolandbau sind wir auf viele verschiedene Werkzeuge angewiesen“, erklärt der Landwirt. Mindestens genauso wichtig wie das eigentliche Bekämpfen der Beikräuter, sind für Bosse vorbeugende Maßnahmen, wie z. B. die Sortenwahl . Der Landwirt orientiert sich dabei größtenteils an den Landessortenversuchen für Ökomais. Hier stehen neben den Erträgen auch Eigenschaften wie Jugendentwicklung, Frohwüchsigkeit und die Blattstellung im Fokus. Maissorten mit einer planophilen Blattstellung, also horizontal stehenden Blättern, beschatten die Reihen besser und können Unkräuter so zuverlässiger unterdrücken. Das Ziel ist, dass der Mais der Konkurrenz auf dem Acker möglichst viel selbst entgegensetzen kann.
Ein weiteres vorbeugendes Element ist die Fruchtfolge . Heute stehen auf seinen Flächen neben 20 ha Körnermais noch Winterweizen, Winterdinkel, Winterhafer, Sommerhafer, Winterraps, Ackerbohne, ein Gemenge aus Erbsen und Sommergerste, Sojabohnen, Kartoffeln und Kleegras. Der Wechsel zwischen den Kulturen verhindert, dass einzelne Arten auf den Flächen überhandnehmen. Eine feste Fruchtfolge gibt es nicht; der Landwirt achtet auf den Wechsel von Sommerung und Winterung sowie von Blatt- und Halmfrucht.
Vor dem Mais stehen bei Bosse meist Weizen oder Hafer. Nach der Getreideernte sät er eine Zwischenfrucht aus, in der Regel eine Mischung aus Senf und Ölrettich. Als Biobetrieb düngt er den Mais ausschließlich organisch mit Mist, den er von einem kooperierenden Bullenmastbetrieb bezieht. Den Großteil des Mists bringt Bosse nach dem Schlegeln der Zwischenfrucht im zeitigen Frühjahr aus – da ein Großteil der Fläche im Roten Gebiet liegt, gelten im Herbst Einschränkungen. Die rund 20 bis 30 t/ha Mist dürfen im Frühjahr nicht zu spät auf die Fläche kommen. Denn der Mais benötigt später ausreichend mineralisierten Stickstoff, um den Beikräutern davon zu wachsen. ▶
Vor der Aussaat pflügt Bosse die Überreste der Zwischenfrucht unter. Der Pflug ist für ihn im Ackerbau unverzichtbar: Er hinterlässt eine saubere Fläche ohne Erntereste, die Hacke und Striegel verstopfen könnten. Zudem erwärmt sich der gepflügte Boden schneller. Nach dem Pflug folgen die Kreiselegge und dann die Aussaat.
„Meine Saatbettbereitung ist zwar aufwendig, aber das ordentliche Saatbett zahlt sich später beim Striegeln aus“, erklärt er. Den Mais legt er meist erst Mitte Mai, da die Böden dann schon gut erwärmt sind. So kommt die Kultur schneller in Gang und ist besser vor Vogelfraß geschützt. Der Pflug trocknet den Boden zwar etwas aus, doch bislang war für die Saat immer genügend Keimwasser vorhanden.
Die Maisaussaat, den Drusch und die Trocknung erledigt ein Lohnunternehmer aus der Region. Der Mais wird in 75 cm-Reihen gelegt – passend zur Hacktechnik. Da es immer wieder zu Krähenfraß kommt, wird das Korn möglichst tief in ca. 5 cm Tiefe abgelegt. Deshalb – aber auch um mögliche Verluste beim Striegeln zu kompensieren – wählt Bosse eine relativ hohe Aussaatstärke von zehn Körnern je m².
Erst Striegeln, dann Hacken
Um das Saatbett nach der Aussaat frei von Beikräutern zu halten, striegelt Bosse ein- bis zweimal blind und dann noch einmal im Nachauflauf. Dazu setzt der Niedersachse aktuell einen Treffler-Striegel mit 9 m-Arbeitsbreite ein – in Zukunft will er auf 12 m aufrüsten. Seit einem Jahr nutzt er zudem RTK für mehr Präzision; das erleichtert ihm das Striegeln quer oder diagonal zur Reihe.
Im Vorauflauf achtet Bosse darauf, nicht zu tief zu striegeln, um die Spitze des Keimlings unter der Erdoberfläche nicht zu beschädigen – denn der entwickelt sich im Mai sehr schnell.
Wenn das Maispflänzchen die Länge eines Streichholzes erreicht hat, ist der richtige Zeitpunkt zum Striegeln im Nachauflauf gekommen. Hier muss Bosse vorsichtig sein, um die Pflänzchen nicht zu verschütten. „Man muss in dieser Phase notfalls langsam striegeln“, sagt er. Das passende Zeitfenster im Nachauflauf ist allerdings kurz, zumal das Wetter vorher ausreichend sonnig gewesen sein sollte: Der Boden sollte beim Striegeln etwas abgetrocknet, schüttfähig und frei von Kluten sein. In solchen Momenten schätzt Bosse seine Böden, die nicht zu schwer sind.
„Wenn die Bedingungen passen, ist das Striegeln wirklich sehr effektiv“, sagt er. „Gerade am Anfang muss man aber immer wieder mal absteigen und überprüfen, ob Tiefe und Geschwindigkeit passen.“ Doch je mehr Blätter die Maispflanzen entwickeln, desto empfindlicher reagieren sie auf den Striegel.
Wenn Maispflanzen und Unkräuter zu groß für den Striegel werden, kommt auf den Flächen ein- bis zweimal die Hacke zum Zug. Aus Kostengründen schaffte sich Bosse zunächst ein einfaches Modell an – und ist dann dabei eblieben. Der Landwirt hackt mit einem vierreihigen Hackgerät von K.U.L.T., das er sich 2020 angeschafft hat – in der einfachsten Ausführung, ohne Verschieberahmen, In-Row-Elemente oder Kamera. „Nachrüsten kann ich notfalls immer noch“, sagt er. Mit der Hacke im Frontanbau am alten Geräteträger, hat er die Reihen genau im Blick und passt den Abstand zu den Pflanzen selbst an. „Der alte Fendt ist optimal dafür. Solange er es noch macht, werde ich ihn weiter zum Hacken nutzen“, sagt er. Für ihn ist das die schönste Art zu Hacken.
Die richtige Tiefe zu finden, erfordert Fingerspitzengefühl, auch weil die starren Zinken etwas anhäufeln. Zu schnelles Hacken in jungem Mais birgt deshalb laut Bosse ein Verschüttungsrisiko. Wenn es die Bedingungen zulassen, erreicht er beim Hacken Geschwindigkeiten von ca. 7 km/h. Nach ein- bis zweimal hacken ist allerdings Schluss. Dann wird der Mais zu groß.
Durch die mechanischen Methoden hat sich das Artenspektrum auf den Feldern verändert. Während Vogelmiere für Bosse kein Problem ist, haben Unkräuter wie Gänsefuß oder Disteln an Bedeutung gewonnen. Besonders Letztere zeigen sich sehr hartnäckig gegenüber den mechanischen Methoden. Größere Nester von Wurzelunkräutern bekommt Bosse vor allem über das Fruchtfolgeglied Kleegras in den Griff: Das gemähte Kleegras geht an den kooperierenden Bullenbetrieb.
Beikräuter verschütten mit dem Häufler
Wenn mit der Hacke Schluss ist und immer noch lästiges Grün zwischen den Maispflanzen steht, greift Bosse schließlich zum Kartoffelhäufler. Damit erreicht er auch Beikräuter, die in den Reihen stehen und verschüttet sie. Das Häufeln funktioniert, bis der Mais circa 70 cm hoch ist. Danach verliert er an Biegsamkeit und könnte durch den Querbalken des Häuflers geschädigt werden. „Dann ist der Mais aber so hoch, dass fast kein Lichtstrahl mehr auf den Boden fällt“, erklärt Bosse. Und wenn doch mal ein einzelnes Beikraut übrig bleibt, ist der Landwirt entspannt.
Die Maisernte fällt meist in den November und Dezember – der Mais ist zwar häufig schon früher reif, doch der Lohnunternehmer drischt den Bio-Mais in der Regel zum Schluss. Das liegt auch an seinen Trocknungskapazitäten. Deswegen überlegt der Landwirt zurzeit, die Ernte künftig im eigenen Betrieb zu trocknen. „Bei diesen späten Ernteterminen ist es mit der Befahrbarkeit häufig schwierig“, sagt er. Bosses Körnermaiserträge variieren zwischen 75 und 100 dt. Gerade das letzte Jahr hat ihn mit den nassen Bedingungen vor Herausforderungen gestellt. Nicht nur an der Befahrbarkeit, auch am Hack- und Striegelwetter fehlte es. Seine Ernte vermarktet er an einen Bio-Futtermittelhersteller.
Erst mal klein anfangen
Was an Bosses Strategie über das Jahr auffällt, ist der intensive Eingriff in den Boden. Vom Pflug über die Hacke bis hin zum Häufler. Doch Probleme mit Erosion hatte der Niedersachse nach eigenen Angaben noch nicht. Durch den Mist, die Fruchtfolge und den Anbau von Zwischenfrüchten sieht er seine Böden in gutem Zustand. „Bei Spatenproben finde ich mehr Regenwürmer als vor der Umstellung“, berichtet er.
Welchen Rat gibt der Landwirt Neueinsteigern in die mechanische Beikrautregulierung? „Nicht sofort teure Technik anschaffen. Lieber erst mal klein anfangen und sich langsam herantasten“, sagt er. Ihm hat es geholfen, Weiterbildungsveranstaltungen zu besuchen und sich mit Kollegen auszutauschen. Mit der neuen Technik hat er anfangs verschiedene Geschwindigkeiten und Einstellungen getestet, um für sich die richtige Strategie zu finden.