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Verbot von Kalkstickstoff würde Bauern hart treffen

Die EU überlegt, Kalkstickstoff als Düngemittel zu verbieten, weil er nebenher gegen Schädlinge und Krankheiten wirkt. Was sagen Landwirte dazu, die den Dünger seit Langem einsetzen?

Lesezeit: 4 Minuten

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) deutete an, sich gegen die Verwendung von Kalkstickstoff als Düngemittel auszusprechen. Die EU-Behörde hat dazu ein Dossier erstellt, über das sie bis Jahresende abschließend beraten will. Dann will sie ihre Ergebnisse der EU-Kommission zur Entscheidung vorlegen.

Der Vorwurf der ECHA: Kalkstickstoff habe Effekte wie ein Pflanzenschutzmittel. Doch gerade wegen dieser Gesundheitseffekte halten Praktiker den Dünger in verschiedenen Kulturen für unverzichtbar.

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Kartoffeln: „Kaum Probleme mit Drahtwurm“

Die Kartoffel hat sich für Direktvermarkter Stefan Hack aus Dobenreuth (Lks. Forchheim) zu einer wichtigen Kultur entwickelt. Er baut mittlerweile 10 ha davon an und vermarktet sie als Speisekartoffel an Endkunden und Gastwirtschaften sowie als Industrieware an einen Hersteller von Kloßteig.

Um die strengen Qualitätsvorgaben bei beiden Absatzwegen einzuhalten, düngt er seit Jahren die Kultur mit Kalkstickstoff. „Wir bringen vor dem Legen der Kartoffeln neben Spurennährstoffen und Patentkali 4,5 bis 5,0 dt pro ha davon aus.

„Der Dünger bewirkt, dass die Knollen gesünder und lagerstabiler sind“, berichtet Hack. „Die Kartoffeln haben feste Schalen, keinen Schorf und keine Eisenfleckigkeit – und wir haben kaum Probleme mit Drahtwurm.“ Darüber ist der Landwirt sehr froh: „Wir haben kein Mittel gegen den Drahtwurm mehr, das in Kartoffeln zugelassen ist. Wir haben somit keine echte Alternative zum Kalkstickstoff.“

Deshalb hätte ein Verbot des Düngers schlimme Konsequenzen für ihn: „Wir könnten unsere Qualitätsvorgaben nicht mehr einhalten und bekämen große Vermarktungsprobleme.“

Raps: „Kalkstickstoff ­vergrämt Schnecken“

Auch wenn der Raps in den letzten Jahren wegen der zunehmend heißeren Sommer an Attraktivität verloren hat, baut Ackerbauer und Kompostplatzbetreiber Markus Dötzer aus Debring (Lks. Bamberg) weiterhin 20 % Raps in seiner Fruchtfolge an. Seit 15 Jahren düngt er ihn vor der Saat mit 2 dt/ha Kalkstickstoff. Er sät den Raps mit einer Zinkendrille, die den feinkörnigen Dünger leicht einarbeitet.

Berufskollegen hatten ihm den Einsatz des Spezialdüngers empfohlen, um Raps vor Schneckenfraß zu schützen. „Im Gegensatz zum Schneckenkorn schädigt der Kalkstickstoff die Regenwürmer nicht“, argumentiert Dötzer. Dass der Dünger gegen Schnecken wirkt, musste er einmal erfahren, als der Dünger beim Streuen einer Fläche nicht reichte und die enstprechende Fläche kahlgefressen war.

Zudem hat der Landwirt festgestellt, dass sich der Dünger positiv auf die Bodengesundheit auswirkt und das Bodenleben aktiviert. Auch der Raps selbst scheint weniger anfällig gegen Pilzbefall zu sein. „Wir behandeln ihn im Herbst nur nach Bedarf mit einem Fungizid, im Frühjahr reicht eine Behandlung.“

Positiv ist aus seiner Sicht auch, dass der Stickstoff aus diesem Dünger den Pflanzen erst nach und nach zur Verfügung steht. „Wir düngen grundsätzlich nur Ammoniumstickstoff, weil das die Pflanzengesundheit fördert“, erläutert Dötzer seine Strategie.

Mais: „Weniger Schäden durch Wildschweine“

Karin und Rainer Endres aus Serlbach (Lks. Forchheim) halten 65 Milchkühe mit Nachzucht und betreiben eine Biogasanlage. Der Silomais ist deshalb die wichtigste Kultur im Betrieb. Zudem sind viele Flächen nah an Wäldern oder sogar direkt davon umgeben.

Um Wildschweinschäden vorzubeugen, geben Endres’ seit sieben Jahren Kalkstickstoff zum Mais. „Wir verwenden den Kalkstickstoff-NP-Starter mit 18 % N und 23 % P und düngen davon bei der Saat 1,5 dt/ha unterfuß“, berichten ihre Kinder Jakob und Eva. Jakob lernt Landmaschinenmechaniker und will die Ausbildung zum Landwirt nachholen. Eva studiert Landwirtschaft an der Hochschule in Triesdorf.

Laut Rainer Endres schreckt der Dünger die Schwarzkittel ab. „Wir haben weniger Schäden, seit wir das so handhaben.“ Zudem habe der Kalkstickstoff auch eine positive Wirkung auf die Gesundheit der sehr unterschiedlichen und oft sandigen Böden. „Der Mais zeigt weniger Phosphatmangelerscheinungen und die Wurzelbildung ist etwas kompakter als zuvor“, schildert Karin Endres ihre Beobachtungen.

Spezialdünger: Wie Kalkstickstoff wirkt

Kalkstickstoff enthält 19,8 % Stickstoff, davon 15,5 % in Form von ­Cyanamid-Stickstoff (CaCN2). Im Boden wird er zunächst in Löschkalk und Cyanamid umgewandelt. Letzteres ist für die Sekundärwirkungen gegen Pilze und Schädlinge usw. verantwortlich.

Diese Wirkung hält aber nur ca. zwei Wochen an, weil die Mikroorganismen Cyanamid zu Harnstoff, Ammonium und Nitrat umbauen. Ein Teil des Cyanamids reagiert zu Dicyandiamid (DCD), das die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat hemmt. Darauf beruht die Langzeitwirkung von Kalkstickstoff.

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