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Vermehrte Funde von Kleeseide

Im Main-Tauber-Gebiet mehren sich laut LTZ Augustenberg die Funde von Kleeseide. Wegen des hohen Samenpotenzials ist eine schnelle Bekämpfung der parasitären Pflanze notwendig.

Lesezeit: 5 Minuten

Nach Angaben des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) mehren sich die Anzeichen, dass sich die parasitisch lebende Samenpflanze Kleeseide (Cuscuta epithymum) in Baden-Württemberg wieder verstärkt ausbreitet. Beunruhigende Meldungen kommen demnach aus dem Gebiet Main-Tauber und z.T. aus den angrenzenden Landkreisen. Top agrar-Südplus berichtete bereits.

Schätzungen zufolge sollen etwa 20% der Flächen mit den ein- und überjährigen FAKT-Blühmischungen M1, M2 und M3 Kleeseide-Besatz aufweisen, wobei die Kleeseide auf kalkhaltigen Böden vermehrt auftritt. Die Unkrautproblematik rückt angesichts eingeschränkter chemisch-mechanischer Pflanzenschutzmaßnahmen auf diesen Flächen in den Fokus

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Unmittelbare Bekämpfung notwendig

Kleeseide kann bis zu 30 Jahre im Boden überdauern und bildet je nach Wirtspflanze bis zu 200 (Gras) oder 1500 (Knorpelmöhre) Samen pro Pflanze. Ihre Bekämpfung erfordert laut LTZ eine Kombination verschiedener Maßnahmen, da Einzelmaßnahmen oft nicht nachhaltig sind. Studien aus Italien beschreiben, dass aus einem Bodensamenvorrat von 10.000 bis 20.000 Samen/m² nur 1% des Samenbankvorrats pro Jahr keimten. Bei einem Kleeseide-Befall auf der Fläche sind deshalb zeitnah Bekämpfungsmaßnahmen durchzuführen, da sich ansonsten die Problematik mitunter für die kommenden Jahrzehnte aufbauen kann.

Kleeseide ist eine in Deutschland heimische Art und ist darüber hinaus über ganz Europa verbreitet, wobei sie in einigen Ländern als invasiv gilt. Laut floristischer Kartierung des Bundesamtes für Naturschutz liegen die Schwerpunkte der Kleeseide-Verbreitung in Deutschland nach 1980 in den Kreisen Hohenlohe und Schwäbisch Hall (tendenziell südliche Teile), Lörrach, Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald sowie Zollernalb (nordwestliche Region). Als Wirtspflanzen gelten hauptsächlich Rotklee, Alexandriner- und Perserklee, Luzerne, aber auch Kartoffel, Zuckerrübe, Färberdistel, Erbsen, Bohnen sowie zahlreiche Zierpflanzen, Kräuter und zweikeimblättrige Ackerunkräuter wie Ackerwinde, wilder Buchweizen und Weißer Gänsefuß.

Verbreitung über unreines Saatgut

Neben zahlreichen anderen Verbreitungswegen gilt verunreinigtes Saatgut als eine maßgebliche Ursache für Kleeseide-Befall. Deshalb wird in Verbindung mit Kleeseide und Futterleguminosen-Anbau immer wieder darauf verwiesen, ausschließlich zertifiziertes Saatgut zu verwenden. Im Rahmen der Saatgutzertifizierung verlangt das Saatgutverkehrsgesetz bei Saatgut von Gräsern, Klee und sonstigen Futterpflanzenarten die völlige Freiheit von Seide.

Für Mischungen und auch für FAKT-Blühmischungen gilt ebenfalls, dass sie keinerlei Besatz von Seide aufweisen dürfen. Dies ist sowohl in den Qualitätsanforderungen für das Saatgut von FAKT-Blühmischungen als auch in der Saatgutverordnung geregelt (Merkblatt „Qualitätsanforderungen an das Saatgut“).

Kleeseide-Befall erkennen

Weil Kleeseide in den vergangenen Jahren nicht mehr zu nennenswerten Problemen führte und selten auftrat, wird ein neuerlicher Befall oft nicht sofort bemerkt. Wie also erkennt man einen Kleeseide-Befall? Aus den bei einer Bodentemperatur von 15 bis 30°C keimenden Samen entstehen wurzellose, lange gelb-orangefarbene, fadenförmige, blattlose Stängel, die 2,5 bis 7 cm hoch werden können. Gegen den Uhrzeigersinn kringelt sich der Keimling auf der Suche nach einer Wirtspflanze, die allerdings in einem Umkreis von maximal 5 cm stehen muss. Hat er sie gefunden, kann Kleeseide 7 cm pro Tag wachsen und kann in einer Vegetationsperiode 3 m² bedecken. Sie kann sich von einer Wirtspflanze zur nächsten heften und bildet dann eine dichte Matte aus verflochtenen Stängeln. Deshalb beginnt der Befall meist nesterweise. „Richtige Blätter bilden die Schmarotzerpflanzen nicht aus. Sie sehen eher aus wie Schuppen, und die Blüten sind unscheinbar“, sagt Helmut Rauleder vom LTZ Augustenberg. In wüchsigen Beständen ist ein Befall leicht zu übersehen.

Kleeseide bildet keine Wurzel und enthält kaum Chlorophyll zur eigenen Photosynthese. Sie lebt stattdessen ausschließlich auf Kosten ihrer Wirtspflanze. Mit einer zementartigen Schicht aus Pektinen und mittels Haustorien (einzellige Pilzfäden) heftet sie sich an die Wirtspflanze und entzieht ihr Aminosäuren, Assimilate und Wasser.

Kleeseide blüht meist von Juli bis September, wobei der Samenansatz im Spätsommer am höchsten ist. Eine Studie berichtet von neun Tagen zwischen Blüte und Entwicklung lebensfähiger Samen und rund 60 Tagen nach Befall der Wirtspflanze.

Bekämpfungsmöglichkeiten

Die Bekämpfung von Kleeseide besteht aus einem Maßnahmenkatalog von Vorbeugung und Beseitigung. Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten sind begrenzt, da derzeit keine selektiven Herbizide auf dem Markt verfügbar sind. „Im konventionellen Ackerbau kann in diesem Jahr bei größeren Befallsnestern punktuell noch ein Totalherbizid eingesetzt werden“, erklären die Pflanzenschützer vom LTZ Augustenberg. Mit Wirkung vom 01.09.2021 sind allerdings die beschränkten Einsatzmöglichkeiten von Glyphosat zu beachten sowie die ohnehin für FAKT-Maßnahmen geltenden Auflagen hinsichtlich Pflanzenschutzmaßnahmen auf den betreffenden Flächen.

Oft bleibt auf befallenen Flächen als einzige Möglichkeit die mechanische Beseitigung und thermische Zerstörung. Der Aufwuchs muss entfernt und ohne zeitliche Verzögerung verbrannt werden, um vorhandene Samen abzutöten. Das Abtöten der Samen ist wichtig, da sie sehr leicht durch Maschinen, Geräte oder durch die Kleidung verschleppt werden. Hygiene durch sorgfältige Reinigung von Schleppern und Geräten ist notwendig.

Danach sollte auf den Flächen langjährig weder Luzerne, Klee noch Kartoffeln oder Zuckerrüben stehen bzw. Saatgutmischungen, die potentielle Wirtspflanzen enthalten. Aufgrund der großen Bandbreite an Wirtspflanzen und der langen Lebensdauer der Samen im Boden ist eine breite Fruchtfolge nur ein Baustein der Vorbeugung, der allerdings nicht ausreichend ist, um Kleeseide dauerhaft zu beseitigen. Nach Kleeseide-Befall sollte in den Folgekulturen darauf geachtet werden, dass zweikeimblättrige Unkräuter beseitigt werden, da einige als Wirtspflanzen fungieren.

Wichtig in der Bekämpfungsstrategie ist, befallene Flächen regelmäßig und gewissenhaft zu kontrollieren, damit frühzeitig verhindert wird, dass sich neue Samenpopulationen und damit der Bodensamenvorrat aufbauen. Bekämpfungsmaßnahmen müssen vor Samenbildung durchgeführt werden. Weiterhin muss die Anzahl potentieller Wirtspflanzen im Bestand und über die Fruchtfolge reduziert werden.

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