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Vertrauensverlust: Ein Kommentar zur Glyphosat Anhörung

Eine Bewertung von top agrar-Korrespondent Thomas A. Friedrich aus Brüssel: Das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Greenpeace und den Grünen einen Bärendienst erwiesen. Die Verweigerung des BfR-Präsidenten Professor Dr.

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Eine Bewertung von top agrar-Korrespondent Thomas A. Friedrich aus Brüssel:


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Das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Greenpeace und den Grünen einen Bärendienst erwiesen. Die Verweigerung des BfR-Präsidenten Professor Dr. Andreas Hensel bei der Anhörung des Europäischen Parlamentes (EP) den Europaabgeordneten zu „Monsanto Papers und Glyphosat“ Rede und Antwort zu stehen, hinterlässt nicht nur einen schalen Beigeschmack, sondern untergräbt das Vertrauen in die unabhängige Wissenschaft.



Die „organisierte Verunsicherungskampagne“ gegen eine Verlängerung der Zulassung des höchst umstrittenen Wirkstoffs Glyphosat, wie die bayerische Europaabgeordnete Ulrike Müller (Freie Wähler) die seit Monaten von den Nichtregierungsorganisationen befeuerte europaweite Offensive nennt, zeigt Wirkung.



Die Pflanzenschutzmittel-Gegner haben seit Jahr und Tag nichts unversucht gelassen, um die zunächst wissenschaftlich geführte Debatte um die Risiken des Unkrautvernichters des US-Multis Monsanto zu diskreditieren. Den Grünen, Greenpeace, Avaaz, Friends of the Earth und Globalisierungsgegnern gelang es, Risiken zu befeuern und den tatsächlichen Nutzen in der Bewertung fast völlig auszublenden. Sie boten Opferanwälte aus den USA auf, die Belege von Lymphdrüsenerweiterung und Krebstoten bei Plantagenarbeitern und Farmern im jahrelangen Umgang mit Glyphosat vorzulegen. Und jetzt gerät auch der Speiseeis- und Süßwarenproduzent Ben & Jerry’s ins Fadenkreuz von Glyphosat- Verunreinigungen, die die in der EU erlaubten Grenzwerte um ein Vielfaches übersteigen sollen. Wie stichhaltig diese Belege sind, bleibt offen.



Glyphosat-Gegner bezichtigen Monsanto, den Wirkstoff ohne Rücksicht auf Verluste skrupellos zu vermarkten. Ob das stimmt, wollen US-Anwälte im nächsten Jahr vor dem Supreme Court in Los Angeles beweisen. Die Anwälte behaupten, Monsanto habe Wissenschaftler gekauft, Expertisen für Unbedenklichkeitsbescheinigungen selbst geschrieben und Tumorbefunde bei Labormäusen unterdrückt. Die von den US-Anwälten Michael L. Baum und Andrus Wagstaff veröffentlichten sogenannten Monsanto Papers sollen die Plagiats-, Täuschungs- und Schummelaktivitäten des US-Giganten erhärten, den die deutsche Bayer AG jetzt als zukunftsträchtiges Spartengeschäft übernehmen will. Ab Juni 2018 ziehen die mit allen Wassern gewaschenen US-Anwaltssozietäten mit einer Sammelklage von über 1.100 betroffenen Amerikanern vor den Supreme Court von Kalifornien gegen Monsanto und Glyphosat zu Felde. Der Ausgang ist höchst ungewiss.



Da kommt das Auslaufen der Zulassung von Glyphosat auf den europäischen Äckern und Feldern Ende 2017 zur Unzeit. Die Weigerung des Monsanto-Chefs Grant, in Brüssel bei der Anhörung zur Aufklärung beizutragen, mag mit der juristischen Auseinandersetzung in den USA zu erklären sein, ist aber völlig inakzeptabel. Es kann nicht angehen, sich einem demokratischen Diskurs zu entziehen. Es war daher richtig und konsequent, dass das EU-Parlament den Monsanto-Lobbyisten die Hausausweise und den Zugang zum demokratisch gewählten EU-Parlament entzogen hat.



Dass sich auch das dem Bundeslandwirtschaftsministerium unterstellte Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weigert, zur Aufklärung im EU-Parlament beizutragen, ist fatal und eine unverzeihliche Mißachtung demokratisch gewählter Institutionen, vor allem weil dem BfR als Berichterstatter für die gesamte EU in der Glyphosat-Bewertung eine Schlüsselrolle zukam und zukommt. Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA und die EU-Chemikalienagentur ECHA administrierten lediglich die BfR-Unbdenklichkeitsbewertung für Glyphosat und mußten dafür bei der EP-Anhörung in dieser Woche heftige Prügel einstecken.



Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sollte BfR-Präsident Andreas Hensel anweisen, sich der Diskussion in Brüssel in aller Offenheit zu stellen. Wenn das BfR sauber gearbeitet hat, gibt es keine Gründe, sich zu verstecken. Das BfR darf der Verunsicherungskampagne der NGOs nicht noch mehr Futter geben. Die Entscheidung über die Verlängerung von Glyphosat muss auf Basis wissenschaftlicher Kriterien erfolgen. Wenn sich dabei die Wissenschaftler selbst ins Abseits stellen, ist das fatal. Am Ende sind die Bauern die Leidtragenden.

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