Neues zum Thema Controlled Row Farming haben wir Ende Juni bei einer Veranstaltung auf dem Amazone-Versuchsgut Wambergen erfahren. Versuche mit CRF finden hier seit 2020 statt, in einer Kooperation zwischen Amazone und der Deutschen Saatveredlung (DSV).
Ziel des reihenbezogenen Anbaus ist es, die Betriebsmittel maximal effizient einzusetzen. Trotz eines geringeren Inputs an Dünger und Pflanzenschutzmitteln sollen gute Erträge erzielt werden. Gleichzeitig sollen das Bodenleben und die Artenvielfalt durch die vielfältigen Begleitpflanzen gestärkt werden.
Was ist eigentlich Controlled Row Farming?
Controlled Row Farming bezeichnet ein Ackerbaukonzept, bei dem alle Kulturpflanzen in einer Reihenweite von 50 cm angebaut werden – das Getreide steht dabei in Doppelreihen. Zwischen den Reihen kommen teils verschiedene Begleitsaaten dazu.
Das strikte Denken in Reihen prägt aber auch Düngung und Pflanzenschutz: Bei der Aussaat wird an die Pflanzenreihe gedüngt. Der Pflanzenschutz findet als Band-Applikation statt, in höheren Beständen wird zudem Dropleg-Applikation eingesetzt.
Auch die mechanische Unkrautbekämpfung zwischen den Reihen ist Teil des Anbausystems: So kam in den Versuchen neben einer Kamerahacke (6 m mit 12 x 50 cm Untersaateinrichtung und Bandspritzung) auch eine spezielle modifizierte Messerwalze zum Einsatz, die nur die Begleitsaat zwischen den Reihen abschneidet. Für die nötige Präzision findet bei sämtlichen Arbeitsgängen eine Spurführung mit RTK-GPS statt.
In den CRF-Versuchen stellt das Unternehmen generell zwei verschiedene Varianten gegenüber: Eine Maximalertrags-Variante mit geringer Konkurrenz durch Begleitpflanzen sowie eine Variante mit Begleitsaaten, sowie verringertem Pflanzenschutz- und Düngeaufwand.
Welche Vorteile und welche Nachteile gibt es?
Die Potenziale des Reihenanbaus hat Prof. Dr. Bernhard Bauer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) untersucht. In seinem Impuls-Vortrag ging er auf verschiedene pflanzenbauliche Aspekte ein:
Etablierung des Bestands: Einerseits führt der Reihenanbau zu einem verbesserten Feldaufgang bei Trockenheit. Andererseits ist das System nicht spätsaatverträglich.
Untersaaten: Einerseits unterdrücken die Untersaaten Unkräuter, stabilisieren den Boden und fördern die Resilienz der Bestände. Andererseits ist hier die Herbizid-Auswahl geringer. Generell ist die PSM-Zulassungssituation bei Untersaaten schwierig.
Mechanische Unkrautbekämpfung: Wird sie in das System eingebaut, führt das zu geringeren Aufwandmengen im Pflanzenschutz. Das leistet einen Beitrag zum Resistenzmanagement. Andererseits steigt aber auch das Erosionsrisiko auf dem Acker. Zudem ist die Schlagkraft geringer.
Pflanzenschutz: Bei einem reihenbezogenen Pflanzenschutz ist die Benetzung höher und auch die Wirkstoffeffizienz hoch. Andererseits ist die Zulassungssituation durch die verschiedenen Kulturen auf einer Fläche schwierig. Zudem muss das Pflanzenschutzmittel reihenbezogen gespritzt werden.
Düngung: Zu den Vorteilen zählt, dass die platzierte Düngung und die Tiefendüngung zwischen den Reihen möglich ist. Andererseits ist die Schlagkraft oft geringer, die Logistik schwieriger und auch der mechanische Aufwand höher.
Spurplanung (CTF): Der Flächenanteil ohne Verdichtungen ist durch das strikte Arbeiten in Reihen höher. Andererseits können sich Verteilungsfehler addieren. Auch auf unebenen Feldern ist das System schwieriger umzusetzen.
Generell sieht der Wissenschaftler im Reihenanbau eine Vielzahl von pflanzenbaulichen Möglichkeiten, die nicht jeder umsetzen müsse. So könne man als Landwirt auch einzelne Maßnahmen ausprobieren und sich weiter herantasten.
Mit Dropleg-Düsen in die Reihe spritzen
Zudem ging Prof. Bauer besonders auf die Herausforderungen im Bereich Pflanzenschutz ein. Der Wissenschaftler rechnet damit, dass es in Zukunft immer weniger Wirkstoffe mit Kurativleistung geben wird. Zudem würden die Formulierungen träger, da generell weniger neue Wirkstoffe hinzukommen.
Lösungsansätze sieht Bauer für Fungizide und Wachstumsregler in der Reihen-Applikation (z.B. mit Dropleg-Düsen), die die Benetzung verbessern und die eingesetzten Wirkstoffmengen reduzieren könnte. Neben Controlled Row Farming funktioniert das System auch im Getreideanbau in weiten Reihen.
In Versuchen der HSWT im Getreide klappte die Applikation überraschend problemlos. Da die Dropleg-Düsen die Wirkstoffe direkt an den Stängel bringen, ließen sich die Aufwandmengen um bis zur Hälfte reduzieren
Einige Formulierungen führten aber teils zu Blattnekrosen. Auch gab es Überdosierungen direkt auf Höhe der Düse, die zu Blattschäden führten. Als die Fungizid-Aufwandmengen in den Versuchen um bis zu 50 % reduziert wurden, kam es zudem bei einigen Wirkstoffen zu kürzeren Wirkdauern. Zudem war das Spritzen in 25 cm-Reihen teils auch technisch herausfordernd.
So gelingt eine höhere Dünge-Effizienz im Reihenanbau
Ein wichtiger Bestandteil des Anbausystems sind Leguminosen (z.B. als Bestandteil der Begleitsaaten). So wurde in Wambergen ein Winterweizen mit Weißklee-Begleitsaat gesät. Nach der Ernte ging der Klee in eine Zwischenfrucht über. Hier zeigte sich, dass der Weißklee sich im September gut in der Fläche ausbreitete – zwischen Ernte und November brachte er es auf 3,5 t/ha TM.
Die Nmin-Werte blieben in dieser Variante konstant niedrig, es gab also keine Auswaschungen. Insgesamt hat die Weißklee-Variante bis in den November über 120 kg/ha N aufgenommen. Vor der Maisbestellung wurde die Weißklee-Parzelle schließlich gemulcht und gepflügt, da es speziell in diesen Versuchsparzellen nicht speziell um CRF ging. Der Versuch läuft derzeit mit Mais auf der Fläche weiter.
Eine höhere Düngeeffizienz in der weiten Reihe könne außerdem durch die Y-drop-Technologie gelingen. Sie platziert Flüssigdünger direkt in der Reihe und ist bereits in Ländern wie den USA oder Kasachstan im Einsatz.