Das strahlungsintensive, kalte Wetter der vergangenen Wochen hat den Aufbau von stärkerem Pflanzengewebe beim Winterweizen gefördert. Damit können Sie in diesem Frühjahr von einer höheren natürlichen Standfestigkeit der Bestände im Vergleich zu einem warmen, bedeckten Vegetationsstart rechnen.
Die Frostnächte sind nun vorüber. In vielen Teilen Deutschlands gibt es gerade passende Bedingungen für den Einsatz von Cycocel-(„CCC“-)Produkten in Winterweizen und Triticale.
Für eine gute Wirksam- und Verträglichkeit von „Moddus“-Produkten mit dem Wirkstoff Trinexapac, z.B. zur ersten Einkürzung in Wintergerste, werden etwas höhere Temperaturen von >12°C benötigt, die oft derzeit erreicht werden.
Vorsicht geboten
Insgesamt ist die Intensität von Einkürzungsmaßnahmen unbedingt an die diesjährigen Rahmenbedingungen anzupassen. Wo noch keine Niederschläge fallen, sollten Sie besonders vorsichtig handeln. Wachstumsregler können unter grenzwertigen Bedingungen auch schnell Ertrag kosten.
Besonders auf leichten Standorten wird man sich angesichts der trockenen Verhältnisse, die sich auch in den kommenden 10 Tagen nicht ändern sollen, am unteren Ende des Üblichen bewegen. Teils ist abzuwägen, ob eine jetzige Maßnahme unter Verträglichkeitsaspekten zielführend ist, hier heißt es unter anderem auch mit Wachstumsreglern fernzubleiben. Kein Grund zur Sorge: auch in späteren Stadien bestehen noch Handlungsmöglichkeiten.
Winterweizen (EC 27 bis 30/31):
In früh angedüngten, dichten Beständen mit intensivem Wachstum, ist eine Einkürzungsmaßnahme ab Mitte der Bestockung zu empfehlen. Für CCC in Winterweizen liegt ein großes Fenster vor. Auf einen Einsatz bei Nachtfrostgefahr sollten Sie verzichten. Ideal sind eine strahlungsreiche Witterung sowie eine mehrtägig milde Temperaturphase (>10°C). Angepasst an die Lageranfälligkeit der Sorte, Bestandesdichte sowie das Nachlieferungspotential des Standortes empfehlen sich ab Mitte der Bestockung (EC 25 bis 29) 0,8 bis 1,2 l/ha CCC 720 (alternativ auch Produkte wie z.B. Stabilan 720, Shortcut XXL oder Palermo 720).
Ab EC 30 ist eine Kombination von CCC mit Trinexapac/ Prodax zu empfehlen. In standfesten als auch mittel-lageranfälligen Sorten (z.B. Donovan, Campesino, Depot, Kreuzer, Reform, Spectral) können 0,8 – 1,2 l/ha CCC mit 0,1 – 0,2 l/kg/ha Moddus/Prodax ergänzt werden. In weniger standfesten Sorten, vorweg Imperium und Willem, u.a. aber auch Chevignon, Keitum, Optimist, Obiwan, ist eine leichte Erhöhung der Aufwandmenge sinnvoll (1,0 - 1,4 l/ha CCC + 0,1 – 0,3 l/kg/ha Moddus/Prodax). Ob eine Nachlage erforderlich ist, können Sie später entscheiden.
Oft wird in diesem Jahr auch eine Einmalbehandlung ausreichend sein, sodass keine Nachlage mehr notwendig wird. Wo spät eingekürzt werden soll (ab EC 33/34), wurden in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit Medax Top + Turbo gemacht (0,3 – 0,5 l/ha + 0,3 - 0,5 kg/ha – Verhältnis 1:1).
In wenig wüchsigen, dünnen Beständen, z.B. auf Sandstandorten sollten Sie (vorerst) auf Wachstumsregler verzichten. Hier heißt es abwarten. Wirkungsvolle Maßnahmen sind auch noch später ab/ nach EC 31/32, bei dann hoffentlich feuchteren Bodenbedingungen gut möglich.
Download
Fungizide bei der Wachstumsreglermaßnahme mitnehmen?
Aktuell ist das Krankheitsgeschehen in Winterweizenbeständen sehr ruhig. Die trockene Witterung lässt verbreitet kaum Infektionen zu. Auf alten Blättern kann man Septoria-Ausgangsinfektionen erkennen, doch für eine Weiterentwicklung fehlt dem Pilz derzeit Nässe.
Bislang ist noch kein Gelbrost auffällig geworden. Im Gegensatz zur Triticale und Wintergerste tritt Mehltau in Winterweizen aktuell nur gering auf. Behalten Sie diesen weiter im Blick. Bei Auffälligkeit und einem bekämpfungswürdigen Befall kann eine Absicherung in anfälligen Sorten z.B. über 0,2 l/ha Talius/Talendo erfolgen.
Eine vorbeugende Zumischung von Tebuconazol (u.a. Orius), z.B. gegen Braunrost, wird nicht empfohlen, da die Dauerwirkung zu gering ist. Fazit: Fungizidmaßnahmen sind derzeit in den meisten Fällen erst nach Schossbeginn, ab EC 31/32 angesagt. In vielen Fällen ist ein Einsatz von Fungiziden noch nicht notwendig – deshalb können Sie Maßnahmen nach hinten schieben.