Um dem Schädlingsdruck im Rapsanbau Herr zu werden, schlägt der Göttinger Pflanzenpathologe, Prof. Andreas von Tiedemann, eine bisher unkonventionelle Methode vor: Landwirte sollten den Rapsanbau in einem Umkreis von bis zu 12 Kilometern synchronisieren. Mit einer gut organisierten Absprache könnte es damit in einer ganzen Region Anbaupausen für Raps geben. Landwirte würden danach ein Jahr Raps anbauen und im folgenden Jahr im gesamten Umkreis nicht. Das würde den Schädlingen, etwa dem Rapsglanzkäfer, regional die Futtergrundlage entziehen und diese damit aushungern. Es könnte eine effiziente Schädlingskontrolle sein und eine Alternative für die immer weniger verfügbaren und weniger wirksamen insektiziden Wirkstoffe. Die Landwirte müssten ihren Anbau nicht nennenswert einschränken, sondern sich mit ihren Fruchtfolgen absprechen. Weil die Regionen so kleinräumig sind, könnte das auch bezüglich der Rapsmenge in Deutschland bzw. in der EU funktionieren. Prof. von Tiedemann hat seine Überlegungen auf dem internationalen Rapskongress Ende Juni in Berlin vorgestellt.
Top agrar hat mit Prof. von Tiedemann darüber gesprochen:
Was hat Sie zu Ihrem unkonventionellen Vorschlag bewogen?
Tiedemann: Wir haben uns für den internationalen Rapskongress noch einmal einen globalen Überblick über Schädlinge und Krankheiten verschafft. Dabei haben wir festgestellt, dass die Anbauregionen in Europa vor allem unter Schädlingen leiden, anders als in anderen wichtigen Anbauländern wie zum Beispiel Kanada. Dort steigt der Rapsertrag weiter linear an. In Europa hat sich der Ertragsfortschritt in den letzten Jahren dagegen deutlich verlangsamt. Wir haben in Europa mittlerweile Schädlingsprobleme, die für den Raps existenziell sind. Bisher bleibt jedoch nur eine einzige Möglichkeit auf die Insekten zu reagieren, mit Insektiziden. Der Raps ist mehr als jede andere Kultur abhängig von Insektiziden. Gleichzeitig haben wir aber eine massive gesellschaftliche Diskussion über Insektizide in Deutschland und Europa. Wenn wir nicht einen Weg finden, die Insektizid-Abhängigkeit des Rapsanbaus zu reduzieren, verlieren wir hier den Raps.
Wie können die Anbaupausen funktionieren?
Tiedemann: Die wichtigen Schädlinge im Raps sind Rapsglanzkäfer, Rapsstängelrüssler, Kohlschotenrüssler, Blattläuse, Kohlschotenmücke und der Rapserdfloh. Diese Insekten können sich in der Landschaft ausbreiten, weil sie mobil sind. Sie fliegen in einem Umkreis von zwei bis 12 Kilometern. Hier müssen wir für eine regionale Lösung ansetzen. Mein Vorschlag ist, den Rapsanbau regional in diesem Radius für ein Jahr ganz zu unterlassen! Das kann einen starken Effekt auf die Schädlingspopulation haben. Insekten haben wir bisher nur auf der Ebene des Feldes betrachtet und nicht im Landschaftsmaßstab. Die oft gestellte Forderung nach einer erweiterten Fruchtfolge funktioniert aber nur auf Feldebene. Sie ist daher eine stumpfe Waffe und wirkt nicht auf Landschaftsebene bei den regional agierenden Schädlingen. Wir brauchen deshalb eine völlig neue Strategie für eine langfristige und wirksame Kontrolle der Insektenpopulationen.
Was müssen die Landwirte dafür tun?
Tiedemann: Die Landwirte brauchen ihre Fruchtfolgen eigentlich nicht wesentlich zu verändern. Sie müssten dafür ihren Rapsanbau regional synchronisieren und sich regional organisieren. Wenn Landwirte wissen, was auf dem Spiel steht, sollten sie bereit sein, sich abzusprechen. Es müssen natürlich Regionen für die Absprache definiert werden. Günstig sind Regionen, die mit Bergen oder Wäldern umschlossen sind, wo es dann keinen angrenzenden Ackerbau gibt. Ich bin sicher, dass das einen erheblichen Effekt haben wird.
Wie gehen Sie jetzt weiter vor?
Tiedemann: Wir brauchen zunächst Modellregionen, in denen dieser neue Ansatz überprüft wird, das heißt wir müssen unsere Überlegungen nun mit Forschung unterlegen. Dafür müssen wir an Förderinstitutionen und das Bundeslandwirtschaftsministerium herantreten, wo ich mir dafür durchaus große Aufmerksamkeit vorstellen kann. Immerhin ist das Insektenthema gegenwärtig sehr präsent. Die Rückmeldungen, die ich hier auf dem Kongress bekommen habe, waren bereits sehr ermutigend.
Vielen Dank für das Gespräch.
{{::textbox::standard::Was halten Sie von der Idee? Können Sie sich vorstellen, den synchronisierten Rapsanbau mit Ihren regionalen Berufskollegen umzusetzen? Schreiben Sie uns unter
redaktion@topagrar.com.::}}
von Hermann Kamm
Bevor man ein Risiko bei Raps eingeht,
braucht man Gewissheit das solcher Anbau funktioniert, ansonsten überlassen wir den Rapsanbau den Professoren. Die können nur labern und das Risiko trägt der Landwirt. Deshalb verzichte ich auf Raps.
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von Werner und Markus Hauck
Rapsanbau regionalisieren
Am letzten Sonntag mal Weltspiegel schauen sollen. Brasilien geht mit Waffengewalt gegen die Klein Bauern vor ohne Rücksicht. Entweder weg oder tot. Ihr könnt es alle in der Mediathek nachschauen wer es nicht zufällig gesehen hat. Und die beliefern uns in Zukunft mit Lebensmitteln die ... mehr anzeigen Gentechnisch manipuliert sind und nur mit Glyphosat behandelt sind. Ich kann nur sagen prima EU habt ihr gut gemacht. Und unser grünes Völkchen ist beruhigt weil bei uns ja die Umwelt durch Insektizidverbote geschützt ist. Ich bekomme das große Grauen. weniger anzeigen
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von Stephan Mueller
Putin hört auf mit der Planwirtschaft
in Europa und vor allen Dingen in Deutschland steigen wir in diese in grossen Schritten ein.
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von Albert Maier
Ich schätze ....
.... Prof.Tiedemann sehr, aber diesmal liegt er daneben. Seine Radiuslösung bringt an den Randbereichen überhaupt nichts, zudem ist das Auftreten der Schädlinge im Raps sehr stark von der Witterung abhängig und weniger von der Häufigkeit des Rapsanbaues, da alle Schädlinge nicht nur ... mehr anzeigen den Raps als Wirtspflanze haben. Wir brauchen auch weiterhin Möglichkeiten, (Raps-) Pflanzen zu schützen! weniger anzeigen
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von Heinz Hahn
Regelt sich...
Bei den Erzeugerpreisen von selbst... Bei uns in Südbaden unmöglich umsetzbar. Da sind die Strukturen viel zu klein...
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von Philipp Schmid
Raps wird regionalisiert
In Zukunft in der Region Brasilien. Der rechtspopulistische Brasilianischer President Jair Bolsonaro konterte am Rande des G20 Gipfel der Merkel nach deren üblichen Belehrungen :"Europa hat eine Umweltpsychose" Besser kann man es nicht erklären
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von Gerhard Steffek
Immer wieder erstaunlich -
auf welche kruden Ideen unser "Agrarexperten" kommen. Was kommt als nächstes? Wahrscheinlich die Idee das dies am Besten ein Betrieb mit 12 km² Fläche händeln kann. Dann gibt es wenigstens kein Problem mit dem Nachbarn und vor dem Hintergrund des Mercosurabkommens hat man dann ... mehr anzeigen wenigstens gleich mal wettbewerbsfähige Strukturen, um mit den brasilianischen und argentinischen Betrieben mithalten zu können. weniger anzeigen
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von Klaus Fiederling
Fortschritt ist der Weg vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen (Wernher v. Braun)
Im Osten könnte das vielleicht noch am besten funktionieren, wo der Schädlingsdruck durchaus ähnlich hoch ist. Richtig erkannt hat man, dass die Masse der gelisteten Insekten hoch mobile Fluginsekten sind. Beschränken diese sich alleinig auf die Wirtspflanze Raps und ignorieren die ... mehr anzeigen reichhaltigen Beikräuter dabei sträflichst? // Ein Ertragsfortschritt hat sich in den jeweiligen Versuchsauswertungen vielleicht allenfalls verlangsamt gegenwärtig - in der Praxis ist die Klassifizierung „stark rückläufig“ wohl zutreffender. Wie postulierte die DLG auf dem Titelblatt ihrer letzten Ausgabe: „Raps und Rübe - Vom Champion zum Absteiger“. Der alljährliche Raiffeisen-Erntebarometer korreliert im übrigen dahingehend auch gar nicht mit Herrn Prof. von Tiedemanns Feststellungen: Spitzenertrag über Spitzenertrag an jedem neuen Druschtag... // Geht man zunächst einmal positiv gestimmt davon aus, eine regionale Anbauplanung ließe sich wie angedacht wirklich im letzten Klein-Klein umsetzen, welche maßgeblich entscheidende Rolle teilt man unseren Partnern der Landwirtschaft in der Umsetzung eines solchen Regionalmodelles zu? Wird damit für selbige nicht ein innerhalb der jeweiligen Modellregionen ohnedies schon avisiertes Erzeugerpreisniveau von allenfalls 250,00 € pro Tonne in realiter greifbare Nähe rücken? Keine zahmen Stubentigerchen, die sich hinter diesen Gossen verschanzen; das erhöht mithin die „Fluchtgeschwindigkeiten“ der bäuerlichen Rennhäschen noch mehr. Solche regionalen Planbarkeiten beeinflussen ohnedies überhaupt nicht die von jeder Praxis zwischenzeitlich vollkommen entkoppelten Weltmarktpreisgefüge der über alles herrschenden Nullen und Einsen. // Auch Herr Prof. von Tiedemann muss deshalb geflissentlich jetzt zur Kenntnis nehmen wollen, dass sowohl unsere Pflanzenbauer wie auch die Betriebswirte an unseren Instituten den Bauern lange, viel zu lange, eine Lukrativität des Rapsanbaus schöngeredet haben; vor längeren Zeiten funktionierte das so auch noch, heute allerdings hat dies sich rasant ins krasse Gegenteil umgekehrt, ...nicht freizusprechen dieselben daher von einer maßgeblichen Mitverantwortung. // Ein sehr gravierendes Problem sehe ich in Reihen der bäuerlichen Landwirtschaft dato darin verortet, dass unsere Wissenschaft nur mit Vorschlägen wie obigen aufwartet. Ein Mischkulturenanbau, der längst schon hätte thematisiert werden müssen, wird noch immer vollkommen tabuisiert, niemand wagt sich in einer geistigen Fortentwicklung an dieses heiße Eisen; es sind bereits wirklich gute Ansätze verhanden, die darauf warten, endlich fortentwickelt zu werden. // Welche Optionen eröffnet man stattdessen aber uns Bauern!? Bingo,... ja wir Bauern fahren allenthalben bevorzugt weiterhin mit Vollgas gegen unsichtbare Mauern! - Und am Ende eines WJ lassen sich Heilsversprechen wie die obig thematisierten in unseren bäuerlichen Bilanzen wie ablesen!? -Die nüchternen Zahlen sprechen da nicht selten ganz unverblümt, niederschmetternd Tacheles!!! // Die gerade noch um die 900.000 Hektar Rapsanbaufläche in Deutschland unterstreichen das bäuerliche Abstimmen mit den Füßen schon mehr als deutlich. // Ein kleiner ergänzender Vorschlag für eine Stabilisierung des Rapspreises: Aktuell werden auf der Fläche etwa 100 l Diesel/ha verfahren. Würde man davon lediglich einen kleinen Anteil von 10% reinem Rapsöl auf den Höfen 90 Liter Diesel direkt beimischen, käme das einer spürbaren Entlastung gleich, löste einen enormen Nachfrageschub in der Region aus. DAS aber wird bäuerliches Wunschdenken bleiben, allseits mit Händen und Füßen sofort massiv torpediert und rigoros verhindert werden, da man die bestens eingespielten Wertschöpfungsketten keinesfalls empfindlich stören möchte... weniger anzeigen
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von Heinrich Roettger
Das wäre monokausal betrachtet eine Möglichkeit.
Dieses Modell wird von uns schon jetzt in abgeschwächter Form praktiziert. Wir bauen nur dort Raps an , wo die benachbarten Landwirte auch Ihren Raps anbauen.Am besten ist der Landwirt dran, der seine Rapsschläge inmitten anderer Rapsfelder der Nachbarn hat. Das erste Rapsfeld zu ... mehr anzeigen Wäldern oder besäumten Biotopen wird am stärksten geschädigt.Der Vorschlag hat aber bedeutende Lücken.Was ist mit den anderen Kruziferen wie Zwischenfrüchte oder Sommerraps? Was ist mit der Biodiversität?Staatliche Reglementierung ist keine Lösung! weniger anzeigen
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von Andreas Christ
Theorien
und dann monokulturmäßig Raps in dem besagten Jahr? die Preise werden super sein und das ist nur ein Aspekt. es tut weh sowas lesen zu müßen
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von Willy Toft
Unkonventionell, und wie sollen solche Pausen aussehen, selbst bei jungfräulichen Flächen......
ist der Schadinsekten- Druck groß! Ob man das hin bekommt, dass eine ganze Region auf den Raps- Anbau verzichtet, wird schon bald die Wirtschaftlichkeit dieser Frucht bestimmen. Die Kosten steigen, die Mittel zur Ertragssicherung sind begrenzt, und die Erlössituation lassen diese Frucht ... mehr anzeigen sowieso bald von den Äckern verschwinden, bzw. stark dezimieren. Der Anbau dieser hervorragenden Frucht macht uns gerade vor, wie durch Mittel- Verbot eine Frucht so leise vom Acker verschwindet! Der Landwirt muss auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
In der Not frisst der Teufel Fliegen.
Der wirre Staat könnte auch über ganz Deutschland nach diesem Muster Fruchtfolgen festlegen und schon könnten wir alle chemiefrei herrlich und zufrieden leben, dem Schlaraffenland sehr nah.
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