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Warum nicht den Rapsanbau regionalisieren?

Der Raps hat ein Schädlingsproblem. Neue Wirkstoffe sind nicht zu erwarten. Zeit für einen unkonventionellen Vorschlag.

Lesezeit: 4 Minuten

Um dem Schädlingsdruck im Rapsanbau Herr zu werden, schlägt der Göttinger Pflanzenpathologe, Prof. Andreas von Tiedemann, eine bisher unkonventionelle Methode vor: Landwirte sollten den Rapsanbau in einem Umkreis von bis zu 12 Kilometern synchronisieren. Mit einer gut organisierten Absprache könnte es damit in einer ganzen Region Anbaupausen für Raps geben. Landwirte würden danach ein Jahr Raps anbauen und im folgenden Jahr im gesamten Umkreis nicht. Das würde den Schädlingen, etwa dem Rapsglanzkäfer, regional die Futtergrundlage entziehen und diese damit aushungern. Es könnte eine effiziente Schädlingskontrolle sein und eine Alternative für die immer weniger verfügbaren und weniger wirksamen insektiziden Wirkstoffe. Die Landwirte müssten ihren Anbau nicht nennenswert einschränken, sondern sich mit ihren Fruchtfolgen absprechen. Weil die Regionen so kleinräumig sind, könnte das auch bezüglich der Rapsmenge in Deutschland bzw. in der EU funktionieren. Prof. von Tiedemann hat seine Überlegungen auf dem internationalen Rapskongress Ende Juni in Berlin vorgestellt.

Top agrar hat mit Prof. von Tiedemann darüber gesprochen:

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Was hat Sie zu Ihrem unkonventionellen Vorschlag bewogen?

Tiedemann: Wir haben uns für den internationalen Rapskongress noch einmal einen globalen Überblick über Schädlinge und Krankheiten verschafft. Dabei haben wir festgestellt, dass die Anbauregionen in Europa vor allem unter Schädlingen leiden, anders als in anderen wichtigen Anbauländern wie zum Beispiel Kanada. Dort steigt der Rapsertrag weiter linear an. In Europa hat sich der Ertragsfortschritt in den letzten Jahren dagegen deutlich verlangsamt. Wir haben in Europa mittlerweile Schädlingsprobleme, die für den Raps existenziell sind. Bisher bleibt jedoch nur eine einzige Möglichkeit auf die Insekten zu reagieren, mit Insektiziden. Der Raps ist mehr als jede andere Kultur abhängig von Insektiziden. Gleichzeitig haben wir aber eine massive gesellschaftliche Diskussion über Insektizide in Deutschland und Europa. Wenn wir nicht einen Weg finden, die Insektizid-Abhängigkeit des Rapsanbaus zu reduzieren, verlieren wir hier den Raps.

Wie können die Anbaupausen funktionieren?

Tiedemann: Die wichtigen Schädlinge im Raps sind Rapsglanzkäfer, Rapsstängelrüssler, Kohlschotenrüssler, Blattläuse, Kohlschotenmücke und der Rapserdfloh. Diese Insekten können sich in der Landschaft ausbreiten, weil sie mobil sind. Sie fliegen in einem Umkreis von zwei bis 12 Kilometern. Hier müssen wir für eine regionale Lösung ansetzen. Mein Vorschlag ist, den Rapsanbau regional in diesem Radius für ein Jahr ganz zu unterlassen! Das kann einen starken Effekt auf die Schädlingspopulation haben. Insekten haben wir bisher nur auf der Ebene des Feldes betrachtet und nicht im Landschaftsmaßstab. Die oft gestellte Forderung nach einer erweiterten Fruchtfolge funktioniert aber nur auf Feldebene. Sie ist daher eine stumpfe Waffe und wirkt nicht auf Landschaftsebene bei den regional agierenden Schädlingen. Wir brauchen deshalb eine völlig neue Strategie für eine langfristige und wirksame Kontrolle der Insektenpopulationen.

Was müssen die Landwirte dafür tun?

Tiedemann: Die Landwirte brauchen ihre Fruchtfolgen eigentlich nicht wesentlich zu verändern. Sie müssten dafür ihren Rapsanbau regional synchronisieren und sich regional organisieren. Wenn Landwirte wissen, was auf dem Spiel steht, sollten sie bereit sein, sich abzusprechen. Es müssen natürlich Regionen für die Absprache definiert werden. Günstig sind Regionen, die mit Bergen oder Wäldern umschlossen sind, wo es dann keinen angrenzenden Ackerbau gibt. Ich bin sicher, dass das einen erheblichen Effekt haben wird.

Wie gehen Sie jetzt weiter vor?

Tiedemann: Wir brauchen zunächst Modellregionen, in denen dieser neue Ansatz überprüft wird, das heißt wir müssen unsere Überlegungen nun mit Forschung unterlegen. Dafür müssen wir an Förderinstitutionen und das Bundeslandwirtschaftsministerium herantreten, wo ich mir dafür durchaus große Aufmerksamkeit vorstellen kann. Immerhin ist das Insektenthema gegenwärtig sehr präsent. Die Rückmeldungen, die ich hier auf dem Kongress bekommen habe, waren bereits sehr ermutigend.

Vielen Dank für das Gespräch.

Was halten Sie von der Idee? Können Sie sich vorstellen, den synchronisierten Rapsanbau mit Ihren regionalen Berufskollegen umzusetzen? Schreiben Sie uns unter redaktion@topagrar.com .

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